MDR-Magazin „Hauptsache gesund“: Experten befürworten klinische Erforschung von Methadon in der Krebstherapie

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Die Krebsgesellschaften in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
befürworten nach Recherchen des MDR-Magazins „Hauptsache gesund“ den
Vorschlag, die Wirkung von Methadon in Kombination mit Chemotherapie
bei der Behandlung von Krebs in einer klinischen Studie zu
erforschen. Über die öffentliche Förderung dieser Forschungsfrage
wird am Montag, dem 5. November, im Petitionsausschuss des Bundestags
beraten. Der Petition hatten sich innerhalb eines Monats 53.570
Menschen angeschlossen.

„Prinzipiell begrüßen wir, dass die Wirkung erforscht wird, um den
Krebspatienten, die große Hoffnungen in Methadon setzen, mit einer
wissenschaftlich fundierten Antwort zu zeigen, ob es wirklich etwas
bringt oder nicht“, sagt Dr. Ulrike Laubscher von der Thüringischen
Krebsgesellschaft. Zudem sei es generell notwendig, mehr öffentliche
Gelder für die Krebsforschung aufzuwenden: „Das ist wichtig, um Krebs
unabhängig von Industrieinteressen zu erforschen“, so Sven Weise von
der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft.

Der Einschätzung des Heidelberger Neurologen Prof. Wolfgang Wick
vom Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge wird die Forschung zu
Methadon in der Krebstherapie mindestens drei Jahre dauern und
mehrere Millionen Euro kosten. Basierend auf den Erkenntnissen der
Grundlagenforschung werden die nächsten Forschungsschritte direkt an
Krebspatienten erfolgen.

Prof. Wolfgang Wick sieht die Dringlichkeit der Erforschung
kritisch: „Es ist die Frage, ob die Gelder wegen des öffentlichen
Drucks auf das Thema ausgegeben werden oder wegen der
wissenschaftlichen Notwendigkeit.“ Die bisherigen
Forschungsergebnisse seien in der Fachwelt umstritten und es gebe
vielversprechende andere Ansätze, die ebenfalls eine öffentliche
Förderung nötig hätten. Er selbst ist skeptisch, ob Methadon
tatsächlich die erhoffte, positive Wirkung hat, sieht aber eine
Notwendigkeit darin, die Hoffnung von tausenden Krebspatienten
wissenschaftlich zu ergründen. Deshalb möchte er in einer klinischen
Studie die Wirkung von Methadon bei Hirntumorpatienten untersuchen.
Einen Fördergeldantrag dazu liegt seit anderthalb Jahren bei der
spendenfinanzierten Deutschen Krebshilfe.

Nach Informationen der Deutschen Krebshilfe liegt neben dem
Fördergeldantrag von Prof. Wick ein weiterer vor. Dabei geht es um
Darmkrebs. Diese beiden Forschungsbestrebungen sind unabhängig von
der aktuellen Petition. Um eine umfassende Erforschung zur Wirkung
von Methadon bei unterschiedlichsten Tumorerkrankungen zu
ermöglichen, wie es in der Petition gefordert wird, sind den
Einschätzungen der Krebsspezialisten zufolge viele einzelne Projekte
nötig: „Krebs ist eine zu uneinheitliche Diagnose, als dass man alle
Formen in einen Topf werfen und Ergebnisse verallgemeinern könnte“,
sagt Dr. Ulrich Schuler von der Sächsischen Krebsgesellschaft.

Die Verwendung von Methadon in der Krebstherapie wird kontrovers
diskutiert. Nach Forschungsergebnissen von Dr. Claudia Friesen,
Chemikerin am Rechtsmedizinischen Institut der Universität Ulm, gibt
es Anzeichen dafür, dass der Drogenersatzstoff D,L-Methadon in der
konventionellen Chemotherapie verstärkend wirken und womöglich die
Therapiekosten senken könnte, weil Methadon im Vergleich zu anderen
Schmerzmitteln in der Krebstherapie sehr preiswert ist. Bislang
fehlen jedoch klinische Studien, die die Wirkung am Menschen
wissenschaftlich belegen. Aufgrund von Medienberichten im Jahr 2017
haben sich viele Krebspatienten dennoch auf eigenen Wunsch der
Behandlung mit Methadon unterzogen. So auch der Vater des Mannes aus
Ulm, der die Petition an den Bundestag gerichtet hat.

„Hauptsache gesund“, donnerstags, 21.00 Uhr im MDR-Fernsehen
www.mdr.de/hauptsache-gesund | facebook.com/MDRHauptsachegesund

Pressekontakt:
Michael Naumann 0172/ 34 55 792

Original-Content von: MDR Mitteldeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

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