Im Oktober schreibt die Karg-Stiftung erstmals ein Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler:innen im Bereich der angewandten Begabungsforschung aus. Das William Stern Programm, das an den aus Deutschland vertriebenen Psychologen erinnern möchte, soll neue Forschung im Thema Hochbegabung anregen und Forschende für das Thema gewinnen. Pro Jahr stehen insgesamt bis zu 500.000 Euro für Projekte in der Begabungsforschung zur Verfügung.
Wissenschaftliche Erkenntnisse für ein gerechteres Bildungssystem
Nach wie vor berücksichtigt das deutsche Bildungssystem besonders begabte und hochbegabte Kinder und Jugendliche nicht angemessen. Deutschland gehört zu den Ländern, in denen die Bildungschancen auch von hochbegabten Kindern eng mit dem soziokulturellen Hintergrund verbunden sind. Zudem werden hochbegabte Mädchen zu selten erkannt und gefördert und etliche Stereotype rund um Hochbegabung verhindern eine potenzialorientierte Förderung von Kindern und Jugendlichen.
„Um diese bekannten Probleme anzugehen, braucht es wissenschaftlich fundierte Lösungsansätze und weitere Erkenntnisse im Thema Hochbegabung und Hochbegabtenförderung. Gute Bildung ist auf Wissenschaft und Forschung angewiesen, um auf dieser Grundlage ein gerechtes und zukunftsweisendes Bildungssystem zu entwickeln“, so Dr. Ingmar Ahl, Vorstand Zweckerfüllung der Karg-Stiftung.
William Stern Programm ab Oktober 2023
Um hier neue Impulse zu setzen, hat die Karg-Stiftung das William Stern Programm (WSP) ins Leben gerufen. Junge Forschende will die Stiftung dazu anregen, sich wissenschaftlich mit der Hochbegabtenförderung zu befassen, und sie langfristig für das Thema gewinnen. Ziel des Programms ist es, neue Forschung im Thema Hochbegabung zu generieren und mit einem starken Netzwerk aus jungen Forschenden Antworten auf die zentralen Fragen der angewandten Begabungsforschung zu finden.
Zu den relevanten Disziplinen gehören insbesondere die Psychologie, die Erziehungswissenschaften und die Pädagogik. Mögliche Schnittstellen bestehen zu weiteren Disziplinen aus den Sozial- und Bildungswissenschaften sowie den Humanwissenschaften. Die Karg-Stiftung stellt pro Jahr insgesamt bis zu 500.000 Euro zur Verfügung. Jedes Jahr erhalten ein bis zwei Forschungsprojekte eine Förderzusage. Als Schwerpunktthemen sind Begabungsgerechtigkeit, Frühe Bildung/Vorschulalter, Familienforschung, Digitalisierung und Underachievement für die Karg-Stiftung besonders interessant.
Wer kann sich bewerben?
Im William Stern Programm forschen Promovierende selbständig oder im Tandem mit einem Postdoc. Das Programm richtet sich auch an junge Wissenschaftler:innen, die bis jetzt noch nicht zu Hochbegabung geforscht haben. Ausschließlich die Nachwuchswissenschaftler:innen selbst können Anträge stellen. Das WSP bietet ihnen somit eine unabhängige Finanzierung.
Wer war William Stern?
Das Förderprogramm widmet die Karg-Stiftung William Stern, der die Entwicklungspsychologie und die differenzielle Psychologie, insbesondere die Intelligenzforschung, entscheidend weiterentwickelt hat. William Stern und sein Wirken gerieten lange in Vergessenheit, das Förderprogramm soll ihn wieder in das Bewusstsein der Forschenden bringen.
William Stern, geboren 1871 in Berlin, gilt als Begründer des IQ-Tests. Er entwickelte gemeinsam mit seiner Frau Clara Joseephy die Tagebuchmethode, welche später große Bedeutung für die Entwicklungspsychologie erlangte. Stern gründete unter anderem die „Deutsche Gesellschaft für Psychologie“ sowie die Hamburger Universität mit. Das Ehepaar Stern floh vor der Judenverfolgung des Naziregimes 1935 in die USA. An der Duke University in Durham hatte William Stern bis zu seinem Lebensende 1938 eine Professur inne.
Mehr dazu finden Sie in unserem Blog: Der Bildungsforscher William Stern (https://www.fachportal-hochbegabung.de/william-stern-blog/)
Kurzinformation William Stern Programm
Erste Ausschreibung: Oktober 2022
Bewerbungsschluss: 31.01.2023
Wer kann sich bewerben?
Unabhängige Finanzierung von Anfang an: Promotionsinteressierte sind selbst antragsberechtigt, sowie Forschende in einer fortgeschritteneren Phase ihrer wissenschaftlichen Laufbahn (Postdoc).
Wie wird gefördert?
Die Projektmittel werden direkt an die Institution der Geförderten vergeben. Förderfähig sind grundsätzlich öffentliche sowie gemeinnützige Lehr- und Forschungseinrichtungen, auch mit internationaler Beteiligung. Die Mittel können für Gehälter der Geförderten verwendet werden (bei Promovierenden 75 %, bei Postdocs bis max. 50 %) sowie für Hilfskräfte, Sachmittel, Publikationskosten, berufliche Reisen und Probandenvergütungen.
Rahmenprogramm / Unterstützung
(Digitale) Veranstaltungen ermöglichen die Orientierung im Rahmen des Neu- bzw. Quereinstiegs in das Themenfeld Hochbegabung. Daneben stehen der fachliche Austausch sowie die interdisziplinäre Vernetzung der Geförderten miteinander und mit bereits im Thema etablierten Forschenden im Mittelpunkt. Zudem unterstützt die Stiftung die Teilnehmenden in der Wissenschaftskommunikation, der Öffentlichkeitsarbeit, der Dissemination sowie bei dem Transfer in die Praxis.
Ansprechpartnerin William Stern Programm
Dr. Anne-Kathrin Stiller
Projektleitung Beratung
Anne-Kathrin.Stiller@karg-stiftung.de
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