Diskussionsbeitrag von Dr. Rainer Schreiber, Autor, Dozent, Erwachsenenbildung und Personalberater – Die Renaissance der Heilpflanzen: Transparenz und Verständnis für Medizinalcannabis in Europa.
In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für die therapeutischen Eigenschaften von Medizinalcannabis in Deutschland und Europa gewandelt. Die Transparenz und das Verständnis für Heilpflanzen in der Medizin müssen jedoch erst wiederhergestellt werden, um den steigenden Bedarf an pflanzlichen Therapieoptionen zu decken.
Hightech-Anbau von Cannabis: Qualitätssicherung für medizinische Zwecke
Die Diskussion um die Deckung des Bedarfs an Medizinalcannabis in Deutschland ist von stetig steigenden Zahlen geprägt, wie von der Bundesregierung berichtet. Im Jahr 2019 wurden beachtliche 6,5 Tonnen Cannabisblüten für die Versorgung von Cannabis-Patienten nach Deutschland importiert, was im Vergleich zum Vorjahr einer Verdoppelung entspricht. Diese eindrucksvolle Zunahme erstreckt sich auch auf andere therapeutisch genutzte Cannabisprodukte wie Sativex und Dronabinol, bei denen ebenfalls deutliche Zuwächse verzeichnet werden.
Trotz dieser erheblichen Mengenimporte bleibt die Deckung des Bedarfs nahezu vollständig von ausländischen Lieferungen abhängig, erklärt Ridvan Abay, Verwaltungsrat der Helvezia Pharma & Medical Care AG. Die Gründe hierfür liegen in den strengen Reglementierungen des Anbaus von Medizinalcannabis in Deutschland. Die hohen Importzahlen verdeutlichen nicht nur die steigende Nachfrage, sondern werfen auch Fragen nach der langfristigen Sicherung der Versorgung auf. Die kontinuierliche Diskussion um den heimischen Anbau und die Entwicklung von Strategien zur Unabhängigkeit von Importen zeigen, dass Deutschland bestrebt ist, eine nachhaltige Lösung für die Bedarfsdeckung medizinischer Cannabisprodukte zu finden.
Moderne Anbaumethoden, wie sie von der Helvezia Pharma & Medical Care AG aus der Schweiz praktiziert werden, haben die Kritik an Medizinalcannabisblüten als „Steinzeitmedizin“ entkräftet. Forschungen und Studien bestätigen, dass unter kontrollierten Bedingungen in Gewächshäusern oder Indoor-Anlagen reines Medizinalcannabis gewonnen werden kann, gleichzeitig der Hightech-Anbau eine gleichmäßige Blütenqualität sichert und naturgegebene Qualitätsschwankungen eliminiert. Diesen Ansatz verfolgt die Helvezia AG. Sie arbeitet gemäß den EU-GMP Leitfäden und setzt auf umfassende Qualitätskontrollverfahren, um reinstes Medizinalcannabis herzustellen.
Helvezia Pharma & Medical Care AG: Qualität und Innovation im Fokus
Die Helvezia Pharma & Medical Care AG, unterstützt durch die Expertise der J&K Consulting GmbH, setzt sich das Ziel, umfassendes Wissen über Heilpflanzen mit modernster Technologie zu verbinden. Durch nachhaltigen Anbau und sorgfältige Auswahl strebt das Unternehmen die Herstellung innovativer und effektiver Medizinalcannabisprodukte an. Ihr Engagement erstreckt sich über den Geschäftsbetrieb hinaus, indem sie aktiv den Umweltschutz fördern und nachhaltige Praktiken in der gesamten Wertschöpfungskette etablieren.
Europa als größter Markt für Phytopharmazeutika
Mit über 750 Millionen Menschen wird Europa voraussichtlich zum größten Markt für pflanzliche Arzneimittel, insbesondere Phytopharmazeutika, heranwachsen. Die europäische Branche legt dabei großen Wert auf Qualität und Sicherheit, weshalb viele EU-Länder nur Produkte von GMP-zertifizierten Herstellern importieren.
Deutschland: Vorreiter in der medizinischen Anwendung von Cannabis
Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften im Jahr 2017 hat Deutschland eine kontinuierliche Steigerung der Importmengen von Medizinalcannabis verzeichnet. Im Jahr 2021 wurden beeindruckende 20,6 Tonnen Cannabis zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken importiert, wobei vermehrt aus den Niederlanden und Kanada bezogen wird.
Das Einheits-Übereinkommen über Suchtstoffe der Vereinten Nationen von 1961 hat die Sensibilität der Weltbevölkerung gegenüber dem Thema Cannabis stark geprägt. Deutschland, als Vorreiter in der medizinischen Anwendung von Cannabis, befolgt die Vorschriften dieses Übereinkommens genau. Gemäß § 19 Abs. 2a des Betäubungsmittelgesetzes muss das in Deutschland angebaute Cannabis zu medizinischen Zwecken grundsätzlich von der Cannabisagentur aufgekauft werden. Dieser entscheidende Schritt gewährleistet nicht nur die Qualität der Medizinalcannabisblüten, sondern unterstreicht auch die Bedeutung internationaler Standards.
Cannabisagentur: Steuerung und Kontrolle des Anbaus in Deutschland
Das Gesetz von 2017 ermöglichte nicht nur den Import, sondern auch den Anbau von Medizinalcannabis in Deutschland. Die Einrichtung der Cannabisagentur durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist ein entscheidender Schritt in der Steuerung und Kontrolle des Anbaus. Die Cannabisagentur, als regulatorische Instanz, setzt auf Transparenz und Fairness bei der Vergabe von Anbauaufträgen. Nach den Vorgaben des Einheits-Übereinkommens von 1961 sowie den Gesetzen über Arzneimittel und Betäubungsmittel erfolgt die Vergabe stets im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens. Diese klare Regelung erstreckt sich auch auf komplexe Szenarien, in denen die Cannabisblüten beim gleichen Unternehmen zu einem Extrakt verarbeitet oder an einen einzelnen Vertragspartner geliefert werden sollen (Vertragsanbau). Die Cannabisagentur vergibt Aufträge über den Anbau von insgesamt 10.400 kg Cannabisblüten in einem europaweiten Vergabeverfahren. Zur Diskussion steht der wachsende Bedarf, der durch die Vorgaben aber nur durch Importe gedeckt werden kann.
Zukunftsaussichten: Ein nachhaltiger Ansatz für Medizinalcannabis
Die Cannabisagentur hat die Aufgabe, sicherzustellen, dass nur Cannabisblüten in pharmazeutischer Qualität an Apotheken geliefert werden. Dabei erfolgt die Vergabe von Anbauaufträgen stets im Rahmen von Ausschreibungsverfahren, um die Einhaltung der internationalen Standards zu gewährleisten.
Deutschland, mit seinem klaren rechtlichen Rahmen und innovativen Herangehensweisen, zeigt sich als Vorreiter in der Nutzung von Medizinalcannabis. Die Integration von Hightech-Anbau und regulatorischer Kontrolle durch die Cannabisagentur legt den Grundstein für eine vielversprechende Zukunft der Heilpflanzenmedizin in Europa.
Autor: Dr. Rainer Schreiber
Dozent, Erwachsenenbildung & Personalberater
Über den Autor:
Personalberater und Honorardozent Dr. Rainer Schreiber, mit Studium der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Finanzierung, Controlling, Personal- und Ausbildungswesen. Der Blog schreiber-bildung.de bietet die Themen rund um Bildung, Weiterbildung und Karrierechancen.