Luxemburg/Mainz, 7.11.2020
Am 30. September hat die EU-Kommission in einer Mitteilung an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss sowie an den Ausschuss der Regionen ihre Überlegungen und Strategien zum neuen Europäischen Raum für Forschung und Innovation (EFR bzw. ERA, European Research Area) vorgestellt. EFR soll eine zukunftsweise Forschungs- und Innovationslandschaft in Europa implementieren und Spitzenleistungen von Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten der Mitgliedsländer bündeln. Offen und wettbewerbsfähig soll der EFT den Transfer von Forschungsergebnissen in die Realwirtschaft gezielt fördern, um den Wandel der EU hin zu Klimaneutralität und digitaler Führungsstärke zu beschleunigen.
Dazu Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend: „Eine schnelle und wirksame Kooperation für effizientes wissenschaftliches Arbeit ist unerlässlich. Der EFR muss ganz Europa umfassen, weil Wissen keine Staatsgrenzen kennt, weil Zusammenarbeit mehr und bessere wissenschaftliche Erkenntnisse hervorbringt und weil Wissen, dessen Qualität offen geprüft wurde, vertrauenswürdig ist.“ Und Margrethe Vestager, Kommissarin für Wettbewerb und Digitales sowie Exekutiv-Vizepräsidentin für „ein Europa für das digitale Zeitalter“, ergänzt: „Mit dem EFR setzt die EU-Kommission sich und den Mitgliedländern ein neues ehrgeiziges Ziel. Wir bauen auf die wissenschaftlichen Spitzenleistungen unserer Hochschulen und Forschungsinstitute auf und wollen mehr dafür tun, dass marktorientierten Innovationen der Durchbruch gelingt.“
Die von der EU-Kommission festgelegten strategischen Ziele und Maßnahmen legen den Fokus auf Investitionen und Reformen in Forschung und Innovation. Forschungsinstitutionen und Forscher aus der gesamten EU sollen einen besseren Zugang zu Einrichtungen und Ressourcen der Spitzenklasse erhalten. Vor allem soll eine verstärkte Mobilität, eine weiterreichende Gleichstellung der Geschlechter, eine gezielte berufliche Weiterbildung und Weiterentwicklung der Stakeholder ebenso wie ein besserer Zugang zu staatlich finanzierter Wissenschaft, deren Erkenntnisse von Fachleuten überprüft wurden, sichergestellt werden.
Die Mitteilung der Kommission sieht vier strategische Ziele vor:
1. Priorisierung von Investitionen und Reformen in Forschung und Innovation zur Förderung des ökologischen und des digitalen Wandels sowie zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union. Europaweit sollen 3 % des BIP in Forschung und Innovation fließen.
2. Verbesserung des Zugangs zu Ressourcen, Einrichtungen und Infrastrukturen der Spitzenklasse für Forschungsinstitute und -kräfte in der gesamten EU unter anderem durch praxisrelevante integrative berufliche Weiterbildungsprogramme.
3. Technologie-, Wissens- und Kompetenztransfer von Bildung und Forschung in die Wirtschaft zur Ankurbelung von Geschäftsinvestitionen sowie zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit im globalen europäischen Kontext.
4. Förderung der Mobilität von Forschern und Dozenten und der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten.
Erreicht werden sollen die genannten strategischen Ziele durch gemeinsame Roadmaps unter anderem für die Digitalisierung des Gesundheitswesens und der Pflege sowie für die Implementierung einer leistungsfähigen Netzwerktopologie zur Unterstützung dezentraler Anwendungen. Durch den intelligenten Einsatz von geistigem Eigentum soll Innovation lohnend und wertgeschätzt werden und gleichzeitig wirksam und bezahlbar geschützt werden können.
Genau hier setzt die DTMD University for Digital Technologies in Medicine and Dentistry mit ihren berufsbegleitenden postgradualen Weiterbildungsprogrammen und ihren angewandten Forschungsvorhaben an. Nach Ansicht der DTMD University spielen digitale Innovationen für die Verbesserung der patientenzentrierten Versorgung eine immer wichtigere Rolle im Gesundheitswesen sowie in der stationären und ambulanten Pflege. Besondere Chancen bietet die Sensorik in Kombination mit nicht einer nicht invasiven dezentralen Gewinnung und einer automatisierten Auswertung großer Datenmengen. Dabei können wissensbasierte Expertensysteme sowie die Erkennung und Analyse von Mustern den behandelnden Arzt nachhaltig von Routinearbeiten entlasten und seine Entscheidungsfindung bei Ferndiagnosen wirksam unterstützen.
In diese Richtung geht ein laufendes Forschungsprojekt des An-Instituts für Innere Medizin und Labormedizin an der DTMD University (IML-DTMD). Prof. Dr. Andreas Pfützner, Leiter des IML-DTMD: „Unser Institut führt an seiner Außenstelle in Mainz bereits seit seiner Gründung intensive Forschungsarbeiten (klinische Studien und Laborarbeiten) in den Bereichen Diabetes mellitus und Herz-Kreislauferkrankungen durch. Die aktuellen Forschungsprojekte befassen sich insbesondere mit Maßnahmen, die für eine zukünftige Digitalisierung dieser Bereiche der inneren Medizin (Entwicklung von Sensoren, APP-Entwicklung, Plattform-Entwicklungen etc.) als richtungsweisend anzusehen sind.“
Zu den aktuellen Projekten, die zeitnah in klinischen Diabetes-Einrichtungen implementiert werden könnten, gehören vornehmlich folgende Themen:
a) Entwicklung eines implantierten Bio-Chips zur Messung von Glukose, Laktat und
weiteren Parametern in der interstitiellen Flüssigkeit,
b) Leistungsbewertungsprüfungen für neue nichtinvasive Testverfahren zur Messung von Glukose und anderen physiologischen Parametern im Gewebe,
c) Entwicklungsstudien und Leistungsbewertungsprüfungen von Schnelltests zur Messung von Biomarkern,
d) Leistungsbewertungsprüfungen für medizinische Software und Backend-Plattformen für die Weiterverarbeitung der durch die Sensorik erhobenen Informationen.
Pfützner weiter: „Die Zukunft der Medizin liegt in der Digitalisierung – Die Projekte des IML-DTMD an der Schnittstelle zwischen akademischer Forschung und konkreter industrieller Produktentwicklung tragen dazu bei, die theoretischen Möglichkeiten der Digitalisierung bereits in naher Zukunft in greifbare und in der Praxis nutzbare Produkte und Dienstleistungen zu transferieren.“