Gebäude und Bauwesen haben eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen, die beispielsweise die Energiewende mit sich bringt. 2010 entfielen in Deutschland 31 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs auf die Erzeugung von Raumwärme für Gebäude. Die Baubranche verfügt damit über einen enormen Hebel im Hinblick auf die Minderung des CO2-Ausstoßes, Energieeinsparungen und Ressourcenschonung. Die deutsche Bauindustrie hat ein hohes technisches Know-how und genießt international einen großen Vorsprung. Um diesen nicht nur zu erhalten, sondern auch weiter auszubauen, bedarf es weitreichender Forschungsinitiativen. Innovative Baukonzepte bieten der Branche neue Entwicklungen, damit sie auch weiterhin den steigenden Ansprüchen in puncto Bauqualität, Energieeffizienz, Sicherheit, Komfort und Ressourcenschonung genügen kann.
»Diese Entwicklungen möchten wir mit dem neuen Kompetenzzentrum Bautechnik in Rosenheim vorantreiben. Wir wollen mit dieser Kooperation sowohl die Forschungsarbeit als auch den Wirtschaftsstandort Bayern EU-weit stärken«, erläutert Prof. Klaus Sedlbauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, die Investition.
Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil zeigt sich erfreut über die Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft: »Gerade der Bausektor stellt eine der Schlüsselbranchen für den erfolgreichen Umbau der Energieversorgung dar. Das Wirtschaftsministerium hat sich deshalb intensiv für den Ausbau des Kompetenzzentrums eingesetzt und sieht darin eine ideale Ergänzung zum Ausbau der wirtschaftsnahen, angewandten Forschung in Bayern.«
»Als europaweit führende Ausbildungsstätte im Holzbereich bringt die Hochschule Rosenheim großes wissenschaftliches Potenzial in das Gemeinschaftsprojekt ein. Nachhaltige Energiekonzepte sind Bestandteil zahlreicher Ingenieurstudiengänge. Durch die Einbindung unserer Professoren und Studierenden wird die praxisbezogene Forschung und Lehre optimiert«, so Prof. Heinrich Köster, Präsident der Hochschule Rosenheim.
Langfristiges Ziel des Fraunhofer IBP, der Hochschule Rosenheim und des ift Rosenheim ist der Aufbau einer gemeinsamen Forschungsplattform, die die Kompetenzen der einzelnen Partner effektiv bündelt. In erster Linie sollen dabei die wissenschaftliche und fachliche Kompetenz der Partner sowie der bayerischen Industrie verbessert, der hoch qualifizierte wissenschaftliche Nachwuchs gefördert sowie ein breiteres Angebotsportfolio wissenschaftlicher Dienstleistungen erreicht werden. Industrieprojekte, die gemeinsam mit industriellen Partnern durchgeführt werden, profitieren von der engen Vernetzung von Praxis und Forschung und den daraus resultierenden Synergieeffekten. »Durch ein enges Netzwerk zur Industrie können wir Forschungsergebnisse schnell in die Praxis umsetzen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Sicherstellung der Produktqualität, Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit«, betont Prof. Ulrich Sieberath, Leiter des ift Rosenheim.
Als Geschäftsstelle der Fraunhofer-Allianz Bau bietet das Fraunhofer IBP für das Kompetenzzentrum Bautechnik eine wichtige Schnittstelle zwischen Forschung, Wirtschaft und Politik und macht darüber hinaus wertvolle Erfahrungen und das fundierte Fachwissen weiterer Fraunhofer-Institute zugänglich.
Informationen zu den Partnern
Die Aufgaben des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP konzentrieren sich auf Forschung, Entwicklung, Prüfung, Demonstration und Beratung auf den Gebieten der Bauphysik (Lärmschutz, Optimierung der Akustik, Steigerung der Energieeffizienz, Optimierung der Lichttechnik, Raumklima, Hygiene, Gesundheitsschutz sowie Wärme-, Feuchte- und Witterungsschutz, Bausubstanzerhaltung und Denkmalpflege). Das Fraunhofer IBP ist zudem leitendes Institut der Fraunhofer-Allianz Bau, in der 17 Fraunhofer-Institute ihre Kompetenzen im Bereich des Bauwesens bündeln. Damit steht für die geplante Kooperation das gebündelte Know-how eines der größten deutschen Forschungsinstitutionen im Bereich des Bauens und Wohnens zur Verfügung.
Die Hochschule Rosenheim ist insbesondere im Bereich des konstruktiven Holzbaus und des energieeffizienten Bauens international bekannt. Sie hat traditionell einen guten Kontakt zur Holzbaubranche. Seit 2011 organisiert die Hochschule Rosenheim in Kuala Lumpur (Malaysia) den internationalen Studiengang »Master of Engineering Technology, Green and Energy Efficient Buildings« mit der Zielsetzung des Technologietransfers und der Positionierung der Bayerischen Energiekompetenz. Unter der Leitung der Hochschule Rosenheim werden seit 17 Jahren national und international Kongresse in den Themenfeldern Holzbau und Energieeffizienz veranstaltet. In Zusammenarbeit mit dem Fachverband SHK (Sanitär, Heizung, Klima) wurde der Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie eingerichtet. Gemeinsam mit dem ift Rosenheim wird in der Weiterbildungsinitiative ED PRO der berufsbegleitende Masterstudiengang Fenster und Fassade angeboten, so dass auch zu diesen Branchen gute Kontakte bestehen. Zudem werden in den vorhandenen Fakultäten und Studiengängen alle Kompetenzen gelehrt, die für zukunftsfähiges Bauen und »innovative Baukonzepte« erforderlich sind.
Das Institut für Fenstertechnik (ift Rosenheim) in Rosenheim, besitzt im Bereich der Fenster- und Fassadentechnik internationales Ansehen und ist als Institut für Bauprodukte und Werkstoffe (Außenbauteile, Innenbauteile, aktive / passive Bauteile etc.) fest in den KMU-geprägten Branchen verankert. Neben einer breiten Basis an Dienstleitungen für den gesamten Lebenszyklus von Bauprodukten, bietet das ift auch Dienstleistungen für Unternehmensmanagement. Darüber hinaus verfügt das ift über Kompetenzen für Normungstätigkeit, Gremienarbeit, Sachverständigentätigkeit und verbraucherrelevante Aspekte wie beispielsweise Qualität, Nutzungssicherheit oder Barrierefreiheit. Für die wissenschaftliche Begleitung der gesamten Bandbreite an Tätigkeiten, verfügt das ift über eine eigene, gemeinnützige Forschungseinrichtung, welche ihre Kompetenzen in der Forschungsplattform ergänzend zum IBP in die Kooperation einbringen wird. Das ift unterhält eine Kooperation mit der Hochschule Rosenheim bezüglich der Aus- und Weiterbildung von Studierenden und Fachleuten.