Städel Museum und der Arbeitsbereich Altersmedizin der
Goethe-Universität Frankfurt am Main entwickelten Vermittlungsangebot
„ARTEMIS“
Im Rahmen einer medizinischen Pilotstudie haben das Städel Museum
und der Arbeitsbereich Altersmedizin der Goethe-Universität Frankfurt
am Main seit Ende 2014 die therapeutischen Potenziale von
interaktiven Auseinandersetzungen mit Kunst für Menschen mit Demenz
untersucht. Nachdem die umfassenden Forschungsergebnisse die
Wirksamkeit der Methodik und Praxis bestätigt haben, überführt das
Städel das Angebot mit dem Titel ARTEMIS (ART Encounters: Museum
Intervention Study) nun dauerhaft in sein breit gefächertes
Vermittlungsprogramm. Es setzt sich zusammen aus einer einstündigen
thematischen Führung und anschließender kreativer Arbeit mit
verschiedenen künstlerischen Techniken im Atelier. Zu ARTEMIS können
sich Paare anmelden, die aus einer Person mit leichter bis
mittelgradiger Demenz und einem betreuenden Angehörigen bestehen.
ARTEMIS war die erste umfassende wissenschaftliche Studie zur
interaktiven Kunstvermittlung und den therapeutischen Potenzialen
einer kunstbasierten psychosozialen Intervention bei Demenz im
deutschsprachigen Raum. Das zweijährige Forschungsprojekt ging der
Frage nach, welchen Beitrag regelmäßige Museumsbesuche und die
Beschäftigung mit Kunst leisten können, um das emotionale
Wohlbefinden und das Kommunikationsverhalten von Menschen mit
leichter bis mittelgradiger Demenz zu steigern und die Beziehung zu
ihren betreuenden Angehörigen zu verbessern.
Die Studie
Im Verlauf des Praxis-Forschungsprojekts ARTEMIS entstand ein
niedrigschwelliges Vermittlungsangebot zur interaktiven
Auseinandersetzung mit Kunst für Menschen mit Demenz und ihre
betreuenden Angehörigen. Diese Kunstbegegnungen bestanden im ersten
Teil aus einstündigen thematischen Kunstführungen durch speziell
geschulte Kunstvermittler des Museums. Dabei ging es in erster Linie
um Assoziationen und Emotionen der Teilnehmer im Rahmen eines
interaktiven Dialogs. Die Themen der Führungen waren sehr vielfältig,
z.B. „Frankfurt am Main“, „Das menschliche Gesicht“ oder „Die Farbe
BLAU“. Anschließend arbeiteten die Gruppen im zweiten Teil kreativ im
Atelier. Das Besondere an ARTEMIS war die groß angelegte
wissenschaftliche Begleitstudie, im Rahmen derer neben
psychologischen Tests und standardisierten Fragebögen auch offene
Interviewfragen und Videografie zum Einsatz kamen. Untersucht wurde
der Einfluss von Museumsbesuchen und künstlerischer Betätigung auf
das emotionale Wohlbefinden, das Kommunikationsverhalten und die
Lebensqualität der Teilnehmer.Insgesamt gab es in der zweijährigen
Projektzeit 13 ARTEMIS-Gruppen mit je sechs Museumsterminen im Städel
und drei bis fünf Paaren pro Kleingruppe. Somit fanden 78
Kunstführungen und Atelier-Workshops mit insgesamt 96 Teilnehmern
statt.
Die Forschungsergebnisse
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich sowohl bei Menschen
mit Demenz als auch bei den Angehörigen das Wohlbefinden nach den
Museumsbesuchen signifikant verbesserte. Ähnliches gilt für die
Selbsteinschätzung der Lebensqualität. Die stärksten Effekte zeigten
sich bei Menschen mit Demenz in den Museumssitzungen, die biografisch
angelegt waren (z.B. „Familie und Kinder“ und „Frankfurt am Main“)
oder mehrere Sinnesebenen ansprachen (z.B. Malen zur Musik bei der
Atelierarbeit zum Thema „Abstrakt“). Die betreuenden Angehörigen
verspürten dagegen einen stärkeren Zugewinn an Wohlbefinden bei
Kunstführungen, die insbesondere durch neue Erfahrungen und das
Entdecken eigener kreativer Potenziale zur emotionalen Entlastung
beitragen konnten. So waren die höchsten Effektstärken für die
Begleitpersonen bei den Themen „Farbe BLAU“ (Erstellung blauer
Experimentalbilder), „Abstrakt“ (Malen zur Musik) und „Portraits“
(Modellieren mit Ton) zu verzeichnen.
Mit Blick auf die Frage, welche Kunstbegegnungen bzw. welche Art
der kreativen Gestaltung den Teilnehmern am meisten Spaß gemacht hat,
äußerten Menschen mit Demenz bei der Kreativarbeit an biografisch
relevanten („Frankfurt am Main“) und unterschiedliche Sinnesebenen
ansprechenden Themen („Abstrakt“) besonders oft freudige Emotionen.
Bei Sitzungen mit größerem Anteil an eigenständiger Arbeit
(Modellieren mit Ton oder Erstellung einer Collage) ist den
Angehörigen häufig aufgefallen, dass ihre Menschen mit Demenz länger
ruhig sitzen blieben als sonst, entspannter wirkten und mehr Ruhe
ausstrahlten.
ARTEMIS
Vermittlungsangebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Ablauf: Einstündige thematische Führungen und anschließende
einstündige kreative Arbeit mit verschiedenen künstlerischen
Techniken im Atelier.
Termine: Die nächsten Durchgänge starten am 31.5., 12.7., 23.8.,
4.10. sowie 15.11.
Turnus: Pro Durchgang drei Nachmittagstermine alle zwei Wochen.
Gruppengröße: Max. sechs Paare (sechs Menschen mit Demenz plus
ein/-e Angehörige/-r).
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
Mit Unterstützung von: Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Frankfurt am Main
Ausführlichere Informationen und Pressebilder zum Download:
http://newsroom.staedelmuseum.de/de/themen/artemis
Weitere Informationen zum Vermittlungsprogramm und zur Studie:
Städel Museum: Paula Stuckatz, E-Mail: stuckatz@staedelmuseum.de,
Tel.:069-605098-268
Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsbereich Altersmedizin,
Goethe-Universität Frankfurt am Main: Dr. rer. nat. Valentina Tesky
und Dipl.-Psych., M.A. Arthur Schall M. A.,
E-Mail: tesky@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de;
schall@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de,
Tel.: +49(0)69-6301-83621 und -7657
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