Am 1. Juni fällt der lokale Startschuss für eine neue Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft. Das Projekt „Biogene Wertschöpfung und Smart Farming“ wird anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Fraunhofer-Forschung in Mecklenburg-Vorpommern offiziell vorgestellt.
In dem Vorhaben werden innovative Technologien in der Landnutzung sowie der Tierproduktion für mehr Nachhaltigkeit erforscht und entwickelt. Im Zentrum steht die sogenannte „biogene Wertschöpfung“. Dabei geht es darum, im Agrarsektor – neben der Produktion von Lebensmitteln – auch Zulieferung, Verarbeitung und Anbau von Rohstoffen zur energetischen Verwertung mitzudenken. Wichtig ist dabei das Gleichgewicht zwischen ökonomischer Tragfähigkeit, ökologischer Ausgewogenheit sowie gesellschaftlicher Akzeptanz und sozialer Verträglichkeit. Auch und gerade in Krisenzeiten ist ein stabiles Agrarsystem essenziell.
Beim Smart Farming geht es darum, durch technische Innovationen wie Automatisierung, Digitalisierung, Robotik und Sensorik das komplette Wertschöpfungssystem zu optimieren. Die Verarbeitung großer Datenmengen kann der Branche dabei helfen, Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und gesellschaftliche Ansprüche an die Nahrungsmittelproduktion und Umweltschutz anzugehen. Digitale Systeme sollen Entscheidungen in betrieblichen Transformationsprozessen sowie einen verbesserten Einsatz von Düngemitteln, Futter und Medikamenten und vieles Weitere unterstützen. Assistenzsysteme und autonome Fahrzeuge an Land und in der Luft wirken dem Personalmangel entgegen.
Die Initiative wird von fünf Fraunhofer-Instituten getragen und ist in zwei eigenständige Teil-Initiativen in Mecklenburg-Vorpommern und Bayern gegliedert. In MV sind die Fraunhofer-Institute für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP und für Graphische Datenverarbeitung IGD in Rostock beteiligt.
In den kommenden fünf Jahren stehen dem Verbund 40 Mio. Euro vom Bundesforschungsministerium und jeweils 20 Mio. Euro von den Wissenschaftsministerien der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Bayern zur Verfügung. Durch die fünfjährige Anschubfinanzierung kann Fraunhofer qualifiziertes Personal aufbauen und die erforderlichen Investitionen für gut ausgerüstete Labore und eine effiziente Infrastruktur tätigen. Im Anschluss sollen die Teil-Initiativen in den beiden Bundesländern dauerhaft in die Forschungslandschaft Deutschlands integriert werden.
Im Projekt kooperieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute mit privaten Unternehmen, z.B. Karls Erdbeerhof, und öffentlichen Einrichtungen wie den Universitäten in Rostock und Greifswald oder dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf. „Die neue Initiative zu biogener Wertschöpfung und Smart Framing ist ein Bekenntnis zur Region und einer nachhaltigen Landnutzung“, so Bettina Martin, Wissenschaftsministerin in Mecklenburg-Vorpommern, zum lokalen Startschuss der Initiative in Rostock. „Mit digitalen Innovationen haben sowohl konventionelle als auch ökologische Bewirtschaftungssysteme die Chance, die Effizienz und Resilienz des Produktionssystems zu erhöhen. Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich hier als Wissenschaftsstandort erster Güte.“
„Die effiziente, qualitativ hochwertige Versorgung mit Nahrungsmitteln und Proteinquellen ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe – besonders vor dem Hintergrund des bis 2050 prognostizierten exponentiellen Bevölkerungswachstums auf rund 10 Milliarden Menschen weltweit. Gleichzeitig sieht sich der Agrarsektor aufgrund der wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei begrenzten Landflächen und fossilen Ressourcen immer größeren Herausforderungen gegenüber“, sagt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Fraunhofer-Forschung in Mecklenburg-Vorpommern. „Hierzu leistet die Fraunhofer-Gesellschaft mit den Forschungsfeldern Biogene Wertschöpfung und Smart Farming einen wesentlichen Beitrag. Im neuen gleichnamigen Fraunhofer-Zentrum mit Standorten in Mecklenburg-Vorpommern und Bayern werden innovative Technologien für eine nachhaltige Landwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickelt: Vom Saatgut über digitale Assistenzsysteme bis zum veredelten Produkt.“
Mit Mecklenburg-Vorpommern und Bayern kooperieren zwei Bundesländer, in denen Landwirtschaft einen besonderen Stellenwert hat. Die Art der Landwirtschaft unterscheidet sich allerdings deutlich in Größe der Flächen und Betriebe, was als zuträglich für die Kreativität innerhalb der Initiative bewertet wird. Ein Pilotprojekt zum Thema „erweiterte Wertschöpfung im Sonderkulturanbau“ wurde bereits Ende 2021 in Rostock gestartet, bei dem Automatisierungslösungen dabei helfen sollen, den steigenden Lohn- und Betriebskosten sowie der geringen Personalverfügbarkeit entgegenzuwirken und den hohen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Weitere Projekte befinden sich aktuell in der Anbahnung.