Odense, 31. Juli 2018 – Auf dem 50. International Symposium on Robotics in München gewann der selbstreinigende Gecko Gripper von OnRobot den begehrten Innovation and Entrepreneurship Award (IERA). Die Technologie bietet einen völlig neuartigen Ansatz für die kollaborative Industrierobotik und die Möglichkeit neuer Anwendungen, etwa in der Blechbearbeitung oder der Herstellung von Solarpanelen.
Seit dem Jahr 2005 ehren die IEEE Robotics and Automation Society (IEEE/RAS) sowie die International Federation of Robotics (IFR) Unternehmen für wegweisende Leistungen im Bereich der Automatisierungstechnologie. Der in diesem Jahr ausgezeichnete Gecko Gripper basiert auf einem Konzept des NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL) und der Stanford University: Millionen mikroskopisch kleiner Kunsthärchen auf den vier Greiferoberflächen bleiben wegen der starken Van-der-Waals-Kräfte an einem angedrückten Werkstück haften. Die Adhäsion wirkt genau wie bei dem Fuß eines Geckos auch an glatten Oberflächen.
Das ehemalige Start-Up Perception Robotics lizenzierte und entwickelte die Technologie zur Marktreife und ist inzwischen Teil des dänischen Herstellers OnRobot. „Wir sind sehr stolz auf die Auszeichnung“, freut sich Enrico Krog Iversen, CEO des Unternehmens. „Roboter an sich werden in den kommenden Jahren zunehmend zu einem gewöhnlichen industriellen Bedarfsartikel. Innovation und Mehrwert kommen dann vermehrt von den Applikationen selbst, ihrer Umgebung, von den Endeffektoren und der Sensorik. Die Auszeichnung spiegelt diesen Trend wieder.“
Neuartige Adhäsionstechnik in der Mensch-Roboter-Kollaboration
Der Gecko Gripper ist das weltweit erste marktreife adhäsive Greifsystem seiner Art. Im Gegensatz zu bisherigen Vakuum-Greifern kann das System auch Materialien mit löchrigen oder porösen Werkstücken, wie etwa Leiterplatten, problemlos anheben und wieder absetzen. Dies geschieht nahezu verzögerungsfrei und rückstandsfrei, was zu Durchsatzsteigerungen in der Produktion führt. Bereits leichter Druck genügt, damit ein Werkstück zuverlässig anhaftet.
Der Haftvorgang benötigt zwar etwas Strom zum Einrasten, die Haftungsleistung lässt dann aber nicht mehr nach, selbst bei Stromausfall. Gleichzeitig sind störungsanfällige Druckluft- und Schlauchsysteme überflüssig, was die Energie- und Instandhaltungskosten enorm senkt. Auch elektrostatischen Greifern ist der Gecko Gripper wegen der höheren Energieeffizienz überlegen. Seine Tragkraft beträgt bis zu acht Kilogramm, ist aber abhängig von der Oberflächenstruktur und Verschmutzung der anzuhebenden Objekte. Ein integrierter Sensor erkennt Werkstücke mit einer Dicke von bis zu 240 Millimetern automatisch, ebenso die notwendige Kraft für einen sicheren Haftvorgang.
Somit lassen sich Pick-and-Place Aufgaben im Umgang mit langen, flachen Werkstücken wie Solarpanelen, in der Glasherstellung oder Blechbearbeitung erstmals umfangreich automatisieren. Auch für das Handling von Keramikfliesen, Bildschirmen, Windschutzscheiben oder Deckeln von Kosmetika eignet sich der Greifer und gewährleistet somit ein breites Einsatzspektrum. Kompatibel ist der Greifer mit den Roboterarmen von Universal Robots, Kawasaki und Fanuc.
Selbstreinigende Technologie für Nachhaltigkeit in der Fertigung
Da die Funktionalität der Greifoberflächen bei zunehmender Verschmutzung ihrer feinen Mikrostrukturen abnimmt, hat OnRobot einen speziellen Selbstreinigungsmechanismus entwickelt. Er ist unter den vier Greifoberflächen integriert und sorgt für einen langlebigen Einsatz der Härchen. Zur Reinigung der Fasern kombiniert die Technologie piezoelektrischen Ultraschall mit einem elektrostatischen Verfahren. Innerhalb von 15 Sekunden kann sie einen schmutzbedingten Haftungsverlust von zehn Prozent kompensieren. Durch wiederholte Reinigungen und Kontaktreinigungen lassen sich so 99 Prozent der ursprünglichen Haftfähigkeit wiedererlangen.