Die Verleihung des mit bis zu 50.000 Euro
dotierten Forschungspreises der Deutschen Wildtier Stiftung findet
heute in Hamburg statt. Preisträger ist der junge Biologe Robert
Klesser (33). Sein Forschungsvorhaben hat die unabhängige Jury
renommierter Fachwissenschaftler überzeugt. Die Deutsche Wildtier
Stiftung vergibt ihren Forschungspreis seit 1997.
Im Fokus von Klessers Untersuchungen stehen vergessene Lebensräume
und ihre bizarren Bewohner. In kargen, felsigen Blockhalden an den
unbewachsenen Hängen unserer Mittelgebirge leben winzige
Spezialisten, die weitgehend unerforscht sind. „Blockhalden sind sehr
extreme Habitate“, erklärt der junge Forschungspreisträger. „Ohne
Vegetation: im Sommer außen brütend heiß, im Winter klirrend kalt.“
Die Halden bestehen aus einem weit verzweigten Höhlensystem, in
dessen Innerem oft ein Kern aus Eis liegt, der auch im Sommer nicht
schmilzt. Forscher vermuten, dass einige dieser Kerne seit der
letzten Eiszeit bestehen und damit zehntausende Jahre alt sind. Hat
sich die Genetik der heutigen Ur-Höhlenbewohner verändert? Bedroht
sie der zunehmende Stickstoffgehalt in der Luft? Auch das möchte
Klesser herausfinden. Vor allem die achtäugige Wolfsspinne
Acantholycosa norvegica sudetica interessiert den jungen Doktoranden,
der schon in Kindheitstagen eine wahre Leidenschaft für Spinnen
entwickelt hat. „Diese Wolfsspinne ist eine Einzelgängerin“,
erläutert er. „Sie hat nur einen Durchmesser von rund fünf
Zentimetern, aber sie wird zur Löwin, sobald sie ihren Nachwuchs
verteidigen muss. Den Kokon, in dem viele hunderte Eier verwebt sind,
beschützt die Wolfsspinne mit ihrem Leben.“ Ein Gift-Biss von ihr und
der Angreifer wird zum Opfer; er ist gelähmt und stirbt.
„Bislang unbeachtete Standorte wie Geröllhalden, Steinbrüchen,
Tagebaue oder auch Truppenübungsplätze sind für die unscheinbaren und
unbekannten Spezialisten im Tierreich wichtige Standorte“, sagt Prof.
Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung.
„Die Arbeit von Robert Klesser lehrt uns, unser Augenmerk auf diese
Raritäten zu richten und auch Sonderstandorte als schützenwert zu
begreifen. Es handelt sich um Arten in ökologischen Nischen, die
sonst aus Mitteleuropa verschwinden würden.“ Die Deutsche Wildtier
Stiftung fördert mit dem Forschungspreis herausragende
wissenschaftliche Arbeiten, die das Wissen und den Umgang mit
Wildtieren im dichtbesiedelten und naturarmen Mitteleuropa
voranbringen.
Die Verleihung findet am 16. November 2017 um 18.30 Uhr im
Zoologischen Museum des Centrums für Naturkunde, Universität Hamburg,
Bundesstraße 52, statt.
Für Interviews stehen zur Verfügung:
Robert Klesser, Preisträger, Doktorand, Abteilung Entomologie,
Centrum für Naturkunde
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier
Stiftung
INFOKASTEN: Die letzten drei Preisträgerinnen und ihre Arbeiten:
Diplom-Psychologin Uta Maria Jürgens (32), die 2015 mit ihrem
Promotionsprojekt „Vom Konflikt zur Koexistenz“ die
Mensch-Wildtier-Beziehung unter dem Blickwinkel der menschlichen
Psyche betrachtete. Zoologin Dr. Lisa Warnecke (39) erhielt 2013 den
Preis für ihre Igelforschung. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit:
Stoffwechselaktivitäten von Igeln im Jahresverlauf, Unterschiede
zwischen „stacheligen Städtern“ und „Dorfbewohnern“. Biologin Dr.
Stefanie Monecke (45) untersuchte 2011 die „innere Uhr“ des
Feldhamsters und die Zusammensetzung seiner Hormone, die den
Winterschlaf auslösen.
Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de
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