Bedeutende Geschwindigkeits- und Flexibilitätsvorteile bei der
Analyse großer Datenmengen haben im Mittelpunkt eines zweitägigen
Symposiums des Hasso-Plattner-Instituts gestanden, das am Freitag zu
Ende ging. Vor rund 100 Informatikforschern aus aller Welt betonte
Institutsstifter und SAP-Mitgründer Prof. Hasso Plattner, es sei
neuerdings zum Beispiel möglich, dass Handelskonzerne das Aufkommen
von Verkaufsdaten aus zehn Jahren mit modernster
Datenmanagement-Technologie innerhalb von Sekundenbruchteilen
auswerten könnten – und das bei Datenvolumina von 330 Millionen
Transaktionen pro Tag. Eingesetzt würden dafür modernste, massiv
parallel verarbeitende Mehrkernrechencluster mit riesigem
Arbeitsspeicher von jeweils bis zu sechs Terabyte Kapazität sowie
eine besonders effektive Daten-Organisation und -Komprimierung.
Plattner zeigte sich auf dem achten Symposium der HPI Research
School glücklich darüber, dass Konzerne bereit seien, dem HPI solche
Originaldaten – selbstverständlich in verfremdeter Form – für
Forschungszwecke im Zusammenhang mit der hier untersuchten
In-Memory-Technologie zur Verfügung zu stellen. „Es ist großartig,
dass unsere Studenten dadurch eine innovative Lösung fast bis zur
Produktreife entwickeln können“, sagte der Wissenschaftsmäzen.
Zusammen mit Studenten seines Fachgebiets demonstrierte Plattner,
wie auf Basis von vier Milliarden Einträgen aus den Kassendaten eines
Lebensmittel-Einzelhandelskonzerns blitzschnelle Analysen über
Jahresumsätze einzelner Produkte und damit verbundene Verkäufe
möglich sind. Auch Gewinn- und Verlustrechnungen erlaubt ein solches
Tool praktisch in Echtzeit. Vorgestellt werden soll die Innovation
einer breiteren Öffentlichkeit bereits am 5. Juli – beim
Bachelorpodium des Hasso-Plattner-Instituts.
Mitverantwortlich für die blitzschnelle Antwortgeschwindigkeit ist
nach Plattners Worten auch eine Datenbankarchitektur mit zwei
intelligent verbundenen Speichern – ein Deltapuffer für die schnelle
Speicherung von eingehenden Daten und ein leseoptimierter Speicher,
der den Hauptteil der Daten enthält. In Verbindung mit der Fähigkeit,
bereits berechnete Zwischenergebnisse zu speichern, ergebe sich so
für den Anwender die Möglichkeit, analytische Berechnungen praktisch
in Echtzeit, also auf Knopfdruck, ausgeführt zu bekommen. „Ich habe
in meinem Berufsleben schon viele Caches gebaut, aber diese neue
Lösung ist die beste, die je entwickelt worden ist“, erklärte
Plattner. Sie sei bereits zum Patent angemeldet. Mit Blick auf
künftige Anwender der neuen Technologie sagte Plattner: „Die
Unternehmen werden Erfahrungen machen, die sie noch nie gemacht
haben.“
Die am HPI erforschte und zusammen mit dem SAP-Konzern zum Produkt
„HANA“ entwickelte Datenbank-Technologie ist nach Plattners Worten
bereits zu einer Plattform geworden, auf deren Basis auch besonders
viele Start-up-Unternehmen innovative Anwendungen entwickeln. Der
HPI-Gründer und SAP-Aufsichtsratsvorsitzende sprach von mehreren
hundert solcher Jungunternehmen. Bald würden es schon 1.000 sein,
meinte er. Als ein weiteres Anwendungsbeispiel demonstrierte er
gemeinsam mit HPI-Doktoranden die blitzschnelle Analyse von
Meinungsbeiträgen und Informationen im Bereich der Online-Tagebücher
(„Blogosphäre“) und der sozialen Medien.
