Neues Internetportal soll Rheumapatienten helfen

„Etwa 2 Prozent der Bevölkerung sind von einer chronischen entzündlich-rheumatischen Krankheit betroffen“, sagt Dr. Wolfgang Vorbrüggen, ehemaliger Leitender Arzt der Radiologischen und Nuklearmedizinischen Abteilung der Rheumaklinik Aachen. Jedoch erfolgt die Erkennung rheumatischer Krankheiten häufig erst spät. Leidgeplagte Patienten erhalten oft erst eine Diagnose, wenn sie eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich haben. Je später die Diagnose gestellt wird und die Behandlung beginnt, desto schlechter sind die Chancen auf einen günstigeren Krankheitsverlauf. Ein neues Internetportal soll jetzt Betroffenen helfen, früher eine Ursache für ihr Leiden zu finden und handeln zu können.

In dem durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Forschungsprojekt „RhePort21“ (Rheumaportal für das 21. Jahrhundert) entwickeln das FIR an der RWTH Aachen und die MUL Systems GmbH gemeinsam mit Partnern aus medizinischen Fachkreisen seit Oktober 2012 eine Internetplattform und ein damit verbundenes Dienstleistungskonzept, mithilfe derer Fachärzte deutlich früher als bisher eine Diagnose stellen können.

Bei dem Verdacht, an Rheuma erkrankt zu sein, können Betroffene künftig auf der geplanten Internetseite einen von Medizinern entwickelten Onlinefragebogen ausfüllen, der anschließend von Fachärzten ausgewertet wird. Die Antworten aus dem Fragebogen ermöglichen zeitnah eine erste Einschätzung des Krankheitszustands, auf deren Basis umgehend weitere Untersuchungen eingeleitet werden können.

„Die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien kann die Rheumatologen erheblich bei der Diagnose und der anschließenden Versorgung unterstützen. Dem Patienten verschafft dies wertvolle Zeit und erhöht die Chance auf eine frühzeitige Therapie der Krankheit“, erklärt der FIR-Wissenschaftler Arno Schmitz-Urban.

Das FIR erarbeitet in dem Forschungsprojekt das Betreibermodell für das aufzubauende Netzwerk. Dabei untersucht das Institut, welche technischen und inhaltlichen Anforderungen ein derartiges Portal erfüllen muss. Zudem erarbeitet das FIR ein Dienstleistungskonzept, das langfristig den wirtschaftlichen Nutzen der Plattform sicherstellen soll. „Durch das Portal, das wir aufbauen, sollen vorhandene Ressourcen effizienter genutzt, Wissen konsolidiert und eine zeitgemäße Versorgungsstruktur geschaffen werden“, so Dr. Gerhard Gudergan, Leiter des Geschäftsbereichs Forschung am FIR. Neben den humanitären Aspekten des Rheumaportals erfüllt die Plattform auch einen wirtschaftlichen Nutzen. Denn je später Rheuma erkannt wird, desto schwieriger und auch teurer ist eine Therapie. So belaufen sich beispielsweise die Kosten in Deutschland allein für Medikamente pro Patient auf circa 20.000 Euro pro Jahr.

Die Arbeiten in dem Forschungsprojekt konzentrieren sich vorerst auf die Städteregion Aachen und die angrenzenden Kreise Düren, Heinsberg und Mönchengladbach. An dem Projekt sind neben dem FIR und der Rheumaklinik acht niedergelassene Rheumatologen, zwei rheumatologische Ambulanzen, eine radiologisch-nuklearmedizinische Gemeinschaftspraxis, die internistisch-rheumatologische Abteilung des Medizinischen Zentrums der Städteregion Aachen sowie die Uniklinik RWTH Aachen (Geschäftsbereich IT) und die MUL Systems GmbH beteiligt. Zur Optimierung der Zusammenarbeit und der Behandlungsprozesse innerhalb des Rheuma-Netzwerks soll der Dokumenten- und Befundaustausch über die Kommunikationsplattform FallAkte Plus der Uniklinik RWTH Aachen erfolgen. Diese wird durch die Healthcare IT Solutions (HITS), ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Uniklinik RWTH Aachen, betrieben.

Weitere Informationen über das FIR und das Forschungsprojekt „RhePort21“ sind auf der Internetseite des FIR abrufbar:
www.fir.rwth-aachen.de

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