Gründer sollen vom Schnabeltier lernen

(Stuttgart/Hechingen) Die BioRegio STERN Management GmbH zeichnete am Donnerstagabend die drei Sieger des regionalen Ideenwettbewerbs „Science2Start“ aus. Die aus Wissenschaftlern, Wagniskapitalgebern und Unternehmern zusammengesetzte Jury honorierte hierbei drei wissenschaftliche Ideen mit wirtschaftlichem Potenzial: ein innovatives Produkt zur effektiven Behandlung der Virusgrippe, einen Stent mit integriertem Diagnosesystem sowie einen therapeutischen Impfstoff gegen Krebserkrankungen, die auf Infektionen mit humanen Papillomviren zurückzuführen sind. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 4.500 Euro wurden von VOELKER & Partner Rechtsanwälte Steuerberater Wirtschaftsprüfer gesponsert. Die Preisverleihung fand im Rahmen des traditionellen Sommerempfangs der BioRegio STERN Management GmbH statt, den sie in diesem Jahr gemeinsam mit dem Kompetenznetzwerk Medical Valley Hechingen sowie dem Verein zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik e.V. in der Villa Eugenia in Hechingen ausrichtete.

Warum sollen sich Gründer am Schnabeltier ein Beispiel nehmen? Weil dieses eigenwillige Geschöpf Eigenschaften von drei Tierklassen besitzt und sich deshalb nicht einer einzelnen zuordnen lässt: Es legt Eier wie die Vögel, zieht seine Jungen auf wie die Säugetiere und lebt im Wasser wie ein Fisch. Dr. Michael Brandkamp, Sprecher der Geschäftsführung des High-Tech Gründerfonds, wählte dieses Bild, um in seiner Laudatio die Gründer junger Biotechunternehmen aufzufordern: „Lassen Sie sich nicht in eine Schublade stecken; lernen Sie von allen und gehen Sie Ihren eigenen Weg!“ Dr. Brandkamp überreichte anschließend die Preise an drei Forschergruppen, die bereits ihren eigenen Weg gehen – und sich dabei nicht von Schubladendenken einengen lassen:

Der Hauptpreis des Science2Start-Ideenwettbewerbs 2013 ging an Prof. Dr. Oliver Planz von der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie an Emilie Hofstetter von HealthStrat Consulting München, Prof. Dr. Stephan Ludwig von der Universität Münster, Dr. Henrik Luessen von Tytonis BV Alkmaar, Rolf Naumann von der Activaero GmbH Gemünden und Prof. Dr. Stephan Pleschka von der Universität Giessen. Die ausgezeichnete Projektgruppe entwickelt ein Präparat gegen die Virusgrippe. Für dieses innovative Produkt kombiniert sie so genannte MEK-Inhibitoren wie sie zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden mit bekannten Anti-Influenza-Arzneimitteln. Das Team konnte nachweisen, dass eine solche Kombination beispielsweise die Wirkung des Grippemedikaments Tamiflu deutlich verstärkt. Außerdem bekämpft der Wirkstoff erfolgreich lnfluenzaviren, die gegen die gängigen Anti-Influenza Arzneimittel resistent sind.

Den zweiten Preis erhielten Dipl.-Ing. Alexej Domnich und Dipl.-Ing. Jonathan Schächtele für ihre Idee eines „Drahtlosen Restenose-Frühdiagnosesystem integriert in einen Stent“. Sie entwickelten am Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, IPA, in der Abteilung Laborautomatisierung und Bioproduktionstechnik sowie der Fraunhofer Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie ein intelligentes Schnelldiagnosesystem von Gefäßstützen (Stents), das über den aktuellen Zustand des betroffenen Gefäßes informieren kann. Bei bis zu 30 Prozent der heute eingesetzten Stents tritt ein Wiederverschluss des Blutgefäßes ein; bisher konnte der Wiederverschluss nur durch aufwändige Verfahren diagnostiziert werden. Mit dem neuen Frühdiagnosesystem lassen sich der Zustand des Gefäßes und eine mögliche lebensbedrohliche Restenose frühzeitig diagnostizieren.

Auf den dritten Platz kamen Jörg Rohde und Ralf Amann vom Institut für Immunologie, Labor für Molekulare Immunpathogenese und Virusvektoren (AG Rziha) der Universität Tübingen für ihre Entwicklung von „Individualisierten, therapeutischen Impfstoffen gegen HPV-induzierte Tumore mittels eines viralen Vektors“. Fünf bis sieben Prozent aller Krebserkrankungen sind auf Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) zurückzuführen; Ziel der neuen Therapie ist es, maßgeschneiderte Impfstoffe herzustellen, die sich aus definierten viralen Antigenen sowie patientenspezifische Mutationen zusammensetzen. Durch den Einsatz mehrerer Antigene wird der Tumor für das Immunsystem besser identifizierbar.

Nach den Grußworten der Hechinger Bürgermeisterin Dorothea Bachmann sowie des Mitveranstalters und Vorstandvorsitzenden des Vereins zur Förderung der Biotechnologie und Medizintechnik e. V. Prof. Claus Claussen nutzten die zahlreichen Unternehmer, Wissenschaftler, Politiker, Berater und Finanziers den sommerlichen Abend im Park der Villa Eugenia für anregende Gespräche. „Wir wollen Grenzen überwinden und Branchen verknüpfen“, betonte der Gastgeber und BioRegio STERN-Geschäftsführer Dr. Klaus Eichenberg. Der Sommerempfang, der mit Unterstützung der Sparkasse Zollernalb sowie den Unternehmen Joma-Polytec GmbH und LS medcap GmbH stattfand, war auch in diesem Jahr wieder der Treffpunkt für die gesamte Life-Sciences-Branche in der Region.

Bildrechte: BioRegio STERN GmbH/ Michael Latz

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