Für die Herstellung von Blechbauteilen, von Getränkedosen bis hin
zu Karosserieteilen, ist das so genannte Tiefziehen das am weitesten
verbreitete Fertigungsverfahren. Dabei werden Metallbleche mithilfe
von Zug und Druck in großen Anlagen umgeformt. Bislang waren nach dem
Tiefziehen immer zusätzliche Schritte im Rahmen des
Herstellungsprozesses notwendig. So benötigten Schalldämpfer im
Abgasbereich von Verbrennungsmotoren für die Automobilbranche
insgesamt fünf einzelne Schritte, bis die gewünschte Baugruppe
verschweißt und zum Einsatz bereit war.
Im Rahmen eines Projekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung
(IGF) (https://www.aif.de/igf) haben drei Wissenschaftler vom
Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) der Leibniz
Universität Hannover (https://www.ifum.uni-hannover.de) diesen
mehrstufigen, aufwändigen Prozess nun optimiert, so dass die
verschiedenen Verfahrensschritte in einem einzigen Schritt
zusammengeführt werden können. Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens,
Dr.-Ing. Sven Hübner und Dipl.-Ing. Masood Jalanesh vom IFUM wurden
dafür heute in Berlin während der jährlichen AiF-Veranstaltung
„FORSCHER Mittelstand“ mit dem Otto von Guericke-Preis der AiF
(https://www.aif.de/ovg) ausgezeichnet. Der Preis wird einmal im Jahr
für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der IGF vergeben und ist
mit 10.000 Euro dotiert. Die vorwettbewerbliche IGF wird im
Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100 Forschungsvereinigungen
organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
(BMWi) (www.bmwi.de) mit öffentlichen Mitteln gefördert.
Aufgrund der Ergebnisse des ausgezeichneten IGF-Projekts, das vom
AiF-Mitglied Europäische Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung
e.V. (EFB) (https://www.aif.de/efb) koordiniert wurde, können
unterschiedlichste Alltagsgegenstände, wie auch Zulieferteile für die
Automobilindustrie, die zumeist von kleinen und mittelständischen
Unternehmen gefertigt werden, jetzt schneller und preiswerter
hergestellt werden. Das neue Werkzeugsystem kann in jeder
konventionellen Presse angewendet werden und ermöglicht zudem ein
extrem schnelles Ergebnis: Tiefziehen, Fügen und Kalibrieren von
Baugruppen dauern nur noch drei Sekunden bei gleichzeitiger
Kostenreduzierung um 50 Prozent. Zudem ist das Verfahren hochpräzise
und kann beispielsweise für die Baugruppenfertigung im Bereich der
Elektromobilität verwendet werden.
Bevor das neue Verfahren gelingen konnte, mussten die Ingenieure
eine schwierige Hürde nehmen: Schweißprozesse sind nicht vollständig
spritzerfrei und verhinderten dadurch bislang eine Integration ins
Umformwerkzeug. „Jetzt ist es uns gelungen, das Buckelschweißen
spritzerfrei weiterzuentwickeln und direkt in die Ziehstufe zu
integrieren.“, freut sich Hübner. „Endlich können wir alle
Prozessoperationen in einem einzigen Werkzeug vereinen, um damit
hochpräzise Werkzeuggruppen zu fertigen.“
„Unser Unternehmen war von Anfang an im Projektbegleitenden
Ausschuss des IGF-Projekts mit viel Elan engagiert. Für mich als
mittelständischen Unternehmer bedeutet das optimierte Verfahren einen
echten Wettbewerbsvorteil. Nicht nur das Einsparpotenzial, auch das
extrem weite Anwendungsgebiet begeistert mich.“, betont Ralf
Bothfeld, Geschäftsführer der Harms & Wende GmbH & Co. KG in Hamburg.
EFB-Geschäftsführer Dr.-Ing. Norbert Wellmann ergänzt: „Die neuen
Erkenntnisse lassen sich auf weitere Produktionsprozessschritte in
vielen Branchen übertragen. Die 17 am Projekt beteiligten Unternehmen
sind hochzufrieden mit der Arbeit im Netzwerk und den Ergebnissen
dieses IGF-Projekts.“
Einen dreiminütigen Film zum Projekt finden Sie auf der Homepage
der AiF unter https://www.aif.de/ovg2017.
Ansprechpartner zum Projekt
Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens, Institut für Umformtechnik und
Umformmaschinen (IFUM), Leibniz Universität Hannover,
E-Mail: behrens@ifum.uni-hannover.de, Telefon: +49 511 762 2164
Dr.-Ing. Norbert Wellmann, Europäische Forschungsgesellschaft für
Blechverarbeitung e.V. (EFB), E-Mail: info@efb.de,
Telefon: +49 511 971750
Über die AiF
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen
„Otto von Guericke“ e.V. ist das Forschungsnetzwerk für den deutschen
Mittelstand. Sie fördert Forschung, Transfer und Innovation. Als
Dachverband von 100 gemeinnützigen Forschungsvereinigungen mit mehr
als 50.000 eingebundenen Unternehmen und 1.200 beteiligten
Forschungsstellen leistet sie einen wichtigen Beitrag, die
Volkswirtschaft Deutschlands in ihrer Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig
zu stärken. Die AiF als gemeinnütziger Verein organisiert die
Industrielle Gemeinschaftsforschung und betreut über die AiF Projekt
GmbH und die AiF FTK GmbH, ihre einhundertprozentigen
Tochtergesellschaften, weitere Förderprogramme der öffentlichen Hand.
Im Jahr 2016 setzte die AiF rund 533 Millionen Euro an öffentlichen
Fördermitteln ein.
Pressekontakt:
AiF e.V., Evelyn Bargs-Stahl, presse@aif.de,
Telefon: +49 221 37680 114
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