Nach Einschätzung von Dr. Thomas Pfeifer, Leiter des österreichischen Dienstleistungsunternehmen apis Labors, verbringt Laborpersonal ca. 70 Prozent der Zeit mit Papierdokumentation, was bedeutet, dass es ein enormes Verbesserungspotenzial für die Effizienz, Durchflaufzeiten von Analysen und Präzision von Routine Labors sowie auch Forschungslaboratorien gibt.
Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Arbeit in einem Labor anders aussieht, als es Branchenfremden erscheinen mag. Laborarbeit ist nicht nur das beeindruckende Jonglieren mit Reagenzgläsern und Reagenzien, das Mischen sowie alle nur denkbaren chemischen Synthesen, sondern bedeutet vor allem die mühselige Arbeit an der Dokumentation, Präzision und Einhaltung von Verfahren.
Papierfreies Labor
Stellen wir uns eine Szene vor, in der ein Labortechniker eine AR-Brille trägt. Mit Hilfe dieser Brille folgt er Schritt für Schritt den angezeigten Anweisungen. Er notiert weder Ergebnisse noch durchgeführte Verfahren, sondern diktiert sie, und das Speech-to-Text-Modul der künstlichen Intelligenz speichert diese Notizen in digitaler Form ab. Der Labortechniker wird keinen Fehler bei der Auswahl einer Probe oder von Reagenzien machen, da die Brille QR-Codes abliest und die Verpackung hervorhebt, die der Mitarbeiter verwenden soll. Science-Fiction? Vielleicht ja, aber die gute Nachricht ist, dass das beschriebene Szenario eine Realität ist, die wir heute schon erleben können. Die Umsetzung einer solchen digitalen Transformation der Welt der Forschungslabore ist dank der Lösung eines polnischen Unternehmens, Holo4Labs, möglich.
Mit HoloLens-Brille auf der Nase und einem Reagenzglas in der Hand.
Die über das Holo4Labs-System verfügbare gemischte Realität ist eine Technologie, die die neueste Generation der HoloLens-Brille zusammen mit fortschrittlicher Software verwendet, die wiederum mit anderen Systemen der LIMS-Klasse (Laboratory Information Management System) zusammenarbeitet.
Ein Labortechniker, der das Holo4Labs-System benutzt, hat nicht nur seine Umgebung vor Augen, sondern auch Hologramme, die z.B. den nächsten Schritt des Vorgangs anzeigen oder eine gegebene Probe aus dem gesamten Satz, der sich im Kühlschrank befindet, markiert.
„Die Software erzeugt ein interaktives Bild, das z. B. den Labortechniker durch das gesamte Verfahren leitet, ohne seine Hände zu beschäftigen. Der Effekt dieser Unterstützung besteht darin, das Risiko eines Fehlers auf ein Minimum zu reduzieren und somit Zeit, Ressourcen und Rohmaterialien oder Muster einer bestimmten Produktserie, die für das Testen verwendet werden, zu sparen“, sagt Przemysław Budnicki, CEO von Holo4Labs.
Die von Holo4Labs angebotene Lösung revolutioniert den Arbeitsablauf im Labor und ermöglicht es den Mitarbeitern, ihre Aufgaben zu erledigen, wobei Tätigkeit und Daten direkt im LIMS-System gespeichert werden. Durch den Einsatz von berührungslosen holografischen Schnittstellen und Sprachbefehlen kann der Labortechniker in einer sicheren Umgebung arbeiten und gleichzeitig die allgemeine Effizienz des Prozesses maximieren.
Unterstützung für Verfahren – auch ferngesteuert.
Das System rationalisiert die Abläufe im Labor, einschließlich der Möglichkeit, neue Verfahren über Fernzugang zu implementieren und ihre Ausführung zu überwachen. Die Pandemiezeit zeigt, dass die Situation in der Welt oder in einem Land die Mobilität von Menschen einschränken kann. In Prozessen, in denen Zeit eine große Rolle spielt, behindern solche Situationen die effiziente Umsetzung von Projekten. Mit dem Holo4Labs-System können qualifizierte Auditoren die Arbeit über Fernzugang überwachen „Ein Labortechniker, der die Holo4Labs-Technologie verwendet, kann das Bild aus seinem Gerät mit dem Auditor teilen. Dadurch erhält die Person, die die Arbeit des Laboranten beurteilt, einen Blick auf die ausgeführten Tätigkeiten, als ob sie vor Ort wäre. Der gesamte Prozess kann auch aufgezeichnet und dann zu Schulungszwecken verwendet werden“, erklärt Budnicki. Die Holo4Labs-Technologie eliminiert auch die manuelle Dateneingabe vollständig und ersetzt diese durch digitale Testprotokolle. Die Software unterstützt den Labortechniker bei seiner täglichen Arbeit, indem sie ihn virtuell, Schritt für Schritt durch den gesamten Test begleitet. Dank einer klaren Aufgabenliste, des Probenmanagements und der Zuordnung geeigneter Methoden und Verfahren zum Test hat der Labortechniker volle Kontrolle über den Ablauf. Dadurch entfällt das Ausdrucken von Verfahren und alle Ergebnisse werden sofort erfasst und digital an der richtigen Stelle gespeichert.
Fernschulung, Üben von Verfahren und Gerätekalibrierung
Der oben beschriebene Fernzugang ermöglicht es, die durchgeführten Tätigkeiten in Echtzeit zu überwachen. Er ist auch ein hervorragendes Werkzeug für die Schulung von Laborpersonal und das Üben neuer Verfahren oder Tests. Holo4Lab ermöglicht es Teams, virtuell zu interagieren oder Abläufe zu üben, indem sie Dateien austauschen, Hologramme teilen, Notizen und Diagramme in einem virtuellen Raum zeichnen und Schnappschüsse oder Videos des Sichtfeldes aufnehmen, sodass jeder sie aus der exakt gleichen Perspektive sehen kann, egal wo er sich gerade befindet. „Eine solche Online-Unterstützung ist von unschätzbarem Wert, vor allem, wenn wir es mit Proben zu tun haben, bei denen die Menge des Testmaterials begrenzt ist und es unwahrscheinlich ist, dass wir den Test wiederholen müssen“, sagt Budnicki. Zusätzlich kümmert sich das System um die Kalibrierung und Wartung der Geräte. Es ist ein fester Bestandteil der Arbeit eines Labors, der sich auf die Zuverlässigkeit der durchgeführten Analysen auswirkt. Eine effektive Verwaltung der Ressourcen in diesem Bereich ermöglicht es, wiederholbare Ergebnisse zu erhalten, die mit einem minimalen Messfehler belastet sind. Routinemäßige Kalibrierung und Wartung sind entscheidend, um Instrumente in optimalem Zustand zu halten, und Holo4Labs bietet integrierte Tools, die diese Aktivitäten einfacher und effizienter machen.
Pharmazeutische Labore sollten sich heute nicht fragen, ob, sondern wann sie ihre eigene digitale Transformation starten. Warum? Vor allem, um die Effizienz ihrer Arbeit zu steigern, was zu einer höheren Qualität der erbrachten Dienstleistungen und Umsatzes führt. Die oben beschriebene Lösung ermöglicht es außerdem, effektiv Vertrauen bei Kunden aufzubauen, unabhängig davon, ob es sich um Partner aus der gleichen Branche oder aus dem öffentlichen Dienst handelt. Und Vertrauen ist ein Wert, der in keinem Unternehmen überschätzt werden kann.
3 Kommentare "Gemischte Realität verändert die Laborarbeit in der Pharmabranche"