Würzburg/Bernau, 16.10.2012. „Modern gestaltete, überdachte Stadien mit optimalen Licht- und Sichtverhältnissen treffen nicht nur die höheren Komfortbedürfnisse der Zuschauer. Sie sind auch eine zentrale Forderung internationaler Sportorganisationen für Austragungsorte großer Sporterei-gnisse, damit Betreibern, Veranstaltern und Sportlern beste Bedingungen geboten werden können. Neben dem Witterungsschutz stehen dabei vor allem die Lichtverhältnisse im Inneren im Mittel-punkt. Es geht um die Wachstumsbedingungen für den Rasen, eine Reduktion des Aggressions-potenzials und natürlich um optimale Fernsehbilder, die durch Stützenfreiheit und gleichmäßige Ausleuchtung mit begrenzten Kontrasten ermöglicht werden. Für die großen Spannweiten haben sich in den letzten Jahren zugbeanspruchte Flächentragwerke mit sehr leichten, biegeweichen und transluzenten Membranwerkstoffen wie PTFE als typische und äußerst wirtschaftliche Lösung durchgesetzt“, erklärte Prof. Dr. Jan Cremers, Director Technology, Hightex GmbH, Bernau, einem Systemanbieter für textile Architektur, und Dozent an der Hochschule für Technik Stuttgart, im Rahmen seines Vortrags „Innovative Ikonen – aktuelle internationale Großprojekte im Membranbau“ anlässlich des heute stattfindenden 2. Kooperationsforums Textilien in Bau und Architektur der Bayern Innovativ GmbH, Nürnberg, und des Verbands der Bayerischen Textil- und Bekleidungs-industrie e. V., München, in Würzburg.
„Aufgrund der sehr geringen erforderlichen Massen – Membranmaterialien wiegen zwischen 0,4 und 2 kg/m²- ergeben sich weitere Vorteile der modernen Werkstoffe“, so Cremers weiter. Im Vergleich zu alternativen Konstruktionen sei das Flächengewicht in der Regel um ein vielfaches geringer, was sich auch auf einen reduzierten Materialeinsatz in Primär- und Sekundärkonstruktion auswirke. Ebenso auf den Aufwand für Transport, Montage und letztlich auch den in Zukunft erforderlichen Rückbau. In der Summe sei daher eine Gesamtenergiebilanz über den Lebenszyklus gegenüber massiveren Konstruktionsalternativen vorteilhaft. Der Einsatz von biegeweichen Textil- und Folienwerkstoffen biete zudem noch erhebliche Differenzierungsmöglichkeiten für Architekten und Designer, betonte der Membranspezialist am Ende seines Vortrags.
Hightex hat unter anderem die Membrandachkonstruktionen der Fußballstadien in Kiew und Warschau zur Fußball-Europameisterschaft konzipiert und realisiert. Im Rahmen der letzten Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika war das bayerische Unternehmen für die Fassade des Green Point Stadium in Kapstadt sowie das Dach des Soccer City Stadium in Johannesburg verant-wortlich. Und für die kommende Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilen wird Hightex das Dach des Maracana-Stadions in Rio de Janeiro sowie das Dach des Beira-Rio-Stadion in Porto Alegre konzipieren und umsetzen.
Technische Textilien sind ein weltweiter Wachstumsmarkt, auf dem deutsche Unternehmen, darunter vor allem zahlreiche bayerische, als führend gelten. Spezielle Polymere und Fasern, textile Verarbeitungstechniken und neuartige Beschichtungen ermöglichen maßgeschneiderte Eigenschaften und eröffnen immer wieder neue Einsatzmöglichkeiten. Im Bauwesen gewinnen Textilien zunehmend an Bedeutung und rücken in das Blickfeld von Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmen. Sie gelten mittlerweile als der 5. Baustoff und erschließen weitere Anwendungen – für visionäre Architekturen wie auch für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Daher standen aktuelle Entwicklungen und zukünftige Trends in den Feldern Membranbau, textile Verstärkungsstrukturen und Funktionsintegration im Mittelpunkt des Forums. Die Vorträge beschäftigten sich unter anderem mit Themen wie „Die Stadt der Zukunft – Chancen und Herausforderungen für die Bauindustrie“ (Dr. Eckhart Hertzsch, Projektleitung und Forschung „Morgenstadt“, Fraunhofer-Allianz BAU, Stuttgart), Textile Strukturen in der Architektur (Jan Hübener, Associate, Zaha Hadid Architects,London/Hamburg), Herstellung und Eigenschaften von PTFEMembranen (Cornelia Sand, Produktmanager Architecture, Sefar AG, Heiden, Schweiz), und Textile und folienbasierte Gebäudehüllen –Leichtbau und Adaptivität (Dr. Walter Haase, Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren, Universität Stuttgart).