Das junge Technikunternehmen FlexLog GmbH positioniert sich mit einem neuartigen modularen Fördersystem erfolgreich am Logistikmarkt. Die Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bietet eine Lösung für die einfache Anpassung von Förderstrecken bei wechselnden Transportanforderungen. Die Grundlage bildet die Erfindung des sogenannten FlexFörderers, der am Institut für Fördertechnik und Logistik (IFL) des KIT entwickelt wurde. Das KIT, das die Rechte an der Erfindung hält, hat das Technologie-Lizenz-Büro (TLB) in Karlsruhe mit der Patentierung und Verwertung der Erfindung beauftragt.
Den besten Weg von der Erfindung zum Produkt finden
Die Erfinder des FlexFörderer erwogen schon sehr früh, mit ihrer erfolgversprechenden Technologie ein eigenes Unternehmen aufzubauen und kamen mit diesem Gedanken zu TLB. „Für die Verwertung einer Erfindung suchen wir in der Regel ein am Markt etabliertes Unternehmen, das sich mit dem Erwerb von Lizenzen den nächsten Innovationsschritt und Wettbewerbsvorteile sichern will. Wenn jedoch auf der Basis eines Patentes eine Ausgründung mit den Erfindern vorangetrieben werden soll, unterstützen wir auch die Ausgründung bei der Geschäftsentwicklung. Bei Spin-Offs ist eine Unterstützung in ganz anderer Weise notwendig“, so Marcus Lehnen, Geschäftsführer der Innovationsagentur TLB.
Im Falle des FlexFörderes wurde TLB auf beiden Wegen aktiv. Die Ausgründung gelang erst nach mehreren Iterationsschleifen, nachdem alle Parameter stimmten. In der Zeit dazwischen ging TLB gemeinsam mit den Erfindern den klassischen Weg und fand Unternehmen, die zwar als Lizenznehmer für die Erfindung des FlexFörderers in Frage kamen, denen aber letztlich der Mut fehlte, in die zukunftsweisende Technologie zu investieren.
Um das Gründungsvorhaben voranzubringen, hat TLB den gründungsbereiten Erfindern die Möglichkeiten bei der Finanzierung und Förderung aufgezeigt und entsprechende Kontakte hergestellt, beispielsweise zu Business Angels und Kapitalgebern im Bereich Privat Equity. Auch Beratungsgespräche mit Entrepreneuren wurden initiiert, immer mit dem Ziel, das Gründungsvorhaben möglichst rasch Gestalt annehmen zu lassen.
„Bei der Frage, ob eine erfolgreiche Ausgründung auch wirklich zu Stande kommen würde, spielte der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Schließlich fördert das KIT die Erfindung und hat auf eigene Kosten Patentanmeldungen nicht nur in Europa sondern auch in den USA getätigt. Wäre die Ausgründung nicht zustande gekommen, hätte TLB die Suche nach klassischen Verwertungspartnern wieder aufgreifen müssen, damit die Patentkosten nicht davonlaufen“, so Marcus Lehnen.
Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsmodell
Das Unternehmen wurde schließlich im August 2012 von vier Gesellschaftern gegründet, darunter zwei der Miterfinder des FlexFörderers. „Wir glaubten von Anfang an das Potential der Erfindung und waren auch von unseren Persönlichkeiten her bereit, eine Ausgründung zu stemmen“, so Miterfinder, Gründer und Geschäftsführer Dr.-Ing. Thomas Stoll. „Wir wollten nicht nur die Erfinder sein, sondern auch diejenigen, die daraus eine wirkliche Innovation machen, ein kaufbares Produkt am Markt.“
Das Team setzt dabei auf die Kundenvorteile, mit denen sich die hochflexible Variante von Stetigförderern von den herkömmlichen unflexiblen Logistiksystemen absetzt: wenige Modul-Bauformen, eine dezentrale Steuerung ohne Leitrechner, Plug-and-Play-Technik zum einfachen neu „Zusammenstöpseln“ für das schnelle Ändern von Förderstrecken. Außerdem optimiert der FlexFörderer die Laufwege von verschiedenen Gütern für eine gleichmäßige Auslastung ohne Staus.
Bedeutend für den geglückten Start war das durchdachte Geschäftsmodell, das als Türöffner diente. „Ganz gleich, ob wir mit Beratern oder Investoren sprachen, immer wurde als erstes nach dem Geschäftsmodell gefragt. Hier half uns TLB mit der Vermittlung von Kontakten tatkräftig. Jedes Gespräch mit einem der vielen Berater und Investoren brachte uns in unserem Denken ein Stück weiter und formte unser Geschäftsmodell und unseren Businessplan“, so Dr. Stoll. Den Durchbruch brachte schließlich die Zusammenarbeit mit dem Industriepartner und Branchen-Spezialisten Gebhardt Fördertechnik.
Zusammenarbeit mit KIT
Für alle Teile des Prozesses arbeitete TLB eng mit dem KIT-Innovationsmanagement zusammen, das sich die Förderung von Ausgründungen auf die Fahnen geschrieben hat und die Patentierung bis zur Erteilung aller angemeldeten Patente weiterfördert. Bei der Ausgestaltung des Lizenzvertrages zwischen KIT und FlexLog war man sich einig, dass das vorrangige Interesse sein muss, dem jungen Unternehmen zu einem guten Start zu verhelfen. „Bezüglich der Lizenzen für die Nutzungsrechte wurde eine Regelung vereinbart, die das Unternehmen in der Anfangsphase nicht zu stark belastet“, so Dr. Florian Schwabe, Prokurist und Abteilungsleiter der TLB, der seine langjährige Kompetenz in die Ausgestaltung der Verträge einbrachte.
Erste Erfolge und Vision
„Wir erwarten, dass FlexLog eine Erfolgsgeschichte wird. In Zusammenarbeit mit dem Industriepartner Gebhardt Fördertechnik wird der FlexFörderer bereits an erste Kunden ausgeliefert“, so Dr. Schwabe.
Das Unternehmen wächst und sucht derzeit für sein Team weitere Experten für die Konzeption, Programmierung und Inbetriebnahme von Fördersystemen. Und wo sieht sich Flexlog in ein paar Jahren? „Innerhalb der klassischen Automatisierungstechnik bedienen wir mit unserem innovativen Fördersystem ganz klar eine Nische. Die Branche ist große starre Anlagen gewohnt. Es erfordert ein regelrechtes Umdenken in ein kleines flexibles System mit dezentraler Steuerung zu investieren. Hier müssen wir viel Aufklärungsarbeit leisten und dem Kunden erst mal die Vorteile erfahren lassen. Uns zu etablieren und als Volldienstleister wahrgenommen zu werden, ist unser derzeitiges primäres Ziel“, fasst Dr. Stoll zusammen.
Bildrechte: KIT/IFL