VCI fordert mehr Tempo in der Forschungspolitik / Forschungsetat der Chemieindustrie steigt auf Rekordniveau

Der Forschungsetat der
chemisch-pharmazeutischen Industrie hat 2012 einen neuen Höchststand
erreicht: Die Branche hat ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung
(FuE) auf 9,6 Milliarden Euro angehoben. Das ist ein Plus von über 6
Prozent gegenüber dem Vorjahr, berichtete der Verband der Chemischen
Industrie (VCI) in Frankfurt und bezieht sich dabei auf aktuelle
Zahlen des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Der VCI
kündigte außerdem an, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie
ihre Forschungsbudgets im laufenden Jahr auf etwa 10 Milliarden Euro
ausweiten wolle.

„Im Branchenvergleich ist die Chemie- und Pharmaindustrie
unverändert gut positioniert“, bewertete Dr. Andreas Kreimeyer,
Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung im
VCI, die Forschungsanstrengungen des drittgrößten Industriezweiges in
Deutschland. Nach dem Fahrzeugbau und nur knapp nach der
Elektroindustrie gehört die chemisch-pharmazeutische Industrie
weiterhin zum Spitzentrio: Über 17 Prozent der FuE-Ausgaben der
deutschen Industrie werden von Chemie- und Pharmaunternehmen
erbracht.

Positiv hat sich ebenfalls die Zahl der FuE-Beschäftigten
entwickelt: Mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 ist ihre Zahl seit
2005 kontinuierlich auf jetzt 43.000 gewachsen. 10 Prozent der
Chemie-Beschäftigten arbeiten in den Forschungslaboren der Branche.
„Die große Bedeutung der Forschung für unsere Unternehmen spiegelt
sich damit auch in der Personalstruktur wider“, betonte der
Vorsitzende des VCI-Forschungsausschusses. Die Branche stellt
jährlich etwa 600 Hochschulabsolventen aus Chemiestudiengängen ein;
davon rund 500 promovierte Chemiker und Biochemiker sowie etwa 100
Ingenieure von Fachhochschulen.

Im internationalen Vergleich zählt der Chemie-Forschungsstandort
Deutschland ebenfalls zu den Topländern: Vergleicht man die
FuE-Ausgaben, folgt die Bundesrepublik nach den USA, Japan und China
auf Platz 4: Fast 7 Prozent der weltweiten Forschungsausgaben in der
Chemie und Pharma kommen aus Deutschland.

Die hohen Investitionen in FuE machten sich laut Kreimeyer
bezahlt: Die chemische Industrie ist Technologieimpulsgeber Nummer 1.
Das zeigt sich in neuen Produkten und Technologien und damit auch an
Patenten. Mit ihren Innovationen erzielt die Chemie sogar mehr
Einnahmen als jede andere Branche mit ihren Einnahmen aus
Innovationen. Denn neuartige Materialien und Vorprodukte sowie das
nötige Know-how der Chemie werden von zahlreichen anderen
Wirtschaftszweigen im In- und Ausland benötigt. Der Außenhandelssaldo
mit forschungsintensiven Chemiewaren ist mit 10 Milliarden Euro
deutlich positiv. Jedes sechste Chemiepatent (16,1 Prozent) stammt
aus Deutschland.

Forschungspolitik: mehr Tempo notwendig

Die positiven Kennzahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass
der globale Konkurrenzdruck weiter gestiegen ist. Angesichts dieser
Herausforderungen sei die bisherige Forschungspolitik aus Sicht
Kreimeyers zu zögerlich. Er mahnte deshalb mehr Tempo nach der
Bundestagswahl an, damit der Produktions- und Forschungsstandort
Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibe: „Um die
Innovationspotenziale der Chemie voll nutzen zu können, brauchen wir
ein innovationsförderndes Umfeld und Akzeptanz neuer Technologien.
Wir müssen uns jetzt um die geeigneten Rahmenbedingungen kümmern, um
Forschung und Entwicklung noch mehr auszuweiten und ihre Hebelwirkung
optimal zu entfalten“, forderte Kreimeyer. Er drängte auf die
Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung, die in Deutschland
schon lange überfällig sei. „In den meisten OECD-Staaten werden FuE
in der Wirtschaft durch steuerliche Anreize intensiv gefördert – zum
Nutzen der jeweiligen Volkswirtschaften“, hob er hervor.

Nanotechnologie leiste als Schlüsselindustrie bedeutende Beiträge
zu Klimaschutz, Energiewende und Ressourcenschutz, sagte Kreimeyer
weiter und forderte eine Regulierung der Nanotechnologie mit
Augenmaß, die nicht über das Ziel hinausschießen sollte.

Zum Gelingen der Energiewende müsse noch mehr geforscht werden,
deshalb sollte laut Kreimeyer die Energieforschung künftig
vollständig aus dem Bundeshaushalt gefördert werden. Er betonte:
„Eine Förderung der FuE-Programme durch den Energie- und
Klimaschutzfonds ist eine Förderung nach Kassenlage, die man sich bei
diesem wichtigen Thema nicht leisten könne.“

Darüber hinaus mahnte der Vorsitzende des
VCI-Forschungsausschusses ein international wettbewerbsfähiges
Hochschulsystem an. Dies sei für Deutschlands
HighChem-Industriestandort im globalen Technologiewettbewerb von
zentraler Bedeutung. So müsse die Finanzierung der Hochschulen als
Eckpfeiler des gesamten Wissenschafts- und Forschungssystems
langfristig verlässlich gesichert werden. Kreimeyer: „Das mit der
Föderalismusreform beschlossene Kooperationsverbot zwischen Bund und
Ländern in der Bildung ist ein Bremsklotz für die Beteiligung des
Bundes an der Finanzierung der Hochschulen.“ Umso wichtiger sei es,
dass die nächste Bundesregierung dieses Kooperationsverbot so rasch
wie möglich aufhebt.

Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund
1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen
ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen
der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für
mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. Die Branche setzte 2012
über 186 Milliarden Euro um und beschäftigte rund 434.000
Mitarbeiter.

HINWEIS: Nachrichten des VCI auch auf Twitter:
http://twitter.com/chemieverband

Alle Unterlagen zur Pressekonferenz finden Sie auch unter:
www.vci.de

Pressekontakt:
VCI-Pressestelle
Tel.: 069 2556-1496
E-Mail: presse@vci.de

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