Am 26. November 2009 wurde das Meinungs- und
Sozialforschungsinstitut INSA-CONSULERE gegründet. Aus Anlass des 10jährigen
Jubiläums feierte das Institut in der vergangenen Woche im Erfurter Kaisersaal
mit 250 geladenen Gästen, aus Wirtschaft, Politik und Medien. Durch den Abend
führte die Journalistin und Publizistin Dr. Susanne Gaschke. Die musikalische
Begleitung des Abends übernahm das bekannte A-Cappella-Ensemble Sonat Vox, das
die Zuhörer mit Variationen deutscher Volkslieder zu beeindrucken wusste.
In seiner Eröffnungsansprache warf INSA-Geschäftsführer Hermann Binkert einen
Blick zurück auf die Anfänge seines Instituts, als nicht abzusehen war, dass der
10. Geburtstag in einem solchen Rahmen gefeiert werden könnte. Mittlerweile gilt
INSA als eines der wichtigsten Meinungsforschungsinstitute des Landes.
Meinungsforschung ist für Binkert eine „Dienstleistung in ihrer vornehmsten
Bedeutung“. Ob bei Tests von Produkten, im Gesundheitswesen, bei
gesellschaftlichen Entwicklungen – immer könne die Meinungsforschung ein Motor
für gelingenden Fortschritt sein. Zudem sei er zutiefst davon überzeugt, dass
Meinungsforschung wichtig für eine lebendige Demokratie sei. „Die Spiegelung der
öffentlichen Meinung“ gehört für ihn genauso zur freiheitlichen Demokratie wie
die Vermittlung von Berichten und Kommentaren durch die veröffentlichte Meinung,
die Medien. Ähnlich wichtig sei auch die Zusammenarbeit im europäischen Ausland.
Im Vorfeld der Europawahl habe INSA wiederholt mit europäischen
Partnerinstituten Umfragen erhoben. „Es ist im Interesse eines gemeinsamen
europäischen Hauses, wenn es vergleichbare Stimmungsbilder aus den
unterschiedlichen Wohnungen gibt“, meinte Binkert. Gemeinsames europäisches
Bewusstsein brauche auch eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit, die sowohl
die Vielfalt des Kontinents als auch seine verbindende Werteordnung spiegele.
Im Anschluss gab es Grußworte zum Jubiläum vom polnischen Boschafter Andrzej
Przylebski, dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, dem Partei- und
Fraktionsvorsitzenden der FDP Christian Lindner, dem Erfurter Weihbischof Dr.
Reinhard Hauke, dem Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Thüringer CDU Mike
Mohring, dem Leiter der BILD-Parlamentsredaktion Ralf Schuler, dem
Geschäftsführer der Mediengruppe Thüringen Michael Tallai und dem Beigeordneten
der Stadt Erfurt Steffen Linnert (SPD).
Der polnische Botschafter wies darauf hin, dass ein breit aufgestellter
Wettbewerb im Bereich der Meinungsforschung einen breiten Austausch und
vertiefte Reflexion über die momentane Verfassung der Gesellschaft gestatte.
„Das Institut INSA ermöglicht es mit seiner Arbeit, eine fundierte Grundlage für
einen echten Diskurs innerhalb der Gesellschaft zu schaffen“, sagte der
Botschafter. Darüber hinaus erklärte er in seiner Rede, dass in Polen mit Sorge
eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Christentum sowohl in Deutschland
als auch in Westeuropa betrachtet würde, und eine damit einhergehende Intoleranz
gegenüber Menschen, die ihren Glauben offen auslebten.
Ministerpräsident Ramelow erklärte, dass INSA in einer Zeit gegründet worden
sei, in der klassische Elemente der Meinungsforschung, so wie wir sie bisher
kannten, durch die Zunahme von Handys und Internetnutzung immer weniger an
Relevanz besessen hätten. Die klassischen Methoden mussten überarbeitet werden.
INSA hätte dies erkannt und die Methoden an diese aktuellen Entwicklungen
angepasst. „Die INSA-Zahlen sind unbestritten“, sagte der Thüringer
Ministerpräsident. INSA sei ein seriöser Partner für die politischen Akteure.
Darüber hinaus wies Ramelow darauf hin, dass Meinungsforschung nicht
Meinungsmache sei. Meinungsforschung sei vielmehr ein notwendiger Teil des
demokratischen Diskurses im Zusammenspiel mit der freien Presse und politischen
Akteuren und Institutionen.
