Australisch-deutsches Forscherteam hat erstmalig
die Ergebnisse von elf Studien in einer aktuell erschienenen
Metaanalyse ausgewertet
Der bewährte Wirkstoff Paracetamol war in den vergangenen Jahren
immer wieder mit der Entstehung von Asthma bei Kindern in Verbindung
gebracht worden, wenn das Medikament während der Schwangerschaft oder
in den ersten Lebensjahren eingenommen wurde. Ein ursächlicher
Zusammenhang konnte nie bewiesen werden. Im renommierten British
Medical Journal (BMJ) erschien jetzt erstmalig eine umfassende
Metanalyse zahlreicher Studien, die einen möglichen Zusammenhang
entkräftet. Das Fazit: Die Einnahmeempfehlung für Paracetamol während
der Schwangerschaft sollte nicht geändert werden.
Schwangere und Mütter von Säuglingen sind dieser Tage häufig
verunsichert, wenn es um die Einnahme von schmerzstillenden und
fiebersenkenden Medikamenten geht. Insbesondere Paracetamol wird für
verschiedene Krankheiten bei Kindern als Folgeerscheinung nach
Einnahme in der Schwangerschaft oder den ersten Lebensjahren
verantwortlich gemacht. Halten lassen sich die Thesen nicht. Ein
australisch-deutsches Forscherteam hat die vermeintliche Verbindung
von Paracetamol und Asthma unter die Lupe genommen und die Ergebnisse
aktuell im renommierten British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht.
Die Experten kommen zu dem Schluss: „Der Zusammenhang zwischen
einer frühen Paracetamolaufnahme und Asthma wird häufig überbewertet,
und es gibt momentan keine ausreichenden Beweise, die eine Änderung
der Empfehlungen zur Nutzung des Arzneimittels notwendig machen
würden.“ Zu ihren Ergebnissen kommen die Forscher anhand einer
fundierten Metaanalyse, bei der sie insgesamt elf Studien mithilfe
komplexer statistischer Verfahren ausgewertet haben.
In fünf Studien ging es um die Paracetamolgabe während der
Schwangerschaft, in sechs weiteren um die Einnahme des Wirkstoffs im
frühen Kindesalter (0-2 Jahre). Auf den ersten Blick lieferten die
ersten fünf Untersuchungen statistisch zwar einen formalen
Zusammenhang zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und Asthma
beim Kind. Bezogen die Forscher aber eine weitere, unverzichtbare
Variable mit ein, nämlich Atemwegsinfektionen während der
Schwangerschaft, so schwächte sich die Relation zwischen
Wirkstoff-Einnahme und Asthma-Wahrscheinlichkeit so weit ab, dass sie
nicht mehr als signifikant angesehen werden konnte. Insofern lässt
sich nicht von einem Zusammenhang, schon gar nicht ursächlicher Art
sprechen. Ein vergleichbares Bild ergab sich in Bezug auf die sechs
anderen Studien, die eine Einnahme bei Säuglingen und Kleinkindern
fokussierten.
Abgesehen von diesen neuen Studienerkenntnissen muss stets
beachtet werden, dass es sich bei Asthma um eine Erkrankung mit
multifaktoriellem Ursprung handelt. Zu diesem Schluss kommt auch eine
ebenfalls aktuell im BMJ veröffentlichte Metaanalyse, die den
Einfluss unterschiedlichster Faktoren auf die Ausbildung von Asthma
bewertet hat. Die britischen Wissenschaftler sehen ein Zusammenspiel
zahlreicher Auslöser, aber keine direkte Verbindung zur
Paracetamolgabe – ein weiterer Fakt, der zur Beruhigung der Mütter
beitragen sollte. Nichtsdestotrotz ist die Einnahme eines
schmerzstillenden und fiebersenkenden Medikaments in der
Schwangerschaft und Stillzeit in jedem Fall individuell abzuwägen und
sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker erfolgen.
Quellen:
Cheelo M, Lodge CJ, Dharmage SC, et al. Arch Dis Child;0:1-9.
Doi:10.1136/archdischild-2012-303043; BMJ, October 2014: „Paracetamol
exposure in pregnancy and early childhood and development of
childhood asthma: a systematic review and meta-analysis“,
http://press.psprings.co.uk/adc/november/adc303043.pdf
Dick S, Friend A, Dynes K, et al. A systematic review of associations
between environmental exposures and development of asthma in children
aged up to 9 years. BMJ Open
2014;4:e006554.doi:10.1136/bmjopen-2014-006554
http://bmjopen.bmj.com/content/4/11/e006554.full
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