Ein Viertel aller CO2-Emissionen weltweit entstehen im Transportbereich. Die
Verwendung von Konstruktionsteilen aus faserverstärkten Kunststoffen ist eine
kluge Lösung für das Emissionsproblem, denn die Materialien bieten sehr gute
mechanische Eigenschaften bei geringem Gewicht. Damit hilft der Einsatz der
Leichtgewichte im Fahrzeugbau die CO2-Emissionen im Transportgewerbe zu
reduzieren. Ein Problem besteht jedoch in der Verbindung von Faserverbundstoffen
mit Stahlbauteilen. In Ermangelung besserer Möglichkeiten werden diese
Materialien bis heute entweder verklebt oder verbolzt. Dabei kosten allein die
Berechnung und Testphase der Bauteile so viel Zeit, dass die Konstrukteure
oftmals weiterhin auf reine Stahlbauten setzen. Im Schiffbau stellt das ein
großes Problem dar, denn in dieser Branche werden alle Stücke einzeln
produziert. In der Folge steigen die Kosten enorm.
FAUSST verbindet verlässlich
Die Lösung für dieses Problem haben jetzt drei Wissenschaftler im Rahmen eines
vom AiF-Mitglied Center of Maritime Technologies e.V. (CMT) koordinierten
Projekts der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) gefunden: Dr. Lars
Molter und Dr. Rafael Luterbacher-Mus, bis 2018 beide am CMT in Hamburg,
entwickelten gemeinsam mit Dr. Rigo Peters von der Schweißtechnischen Lehr- und
Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern GmbH (SLV M-V) die Technologie FAUSST
(Faserverbund-und- Stahl-Standardverbindung). Damit ist es erstmals möglich,
Faserverbundbauteile und Stahlbauteile mithilfe eines hybriden Gewirks ohne
jedwede mechanische Sicherung fest und sicher zusammenzufügen. Die so
verbundenen Strukturen genügen auch den größten Anforderungen sowohl im
Fahrzeug- und Schiffbau, als auch in der Luft- und Raumfahrt. Für ihre
Leistungen wurden die Forscher heute in Berlin mit dem Otto von Guericke-Preis
der AiF ausgezeichnet. Der Preis wird einmal im Jahr für herausragende
Leistungen auf dem Gebiet der IGF vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die
vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100
Forschungsvereinigungen organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie (BMWi) mit öffentlichen Mitteln gefördert.
Drei Komponenten für FAUSST
„Unser Ziel war es, eine hybride Verbindungstechnologie für unterschiedliche
Anforderungen im Schiffbau zu entwickeln. Das haben wir geschafft“, freut sich
Molter. „Vergleiche zwischen dem klebetechnischen Fügen im Schiffbau und der
FAUSST Technologie zeigen deren hohes Potential: Die Prozesszeit ist bis zu 50
Prozent schneller und selbst Einsätze, die sonst zu komplex und zeitaufwändig
sind, lassen sich mittels FAUSST realisieren. Zudem ist die neue Technologie
einfach in bestehende Prozessketten integrierbar.“ Molters Kollege
Luterbacher-Mus beschreibt den Aufbau des FAUSST-Verbinders. „Er besteht aus
drei Komponenten: Einem reinem Metallteil, einem Hybridteil und einem Glasteil,
die miteinander verwirkt und an ein metallisches Halbzeug angeschweißt sind.“
Damit können Faserverbünde sicher, fest und ganz konventionell an metallische
Strukturen geschweißt werden. Peters von der SLV M-V ergänzt: „Wir haben FAUSST
in umfangreichen Testreihen untersucht. Die erzielten Ergebnisse haben die
Anforderungen aus der Industrie über-erfüllt. Dies liegt vor allem daran, dass
wir im Vergleich zum Kleben auch klassische Schweißverfahren einsetzen konnten“,
erklärt der Forscher.
„FAUSST stellt genau die Verbindungsmöglichkeit dar, die den Markt trifft und
den Anforderungen des Kunden entspricht“, so das Fazit von Jörg Bünker von der
Saertex GmbH und Co. KG aus Saerbeck. „Endlich können wir klassische
Konstruktionswerkstoffe wie Stahl oder Metalle sicher mit neuen
Composite-Werkstoffen verbinden.“ Das Unternehmen war als Industriepartner im
Projektbegleitenden Ausschuss an dem heute ausgezeichneten Projekt beteiligt.
Start-up gegründet – Transfer gelungen
Für Thomas Ketelhohn, Geschäftsführer des CMT, ist FAUSST „ein Paradebeispiel
für den häufig geforderten Transfer von Forschungsergebnissen aus der
Wissenschaft in die Wirtschaft“. Neben einer Patentanmeldung wurde im Juni 2018
die Hyconnect GmbH in Hamburg gegründet, um FAUSST für den industriellen Einsatz
weiterzuentwickeln. Bisher konnten durch die Transfermaßnahmen fünf
Industrieunternehmen gewonnen werden, die FAUSST für Ihre Anwendungen
projektieren lassen.
Ende gut, alles gut: „Die Zusammenarbeit zwischen Industriepartnern und
Wissenschaftlern war hervorragend: Ein in jeder Hinsicht sehr gutes Beispiel für
die IGF“, resümiert Ketelhohn.
Einen dreiminütigen Film zum Projekt finden Sie auf der Website der AiF in der
Mediathek unter
https://www.aif.de/mediathek/video-uebersicht/highlight-projekte-igf.html.
Ansprechpartner zum Projekt
Dr. Lars Molter, Hyconnect GmbH, E-Mail: info@hyconnect.de,
Telefon: +49 176 – 23815573
Thomas Ketelhohn, Center of Maritime Technologies e.V. – CMT,
E-Mail: info@cmt-net.org, Telefon: +49 40 – 69 20 876-0
Über die AiF
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von
Guericke“ e.V. ist das Forschungsnetzwerk für den deutschen Mittelstand. Sie
fördert Forschung, Transfer und Innovation. Als Dachverband von 100
gemeinnützigen Forschungsvereinigungen mit mehr als 50.000 eingebundenen
Unternehmen und 1.200 beteiligten Forschungsstellen leistet sie einen wichtigen
Beitrag, die Volkswirtschaft Deutschlands in ihrer Wettbewerbsfähigkeit
nachhaltig zu stärken. Die AiF als gemeinnütziger Verein organisiert die
Industrielle Gemeinschaftsforschung und betreut über die AiF Projekt GmbH und
die AiF F·T·K GmbH, ihre einhundertprozentigen Tochtergesellschaften, weitere
Förderprogramme der öffentlichen Hand. Im Jahr 2018 setzte die AiF rund 475
Millionen Euro an öffentlichen Fördermitteln ein. Seit ihrer Gründung im Jahr
1954 lenkte sie rund 12 Milliarden Euro öffentliche Fördermittel in neue
Entwicklungen und Innovationen und brachte mehr als 235.000 Forschungsprojekte
auf den Weg.
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AiF e.V., Evelyn Bargs-Stahl, presse@aif.de,
Telefon: +49 221 37680 114
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