HPI Research School: 18 Nachwuchsforscher promovierten bereits
Auf dem von HPI-Professor Andreas Polze geleiteten Symposium der
Forscher aus den vier HPI-Standorten Potsdam, Kapstadt, Haifa und
Nanjing wurde bekannt, dass bereits zehn deutsche und jeweils vier
afrikanische und israelische Nachwuchsforscher der HPI Research
School erfolgreich promovierten. Zum Auftakt der Veranstaltung
stellten 13 Doktoranden aus der Potsdamer „Zentrale“ des
HPI-Forschungskollegs in packenden, aber nur jeweils eine Minute
dauernden Kurzpräsentationen („Elevator Pitch“) ihre
wissenschaftliche Arbeit vor.
Der israelische Informatikprofessor Roy Friedmann von der HPI
Research School at Technion präsentierte auf dem Symposium aktuelle
Forschungsergebnisse zu Algorithmen, welche zum Beispiel die
Zwischenspeicherung von Daten in Peer-to-Peer-Netzwerken effizienter
machen können. Für die HPI Research School at University of Cape Town
stellte Dr. Anne Kayem neuste Forschungsergebnisse rund um
Informations- und Telekommunikationslösungen, welche die Entwicklung
von Ländern beschleunigen sollen. Dort geht es zum Beispiel um die
Nutzung von Sensor-Funknetzen und Mobiltelefonen für Wetter- und
Klimaprognosen und neue IT-Lösungen, die bei der Vermittlung von
Arbeitslosen und Tagelöhnern helfen.
Zu den weiteren Forschern, die auf dem Symposium vortrugen,
gehörten unter anderem Prof. Felix Naumann, Leiter des
HPI-Fachgebiets Informationssysteme, Dr. Harald Sack, Senior
Researcher im HPI-Fachgebiet Internet-Technologien und -Systeme,
sowie Forschungskolleg-Doktorand Fahad Khalid. Naumann ging beim
Thema „Data Profiling Revisited“ auf jüngste Forschungsergebnisse
rund um erhöhte Datenqualität und effizientere Datenbereinigung ein.
Sack stellte neuste Technologien der semantischen Multimedia-Analyse
und -Suche vor. Khalid präsentierte, wie Software strukturiert werden
kann, um in Hochleistungsrechnern effizient ausgeführt zu werden.
Ferner präsentierten Prof. Uwe Nestmann von der TU Berlin und
Forscher aus den Unternehmen Intel, Microsoft, SAP, Signavio und
Getemed sowie vom Informations-Verarbeitungs-Zentrum (IVZ) der
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihre Erkenntnisse.
Aufzeichnungen der Vorträge sind im Internet unter www.tele-task.de
zu finden. Mehr Infos gibt es auch unter:
www.hpi.uni-potsdam.de/research_school.
Hewlett Packard ergänzt Ausstattung des HPI Future SOC Lab
Dank Ausstattungs-Erweiterung in seinem HPI Future SOC lab kann
das Hasso-Plattner-Institut Wissenschaftlern künftig anbieten, auf
die Hochleistungsrechner seines Spitzenforschungslabors über eine
private Cloud-Lösung zuzugreifen. Mit Hilfe der Lösung „Converged
Cloud“ von Hewlett Packard können die HPI-Wissenschaftler auch Regeln
für die Vergabe von Rechenressourcen an die Nutzer ihres
Spitzenforschungslabors „Future SOC Lab“ aufstellen und Abläufe
automatisieren. Die neue Lösung wurde auf dem Symposium des
HPI-Forschungskollegs am Freitag in Betrieb genommen. Dazu waren
Repräsentanten von Hewlett Packard aus Stuttgart und Berlin nach
Potsdam gekommen.
Für komplexe Hochleistungsrechenverfahren verfügt das HPI über
eine Rechnerinfrastruktur mit insgesamt 1500 Rechenkernen, rund 30
Terabyte (TB) Arbeitsspeicher und über 200 TB Festplattenspeicher.
Die Flashspeicher-Kapazität liegt bei 90 TB. Das Future SOC Lab mit
seinem von Institutsdirektor Prof. Christoph Meinel geleitetem
Steering Committee ermöglicht Forschern aus aller Welt kostenlose
Nutzung dieser Ressourcen, die sonst für den universitären Bereich
unerschwinglich und unerreichbar blieben. Mehr Informationen unter
www.hpi.uni-potsdam.de/forschung/future_soc_lab.html.
Pressekontakt:
HPI-Pressestelle: presse@hpi.uni-potsdam.de, Pressesprecher
Hans-Joachim Allgaier, M.A., Telefon: 0331 55 09-119.