Ausstellungsmacher kämpfen derzeit an mehreren Fronten. Zum einen sollen die Bestände zeitgerecht präsentiert werden, was meist mit einer umfangreichen Digitalisierung einhergeht und viel technisches Knowhow erfordert. Zum anderen findet derzeit einmal mehr ein Wandel im grundlegenden Konzept statt. Früher standen die Sammlung und deren Präsentation im Vordergrund. Dann emanzipierten sich Ausstellungsmacher und Kuratoren und versuchten ihren Enthusiasmus dem Publikum zu vermitteln.
Spätestens seit die „Always-on-Generation“ den Weg ins Museum findet, steht aber der Besucher im Zentrum der Ausstellungskonzepte. Das selbstgeschossene Foto – Selfie – mit dem Dinosaurier oder der Mona Lisa ist ein Muss, das sofort einmal um die Welt geschickt werden will. Soziale Medien inklusive Bloggerszene sind zu wichtigen Aufgabengebieten geworden, um die Besucher von morgen zu bedienen.
Wie man Publikum für das Programm gewinnt, dafür gibt es viele Möglichkeiten. Einige, wie etwa das „Storytelling“, stammen aus dem Marketing, andere, etwa „web-basierende Partizipation“ aus der neueren Kommunikationstheorie. Die Idee vom Museum als Resonanzraum stammt aus der Systemtheorie und gilt als eine der erfolgversprechendsten Methoden, dem Besucher gerecht zu werden: Statt ihm Ausstellungsobjekt, Theorie und Erklärung als vorgefertigtes Paket anzubieten, soll ihm Raum für eigenes Erleben und Erfahren geboten werden. Das führt naturgemäß zu ganz unterschiedlichen Emotionen, die den Einzelnen aber auch viel stärker berühren, als bloße Wissensvermittlung oder Zurschaustellung.
Daniel Tyradellis, Philosoph und Kurator darf mit seinem Buch „Müde Museen“ als einer der Speerspitzen der Bewegung für zeitgemäßes Ausstellungsmachen gelten. Er setzt darauf, das Nachdenken anzuregen statt es durch Rituale und Schemata einzuschläfern. Ausstellungstexte oder Chronologien lehnt er deshalb ab. Er fordert Ausstellungsmacher auf, das Publikum und seine Sehgewohnheiten zu verstören, damit neue Einsichten gewonnen werden können. Und die sind dann – weil selbst erkannt und erlebt – auch nachhaltiger als die schönste Präsentation.
In Zukunft gilt auch für das Ausstellungsmachen das, was schon immer für Journalismus galt: Es ist (fast) alles erlaubt – außer den Besucher zu langweilen. „Geschichtenerzählen im Museum wird also zur Herausforderung für die kommenden Jahre. Das Publikum wünscht sich geistige Anregung, erkenntnisreiches Vergnügen als „Food for the Mind““, davon ist Messechefin Angelika Albrecht überzeugt. Auf den Philippinen hat sich im Großraum Manila ein Naturkunde- und Wissenschaftsmuseum bereits den Namen „Mind Museum“ gesichert.
Näher als Manila liegt Leipzig, Standort der MUTEC 2014, die auch in diesem Jahr wieder, wie schon 2012 und 2010, parallel zur Fachmesse „denkmal“ stattfindet. Das Konzept, beide Veranstaltungen zeitgleich zu präsentieren, hat sich bewährt und wird von Besuchern und Ausstellern gleichermaßen geschätzt. Leipzig wird also vom 6. bis 8. November erneut zum Zentrum für alle Kulturschaffenden aus den Bereichen Museum, Ausstellung, Archiv, Bibliothek, Denkmal oder Wissenszentrum. Netzwerken und interdisziplinäres Vernetzen ist eindeutig erwünscht. Die Nähe Leipzigs zu den östlichen Nachbarstaaten wirkt sich überdies positiv auf die Besucherzahlen aus, denn auch dort wollen Archivare und Museumsbetreiber ihre Schätze attraktiv präsentieren und an neuen Strömungen partizipieren.
Zu beachten ist deshalb ganz besonders das Rahmenprogramm, das neben der Digitaltechnik auch Theorien über das neue Selbstverständnis der Museums- und Ausstellungsbranche als Schwerpunkt führt.
Die Messeunterlagen und alle Informationen rund um die MUTEC 2014 finden Sie unter: www.mutec.de.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die Messeleitung in München:
Angelika Albrecht, Tel.: 089-27294820
Bildrechte: P.G. Loske
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