„Auf Rohstoffe kann hierzulande nicht gebaut werden, vielmehr kommt es auf Ideen an und damit diese entstehen, ausreifen und am Ende umgesetzt werden können, bedarf es der Forschung und der Wissenschaft“, ist Thomas Ducrée, der Vorstand der Gips-Schüle-Stiftung, überzeugt. „Deshalb ist es essenziell, einen Rahmen zu schaffen, in dem Forschung, die ja zunächst Geld kostet, bevor sie welches einbringt, stattfinden kann“, fährt er fort. Aus diesem Grund stellt die Gips-Schüle-Stiftung Gelder für die angewandte Forschung bereit und hat in den letzten 10 Jahren ca. 7,7 Mio. Euro investiert. Ihr Focus liegt dabei auf dem Baubereich, was auf die Entstehungsgeschichte der Stiftung zurückzuführen ist: In ihr wirkt das Vermögen, das die Familie Schüle mit der ersten Stuttgarter Fabrik für Gips-Abbau erwirtschaftet hat, weiter. Im Zentrum der Förderaktivitäten der Gips-Schüle-Stiftung stehen gesellschaftlich relevante Werte wie Nachhaltigkeit, Fairness, ein verantwortungsbewusster Umgang mit vorhandenen Ressourcen und Wachstum.
Die Gips-Schüle-Stiftung unterstützt unter anderem das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP – im letzten Jahr feierten die beiden Stuttgarter Einrichtungen das 30-jährige Bestehen ihrer Kooperation. Mit den bereitgestellten Geldern – für 2011 ist eine Summe von ca. 250.000 Euro Barmitteln und 433.000 Euro an Lizenzerlösen angesetzt – arbeitet das Fraunhofer IBP derzeit beispielsweise an der Entwicklung einer besonders effizienten und energiesparenden Methode für die Wärmedämmung von Gebäuden. Ein weiteres von der Stiftung unterstütztes Projekt verfolgt das Ziel, durch die Entwicklung eines Schall-Geruch-Absorbers das Wohlbefinden der Menschen an ihrem Arbeitsplatz zu steigern. Mit diesem sollen möglichst platzsparend sowohl Lärmbeeinträchtigungen, die etwa durch den telefonierenden Kollegen entstehen, als auch Gerüche, die zum Beispiel auf Bioeffluenten, Material- und Geräteemissionen oder Raumpflegemittel zurückzuführen sind, absorbiert werden. Die weitläufig bekannte „Dampfbremse“, die die Wärmedämmung von Gebäuden durch den Einsatz bestimmter raumseitig angebrachter Folien vor diffundierendem Wasserdampf und damit beispielsweise Dachböden vor Nässe und Schimmelbildung schützt, wurde mit Geldern der Gips-Schüle-Stiftung entwickelt.
Die Gips-Schüle-Stiftung fördert außerdem den vom Fraunhofer IBP initiierten Kongress „Zukunftsraum Schule“. Dabei geht es darum, ganzheitliche Lösungen für den „Sanierungsfall“ Schule zu finden, denn laut dem Bund Deutscher Architekten ist jede zweite Schule in Deutschland sanierungsbedürftig. Das Fraunhofer IBP hat hier dringenden Handlungsbedarf erkannt und deshalb den interdisziplinären Kongress „Zukunftsraum Schule“ ins Leben gerufen, an dem Architekten, Pädagogen, Spezialisten auf dem Gebiet der Bauphysik und Akteure aus der Politik zusammen an ganzheitlichen Lösungen für die Sanierung arbeiten.
Mit dem Ziel der Forschungsförderung geht für die Gips-Schüle-Stiftung die Förderung der Lehre und des Nachwuchses einher. Geplant ist derzeit die Einrichtung einer Gips-Schüle-Professur, also einer von der Stiftung finanzierten Zusatzprofessur für Wirtschaftspsychologie, an der Fakultät „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ der Universität Hohenheim. Dieses Vorhaben kann ebenso wie die Förderung des Kongresses „Zukunftsraum Schule“ des Fraunhofer IBP als exemplarisch für ein wesentliches Anliegen der Gips-Schüle-Stiftung gesehen werden: die Unterstützung interdisziplinärer Forschungsprojekte zwischen Natur-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften. „Der allumfassende Blick auf eine Problemstellung, der nur durch die Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen möglich wird, ist oft unabdingbar, wenn es darum geht, eine möglichst sinnvolle und effiziente Lösung zu finden“, ist sich Thomas Ducrée sicher.
In der Nachwuchsförderung engagiert sich die Gips-Schüle-Stiftung vor allem durch die Finanzierung von Stipendien und Doktorandenkollegien sowie die jährliche Verleihung des Gips-Schüle-Preises, der herausragende Abschluss- und Studienarbeiten aus dem Baubereich mit insgesamt 3.000 Euro prämiert. Die Ergebnisse werden dabei nach Aspekten der Nachhaltigkeit und des Gemeinnutzens und gleichzeitiger Relevanz für die Bauwirtschaft bewertet.