Tageszeitung Nordkurier stellt Aufarbeitung ihrer SED-Geschichte vor / 40 IM-Fälle dokumentiert

Die norddeutsche Tageszeitung „Nordkurier“
stellt eine umfassende Aufarbeitung ihrer Geschichte als
SED-Bezirkszeitung „Freie Erde“ zwischen den Jahren 1952 und 1990
vor.

Die Recherche ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts der
Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Marita Pagels-Heineking
mit der Kurierverlags GmbH & Co. KG und kann als Buch mit dem Titel
„Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“ beim Verlag bestellt
werden.

Über 21.000 Blatt Stasi-Akten und weitere Dokumente aus
zahlreichen Archiven sichtete die Berliner Historikerin und
Journalistin Christiane Baumann für die Landesbeauftragte für die
Stasi-Unterlagen (LStU) und den Kurierverlag, um daraus gemeinsam mit
Redakteuren des Nordkurier eine Artikelserie zu erstellen. Diese
Beiträge (erschienen 2012) liegen nun als spannendes und
erschütterndes Dokument einer alltäglichen Bespitzelungs- und
Verleumdungskultur vor, wie sie in diesem Ausmaß wenigen bewusst ist.

Christiane Baumann: „Eine Vielzahl der Redakteure ist im Prinzip
umfunktioniert worden zu Horchposten unter der Bevölkerung. Das ist
eine Perversion der journalistischen Aufgabe an sich. Die Stasi
wollte von den Journalisten wissen, was das Volk denkt.“

40 IM-Fälle aus fast 38 Jahren Zeitungsgeschichte sind im Zuge der
Forschungstätigkeit aufgedeckt worden. Christiane Baumann schätzt,
dass die endgültige Zahl der Stasi-Verpflichtungen bei der „Freien
Erde“ noch höher liegt.

Nur wenige Nachfolgeblätter von Parteizeitungen haben sich bis
heute ungeschönt ihrer Geschichte gestellt. Aus dem Vorwort der
Herausgeber: „Es geht uns nicht um effekthascherische
Spitzelenthüllungen, sondern um Geschichten von Menschen, das
Sichtbarmachen von Mechanismen, um die Beeinflussung der
Zeitungsmitarbeiter, auch den Einfluss der Zeitung auf ihr
gesellschaftliches Umfeld. So hoffen wir, der DDR-Verklärung
angesichts wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Spannungen
Aufklärung und Anregung entgegenzusetzen.“

Das Buch kann für Journalisten kostenfrei zur Rezension bei Katja
Voigt, Leitung Kommunikation (k.voigt@nordkurier.de) bezogen werden.

Der „Nordkurier“ erscheint im östlichen Mecklenburg, in Vorpommern
und im Norden Brandenburgs. Die verbreitete Auflage von knapp 90.000
Exemplaren – verteilt auf 13 Lokalausgaben – erreicht rund 200.000
Leser pro Tag. Das entspricht bei 420.000 Menschen über 14 Jahren
einer Reichweite von rund 48 Prozent der regionalen Bevölkerung (MA
2012). Die Verlagsgruppe Nordkurier gibt daneben Anzeigen-,
Wochenblätter und Magazine heraus, betreibt mehrere lokale
Fernsehsender, ist zudem der größte private Postdienstleister im
Nordosten und mit rund 2.400 Mitarbeitern einer der bedeutendsten
Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern. Seit 1991 sind zu je einem
Drittel die Verlage der Kieler Nachrichten, der Augsburger
Allgemeinen und der Schwäbischen Zeitung Gesellschafter der
Verlagsgruppe.

Pressekontakt:
Chefredaktion Nordkurier, Friedrich-Engels-Ring 29, 17033
Neubrandenburg, Tel.: +49 (0) 395 4575-100, E-Mail: gf@nordkurier.de

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