FuE-Budgets 2015 um 4 Prozent auf 10,5
Milliarden Euro gestiegen Rund 42.000 Beschäftigte der Branche
forschen an neuen Produkten und Verfahren
Chemie-Forschungsstandort Deutschland unter Wettbewerbsdruck VCI
plädiert für Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung und
für bessere Gesetzesfolgenabschätzung
Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie hat 2015 mehr Geld
denn je in ihre Forschung und Entwicklung (FuE) investiert: Ihre
FuE-Etats sind um 4 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro gestiegen. Das
sind über 5 Prozent des Branchenumsatzes. Die Zahl der Mitarbeiter
erhöhte sich in den vergangenen zehn Jahren (2004 bis 2014) absolut
um über 3 Prozent auf rund 42.000. Fast jeder zehnte
Chemiebeschäftigte ist damit in einer FuE-Abteilung tätig, berichtet
der Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf seiner
Forschungspressekonferenz.
Thomas Wessel, Vorsitzender des VCI-Ausschusses Forschung,
Wissenschaft und Bildung, kommentierte diese Entwicklung: „Damit hat
die chemisch-pharmazeutische Industrie eine gute Ausgangslage. Denn
für unsere Branche sind Innovationen in ganz besonderem Maße der
Fortschrittsmotor, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Schließlich setzt
der globale Wettbewerb unsere Unternehmen einem massiven
Innovationsdruck aus. Vor allem die Schwellenländer holen auf.“
Bis zum Jahr 2030 prognostiziert der VCI einen Anstieg der
FuE-Ausgaben auf rund 16,5 Milliarden Euro. Der Fokus werde dabei
besonders auf Spezialchemikalien und Pharmazeutika liegen, da hier
größere Wachstumspotenziale zu erwarten seien. In der Basischemie
dürften die Forschungsbudgets konstant bleiben. Der VCI geht davon
aus, dass Deutschland seine Position als viertgrößter
Chemie-Forschungsstandort halten kann. Dazu müsse die Branche
allerdings ihren eingeschlagenen Weg der Innovationsorientierung
beibehalten.
Chemie-Forschungsstandort Deutschland unter Wettbewerbsdruck
Deutschland zählt zu den führenden Chemieforschungsnationen nach
den USA, China und Japan. Trotz dieser guten Ausgangslage warnte
Wessel davor, sich in Sicherheit zu wiegen: „Der Wettbewerbsdruck
wird weiter an Schärfe zunehmen, und zwar nicht nur auf die
Unternehmen, sondern auch auf die Standorte. Es wird immer
schwieriger, unseren Innovationsvorsprung zu halten.“ Dabei kommt die
Konkurrenz nicht nur aus den Industriestaaten. Auch China und andere
Schwellenländer investieren massiv in Forschung und Entwicklung. Bis
zum Jahr 2030 rechnet der VCI damit, dass China einen Anteil an der
globalen Chemieforschung von 15 Prozent erreichen wird. 2000 lag
dieser Anteil nur bei knapp 2 Prozent.
12-Punkte-Plan zur Steigerung der Innovationskraft Deutschlands:
Steuerliche FuE-Förderung einführen und Gesetzesfolgen besser
abschätzen
Die stark wettbewerbsorientierten Voraussetzungen für FuE in
anderen Ländern machen es nach Auffassung Wessels auch notwendig,
dass sich Deutschland das ehrgeizige Ziel setzt,
Innovationsweltmeister zu werden. „Unser ressourcenarmes Land ist
ganz besonders auf technischen Fortschritt angewiesen. Nur mit neuen
Produkten und Verfahren kann Deutschland im internationalen
Wettbewerb punkten, Arbeitsplätze schaffen und seinen Wohlstand
langfristig erhalten“, begründete der Ausschuss-Vorsitzende diesen
Anspruch. Dies setze attraktive Rahmenbedingungen voraus, die
Innovationen erleichtern und den Standort Deutschland stärken. Hierzu
hat der VCI einen 12-Punkte-Plan zur Steigerung der Innovations-kraft
Deutschlands entwickelt. Als wichtige Handlungsfelder wurden darin
identifiziert: Forschungsförderung fokussieren und intensivieren,
regulative Barrieren abbauen, Kultur und Talente fördern sowie
Kooperationen vereinfachen.
Konkret schlägt der VCI eine steuerliche Forschungsförderung
zusätzlich zur Projektförderung vor. Die Hälfte der
EU-Mitgliedsstaaten und 27 von 34 OECD-Staaten nutzen erfolgreich
dieses Instrument. Und selbst China gewährt verschiedene steuerliche
Anreize für Forschung und Entwicklung. „Deutschland hat hier einen
deutlichen Standortnachteil“, betonte Wessel. Der VCI regt deshalb
folgendes an: Ein forschendes Unternehmen sollte 10 Prozent seiner
eigenfinanzierten FuE-Aufwendungen von seiner Steuerschuld abziehen
dürfen (Tax Credit). Bei Verlusten sollte es eine entsprechende
Steuergutschrift ausgezahlt bekommen. Ein erster Schritt zur
Beseitigung dieses deutschen Standortnachteils könnte die steuerliche
Förderung von Forschungspersonal sein.
Darüber hinaus setzte sich Wessel für einen Innovationscheck ein,
um die Folgen neuer und existierender Gesetze auf die
Innovationsfähigkeit der Unternehmen abzuschätzen. „Leider spielt es
in Deutschland für den Gesetzgeber zurzeit keine Rolle, wie sich
Regulierungen auf Innovation und Technologien auswirken“, erläuterte
er den Vorschlag.
Auch das Zusammenspiel zwischen Industrie und Hochschulen sei
häufig noch zu starr und bürokratisch. Hier könnten beide Seiten
pragmatisch handeln, indem sie vorhandene Musterverträge durchgehend
nutzen.
Darüber hinaus enthält der 12-Punkte-Plan Empfehlungen für einen
besseren Transfer von Technologien in den Markt. Der Vorsitzende des
VCI-Forschungsausschusses: „Deutschland muss seine Gründerszene
stärken, indem das Steuerrecht für Investoren optimiert und
steuerrechtliche Hemmnisse für mehr Wagniskapital abgebaut werden.“
Er appellierte an die Bundesregierung, das vereinbarte
Wagniskapitalgesetz endlich auf den Weg zu bringen.
Um mehr Akzeptanz für neue Technologien und Produkte zu erreichen,
befürwortete Wessel, schon in der Schule frühzeitig den Nutzen von
technischem Fortschritt zu vermitteln. Hierzu empfiehlt der
VCI-12-Punkte-Plan: durchgehenden MINT-Unterricht bis zum Abitur
sowie die Weiterentwicklung der Didaktik und eine kontinuierliche
Fortbildung der Lehrer. Auch Themen wie die Digitalisierung und
Industrie 4.0 müssten sowohl in der Schule als auch in der Aus- und
Weiterbildung aufgegriffen werden.
Abschließend machte Wessel deutlich, dass Politik und Unternehmen
gleichermaßen gefordert seien, in ihren Anstrengungen nicht
nachzulassen. „Wir dürfen uns auf den Lorbeeren der Vergangenheit
nicht ausruhen, dürfen uns nicht nur mit dem Durchschnitt
vergleichen. Ziel muss sein, besser zu sein als unser stärkster
Wettbewerber.“
Grafiken mit den Forschungskennzahlen finden Sie unter:
www.vci.de/infografiken.
Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von mehr
als 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen
Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik,
Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den
Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie.
Die Branche setzte 2015 rund 189 Milliarden Euro um und beschäftigte
über 446.000 Mitarbeiter.
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