Der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Christian Linder nannte Demoskopie in
seinem Grußwort einen „politischen Taktgeber“. Gleichzeitig warnte er vor einer
Fixierung auf ebenjene Demoskopie, denn Umfragen dürften nicht die Politik
regieren. Dennoch sei unabhängige Meinungsforschung eine Rückversicherung einer
demokratischen Gesellschaft und sollte als Form eines regelmäßigen Plebiszites
verstanden werden.
Auch der CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Mike Mohring sprach davon, dass
sich die Welt der Meinungsforschung seit 2009 geändert habe, ebenso wie die
politische Landschaft. Diese sei, gerade auch mit Blick auf Thüringen, bunter,
vielfältiger, aber auch polarisierter geworden sei. Meinungsforschung sei zu
einem politischen Akteur geworden. Dies bringe jedoch auch eine besondere
Verantwortung der Demoskopen mit sich. Generell nannte Mohring die aktuelle
Spaltung und Polarisierung, die Unfähigkeit andere Meinungen zu akzeptieren eine
Gefahr für die Gesellschaft.
Ähnlich sah dies auch der Leiter der BILD-Parlamentsredaktion, Ralf Schuler, der
von einem Auseinanderdriften der Lebenswelten und von einer Spaltung von Städten
und ländlichen Regionen sprach.
Der Geschäftsführer der Mediengruppe Thüringen, Michael Tallai, vermutete, dass
vor allem die bis zur INSA-Gründung etablierten Institute in Deutschland nicht
unglücklich darüber waren, dass der Markt der Meinungsforschung über Jahre mehr
oder weniger aufgeteilt war. Aus heutiger Sicht müsse man aber konstatieren,
„dass auf INSA inzwischen niemand mehr verzichten“ wolle. Hermann Binkert habe
es geschafft, innerhalb weniger Jahre ein Institut quasi aus dem Nichts
aufzubauen, das sich „einen festen Platz im Gefüge der Meinungs- und
Marktforschung in Deutschland erkämpft“ habe. Sein Haus arbeite seriös,
verlässlich und wirtschaftlich erfolgreich. Die Mediengruppe Thüringen gebe
regelmäßig Wählerumfragen in Auftrag, deren Ergebnisse einen großen Wiederhall
finden und die in der Leserschaft breit diskutiert würden. Die Medien bräuchten
ein Spiegelbild der öffentlichen Meinung, dieses Bild könne INSA liefern. Dass
es nun seit zehn Jahren ein Institut in Thüringen und in Erfurt gebe, sei ein
echter Glücksfall, so Tallai, und nicht zuletzt auch eine Werbung für den
Freistaat.
Zum Abschluss der Grußworte überbrachte der Erfurter Beigeordnete Steffen
Linnert den Gruß und auch den Dank der Stadt Erfurt.
Im Anschluss betrat der Festredner des Abends, der indische Philosoph und
Buchautor Professor Vishal Mangalwadi die Bühne und sprach über „Erkenntnis
durch Empirie“. Mit Blick auf die aktuelle Situation fragte er, ob die
Demokratie in Europa zusammenbreche und ob die Mehrheitsmeinung, die diesem
System zugrunde liege, eigentlich stets als die richtige angesehen werden könne.
In einem beeindruckenden historischen Abriss schilderte er in seinem Vortrag die
Probleme einer absolut herrschenden Mehrheitsmeinung, die wenig Offenheit für
Veränderungen ließe und dadurch auch falsche Wege einschlagen könne.
Yvonne Blumert bedankte sich im Namen aller INSA-Mitarbeiter bei Hermann
Binkert, auch dafür, dass das INSA-Haus in den letzten zehn Jahren zu einem
zweiten Zuhause für die etwa fünf Dutzend Mitarbeiter geworden ist.
Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, Dr. Cornelia Haase-Lerch, übergab
INSA zum 10-Jährigen eine IHK-Ehrenurkunde.
Auch Bettina Klumpe, die Geschäftsführerin des Arbeitskreises Deutscher Markt-
und Sozialforschungsinstitute e.V. (ADM) gratulierte zum Jubiläum. Wörtlich
schrieb sie: „Das Gründungsjahr 2009 war sicherlich kein einfaches Jahr. Die
Finanzkrise hatte Deutschland im Griff und auch unsere Branche blieb nicht
verschont. Umso mutiger, in diesen Zeiten ein neues Institut zu gründen. Und wie
die Jubiläumsfeier zeigt, hat sich dieser Mut ausgezahlt.“ Klumpe brauchte zum
Ausdruck, dass sie sich auf „viele weitere erfolgreiche Jahre von INSA
CONSULERE“ freue.
Beim anschließenden Empfang klang der Abend aus mit leckeren Thüringer Tapas und
interessanten Gesprächen in lockerem Rahmen.
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