Iveco Bus, DB Regio Bus und die Hochschule
Fresenius arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines neuen
Linienbusmodells, mit dem künftig ältere oder in der Mobilität
eingeschränkte Personen sicherer ihre Wegstrecken zurücklegen können.
Erste Veränderungen wie breitere Gänge, eine neue Anordnung der Sitze
und veränderte Sitzhöhen präsentierten die Partner auf der Busworld,
der weltweit größten Messe für Linien- und Reisebusse, im belgischen
Kortrijk.
Aufgrund der Forschungsergebnisse der Hochschule Fresenius zur
„Mobilität im Alter“ wurden einige technischen Veränderungen im Bus
umgesetzt. So wird es künftig möglich sein, beispielsweise mit einem
Rollator direkt beim Fahrer einzusteigen. Neben dem Sicherheitsaspekt
spielt hier auch der psychologische Effekt, unmittelbar mit dem
Fahrer in Kontakt zu kommen, eine große Rolle. Der Weg zu einem
geeigneten Sitzplatz ist deutlich kürzer und wegen der breiteren
Gänge bequemer. Die Sitze sind deutlich erhöht, was das Setzen und
Aufstehen stark vereinfacht. Nicht zuletzt sind die Sitze alle in
Fahrtrichtung angeordnet. Das wirkt sich positiv auf die Orientierung
und das Wohlbefinden während der Fahrt aus. Stéphane Espinasse,
Manager bei Iveco Bus (Lyon): „Die enge Zusammenarbeit sowohl mit dem
Forschungsteam der Hochschule Fresenius als auch mit DB Regio als
führendem Nahverkehrsunternehmen in Deutschland fördert unsere
Möglichkeiten in der Produktentwicklung erheblich und macht es nun
möglich, auf die Anforderungen des demographischen Wandels besser
einzugehen.“
„Alterungsprozesse gehen nicht nur mit der Veränderung von
motorischen Fähigkeiten einher, sondern haben auch Einfluss auf
Wahrnehmung und Informationsverarbeitung. Mobilitätsangebote – und
hierzu gehört vor allem der regionale Busverkehr – müssen
entsprechend angepasst werden“, sagt Prof. Dr. Christian Haas, Leiter
des Instituts für komplexe Gesundheitsforschung an der Hochschule
Fresenius.
Das gilt umso mehr für Menschen, die abseits der großen Städte
leben. Für die Fahrten zum Arzt, zur Apotheke oder zum Einkaufen sind
sie auf Mobilität angewiesen. „Vor diesem Hintergrund steigt die
Bedeutung des öffentlichen Nahverkehrs enorm“, ergänzt Holger
Waldhausen, Leiter Marketing DB Regio Bus. Das Unternehmen befördert
bundesweit im Jahr über 600 Millionen Fahrgäste. „Das unterstreicht
die große Verantwortung, die wir als Mobilitätsunternehmen tragen.
Deshalb haben wir ein großes Interesse daran, unsere Angebote,
unterstützt durch wissenschaftliche Befunde, an die Bedürfnisse
unserer Fahrgäste anzupassen und weiterzuentwickeln. Wir haben die
Forschungskooperation mit der Hochschule Fresenius abgeschlossen, um
eine solide Untersuchung der komplexen Phänomene sicherzustellen.“
Prof. Haas und sein Team haben bei Tests in fahrenden Bussen
ermittelt, welche Kräfte beim Anfahren, im Fahrbetrieb und beim
Bremsen auf im Fahrzeug stehende Personen wirken. Außerdem haben die
Forscher gemessen, wie viel Zeit Fahrgäste unterschiedlichen Alters
und mit unterschiedlichen Einschränkungen zum Ein- und Aussteigen und
zum Einnehmen eines Sitzplatzes brauchen. Dabei kam heraus, dass sich
die Zeitdauer von älteren Personen im Vergleich zu jüngeren
verdoppelt und bei in der Mobilität eingeschränkten Teilnehmern des
öffentlichen Nahverkehrs sogar vervierfacht. Rechnet man das für DB
Regio Bus mit seinen über 600 Millionen Fahrgästen hoch, bedeutet das
bei 25 Prozent mehr über 65-Jährigen im Busverkehr eine längere
Standzeit von rund 20.000 Stunden pro Jahr. Bei zehn Prozent mehr
Personen mit Mobilitätseinschränkungen sprechen wir sogar von ca.
25.000 Stunden. „Das hat erhebliche Auswirkungen auf die
Verkehrsplanung und muss auch ökonomisch neu betrachtet werden“, so
Waldhausen.
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Alexander Pradka
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