Das Auftreten neuer Atemwegserkrankungen, etwa die Viruserkrankung MERS, sind die Ursache, dass Hongkonger Forscher sich verstärkt mit der Entwicklung innovativer Schutzmasken zum Schutz der Bevölkerung befasst haben. So auch das in Hongkong ansässige Forschungszentrum Nano and Advanced Materials Institute Ltd. (NAMI), das im Januar einen neuen medizinischen Mundschutz auf den Markt brachte. Unter dem Produktnamen „NASK“ bietet die Schutzmaske eine patentierte Filtertechnologie mit Nanofasern, ein Material, das im Durchmesser rund 200 mal kleiner ist als ein menschliches Haar. Nanofasern werden üblicherweise für Gewebezüchtungen und die Herstellung künstlicher Organe verwendet. Die Abkürzung „NASK“ steht für „Nanotechnology“, „Anti-dust“ (Anti-Staub), „Safe“ (sicher) und „Killing bacteria“ (Keimabtötung).
Nach Aussage von Connie Kwok, Director of Research and Development (Bio and Healthcare) von NAMI, soll die „NASK“-Maske die Verbraucher vor sich in der Luft befindlichen Viren und Schadstoffen schützen, ohne dabei auf Tragekomfort zu verzichten. „Filtersysteme bei herkömmlichen chirurgischen Masken können den Ausbruch infektiöser Krankheiten nicht adäquat beherrschen und die Atmungsaktivität bei N95-Masken ist mangelhaft“, so Kwok. Mit der „NASK“-Maske sei der Branche ein Durchbruch gelungen, da diese die besten Eigenschaften beider Masken vereine.
Um das Produkt auf den Markt zu bringen, arbeitete das Institut mit dem Hongkonger Hersteller Profit Royal Pharmaceutical Ltd. zusammen. Neben der Produktentwicklung unterstützte NAMI das Unternehmen beim Aufbau der Produktion in Hongkong. „Das Team von NAMI besuchte die Produktionsanlagen des Unternehmens, um die Mitarbeiter vor Ort zu beraten“, erzählt Sarinda Kwok, Director of Profit Royal Pharmaceutical Ltd. „Das Beratungsteam hat uns etwa bei Problemen geholfen, die beim Vorbereitungsprozess für die Massenproduktion aufkamen.“ Nach mehreren Optimierungsdurchläufen erhielt „NASK“ die N95-Lizenz vom US National Institute for Occupational Safety and Health.
Über 3.000 Masken wurden verteilt, die zu vielen Bestellungen führten. Die Direktorin von Profit Royal Pharmaceutical Ltd. führt einen Großteil dieses Erfolgs auf die Patentierung der Technologie und den Produktionsprozess mit kurzen Fertigungsabläufen zurück. „Der Besitz eines Patents ist unerlässlich, da sich unsere Geschäftspartner auf unser Wissen, unsere Expertise und die Produktionskapazitäten verlassen. Es ist eine Win-Win-Lösung sowohl für unser Institut als auch unseren Geschäftspartner“, betont Kwok.
Derzeit wird „NASK“ im medizinischen Sektor in Hongkong verwendet, etwa in Ambulanzen, Tierkliniken und Laboren. Das Institut möchte die Zielgruppe aber auch auf Bereiche wie Schulen, Pflegeheime oder Baustellen erweitern. Profit Royal Pharmaceutical Ltd. geht davon aus, dass – nach der Produkteinführung Anfang 2016 – in den ersten Monaten etwa 60.000 Masken verkauft werden. Bald wird „NASK“ auch auf dem chinesischen Festland, in Macau und anderen Ländern erhältlich sein.
Von der zur Hongkonger Regierung gehörenden „Innovation and Technology Commission (ITC)“ wurde das 2006 gegründete NAMI als F&E-Zentrum für Nanotechnologie und fortschrittliche Materialien eingeordnet. Die Einrichtung ist zudem in anderen Forschungsbereichen tätig, etwa nachhaltige Energien, Festkörperbeleuchtung, Display- und Druckelektronik, Baumaterialien, Umwelttechnologie sowie Bio- und Healthcare. So präsentierte man kürzlich auf einer Veranstaltung der Hong Kong Science and Technology Parks Corporation marktreife Entwicklungen aus den Bereichen flexible Lithium-Ionen-Batterien für Wearables, leichter, wasserabweisender Gasbeton für Straßen-Lärmschutzwände sowie Wärmemanagement-Lösungen für Plasma-Beleuchtung.
Ziel sei es unter anderem, so Jenny Yiu, Director of Public Affairs and Development bei NAMI, einem breiteren Publikum zugute zu kommen, indem man eine Plattform für den Informationsaustausch anbiete und neue innovative Healthcare-Produkte entwerfe. Dafür ist „NASK“ ein gelungenes Beispiel.