Der Entwurf zum neuen Bundesteilhabegesetz wird
seit Wochen diskutiert. Wie Inklusion in der Wissenschaft
funktionieren kann, macht das Projekt „TOUCHDOWN 21“ vor, in dem
Menschen mit und ohne Down-Syndrom die Trisomie 21 erforschen. Vor
Kurzem wurde es von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und
der Deutschen Bank als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“
prämiert.
Gab es Menschen mit Down-Syndrom schon immer? Wie erleben sie ihre
Umwelt? Welche Vorurteile haben andere ihnen gegenüber? Im Projekt
TOUCHDOWN 21 forschen Menschen mit und ohne Down-Syndrom über das
Handicap. „Die Ergebnisse präsentieren wir auf unserer
Internetplattform. Unser Ziel ist es, dort alle verfügbaren
Informationen rund um das Down-Syndrom zu sammeln und Experten aus
diesem Bereich zu vernetzen“, sagt Humangenetikern Dr. Katja de
Bragança, die das Forschungsprojekt ins Leben gerufen hat. Dafür
machen sich die Kollegen mit Down-Syndrom beispielsweise auf den Weg
ins Chromosomenlabor oder diskutieren zusammen mit Forschern in
Workshops.
Hier wird Klartext geredet
Die Regeln für die Zusammenarbeit sind einfach: „Forscher, die bei
unserem Projekt mitmachen wollen, müssen in der Lage sein, ihre
Arbeit in verständlicher Sprache zu erklären“, so de Bragança.
Zusammen mit dem Psychologen und Pädagogen Prof. André Zimpel von der
Universität Hamburg sind die Mitarbeiter von TOUCHDOWN 21 etwa der
Frage nachgegangen, wie Menschen mit Trisomie 21 lernen. Dabei zeigt
sich bei mathematischen Fragestellungen: Rechnen die Betreffenden in
Zweier-Einheiten statt in Fünferreihen wie sonst üblich, fallen ihnen
die Aufgaben viel leichter. Ein anderes Projekt, mit dem sich die
Mitarbeiter von TOUCHDOWN 21 beschäftigen, erforscht das Leben von
Zwillingen, von denen der eine das Down-Syndrom hat und der andere
nicht.
Die Ergebnisse finden sich in verständlicher Sprache auf der
Website touchdown21.info wieder. Geschrieben werden sie von den
Mitarbeitern mit Down-Syndrom. „Wir erklären es so, dass es jeder
versteht – ob Betroffene, Wissenschaftler oder Laien“, sagt die
Online-Redakteurin Anne Leichtfuß, die das Projekt als Fachfrau für
„verständliche und klare Sprache“ begleitet. Und nicht nur
wissenschaftliche Informationen gibt es auf der Plattform. Im Bereich
„Mein Alltag“ können Interessierte lesen, wie Menschen mit
Down-Syndrom leben – was sie glücklich macht, wie sie wohnen oder wo
sie gerne arbeiten. De Bragança: „TOUCHDOWN 21 zeigt, wie die
Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Down-Syndrom zur Normalität
wird – Teilhabe, die von Vielfalt lebt und Andersartigkeit
integriert.“
Mehr Inklusion möglich machen
Inklusion, die für andere Menschen mit körperlichen oder geistigen
Behinderungen noch längst keine Selbstverständlichkeit ist. Vielen
wird nur eine Tätigkeit in speziellen Werkstätten angeboten. Ein
Wechsel in den regulären Arbeitsmarkt ist kaum möglich. Leichtfuß:
„Ich würde mir wünschen, dass die Berufsberatungen in Förderschulen
Menschen mit Down-Syndrom auch andere berufliche Möglichkeiten
aufzeigen. Um zu entscheiden, ob ich mir zutraue, beispielsweise in
einem Hotel oder einer Praxis zu arbeiten, muss ich mir ein Bild von
den vorhandenen Optionen machen können.“
Dass es Vertrauen in Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung
braucht, damit Inklusion gelingen kann, zeigt auch das Magazin
„Ohrenkuss“, das de Bragança 1998 gegründet hat und für das Menschen
mit Trisomie 21 texten. „Vor über zwanzig Jahren gab es selbst unter
Wissenschaftler noch das Vorurteil, dass man mit diesem Handicap
nicht schreiben oder lesen lernen kann. Mit unserem professionellen
Magazin, das bereits vielfach ausgezeichnet wurde – unter anderem
2006 von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ – haben wir
das Gegenteil bewiesen“, so de Bragança.
Ein Interview mit Katja de Bragança, Humangenetikerin und
Gründerin des Projekts, sowie Anne Leichtfuss, Webmasterin des
„Ausgezeichneten Orts“ TOUCHDOWN 21, finden Sie hier:
http://ots.de/ERWLc
Über Deutschlands Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im
Land der Ideen“:
„NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“: Unter
diesem Motto steht der Wettbewerb 2016. Die Initiative „Deutschland –
Land der Ideen“ und die Deutsche Bank würdigen bundesweit die 100
besten Projekte, die den Mehrwert und das Potenzial
gemeinschaftlichen Handelns für die Gesellschaft aufzeigen, ob in
Nachbarschaftsinitiativen, Unternehmenskooperationen oder
wissenschaftlichen Netzwerken. Mehr Infos zu den diesjährigen
Preisträgern und zum Wettbewerb auf www.ausgezeichnete-orte.de.
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