Wissenschaftler der Hohenstein Institute in Bönnigheim entwickelten in Kooperation mit dem ITCF Denkendorf die weltweit ersten Textilien, die sowohl elektromagnetische (EM) wie auch Infrarotstrahlung (IR) effektiv abschirmen. Bisher boten textile Materialien immer nur wahlweise Schutz vor den von elektrischen Geräten verursachten sogenannten Elektrosmog oder Wärmestrahlung, wie sie z. B. an Brandherden oder auch durch intensive Sonneneinstrahlung auftritt.
Ihre abschirmende Wirkung erhalten die Chemiefasern entweder durch Dotierung (Einbindung) oder durch Beschichtung mit Indiumzinnoxid (ITO), einer transparenten Oxid- Verbindung, die z.B. auch in Touchscreens von Smartphones verwendet wird. Die textile Ausrüstung erwies sich in den Untersuchungen als beständig gegenüber Waschen, Scheuern und Bewitterung. Auch die biologische Unbedenklichkeit konnte nachgewiesen werden – der Tragekomfort wurde ebenfalls nicht beeinträchtigt.
Projektleiterin Dr. Edith Claßen sieht für die innovativen Gewebe deshalb in erster Linie Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Berufsbekleidung: „Die neuartigen Materialien sind neben der weitreichenden Abschirmwirkung auch noch elektrisch leitfähig und damit antistatisch. Damit sind sie geradezu ideal für die Herstellung Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) für Feuerwehrleute, Mitarbeiter in Gießereien und Schweißereien, in der Halbleiterindustrie oder für das Wartungspersonal von Telekommunikationsanlagen geeignet.“ Vielfältige Einsatzmöglichkeiten sieht Dr. Claßen aber auch bei Heimtextilien und technischen Textilien: „Denkbar sind zum Beispiel Rollos, die nicht nur im Sommer die Sonnenstrahlung ab und damit die Räume kühl halten, sondern gleichzeitig auch Schutz vor der elektromagnetischen Strahlung von Mobilfunksendern in der Nachbarschaft bieten.“
Auch für das Militär dürften die multifunktionalen Materialien interessant sein: In Form von Uniformen machen sie ihren Träger für Infrarotkameras „unsichtbar“ und schützen gleichzeitig vor elektromagnetischer Strahlung.