Gute Aussichten für Kranke und Pfleger: Ein neues intelligentes
Krankenbett lagert automatisch Patienten in ihrem Bett um, wenn der
Druck auf eine bestimmte Körperstelle zu groß wird. Aus Deutschland
ist die FOS Messtechnik GmbH aus Schacht-Audorf (Schleswig-Holstein)
mit der Entwicklung einer hochtechnisierten Sensormatte an dem
EU-Projekt EPOSBED beteiligt. Die Investition der Europäischen
Kommission in das gesamte Projekt beträgt rund 1,5 Millionen Euro.
Bereits heute leben in Deutschland rund 2,54 Millionen
Pflegebedürftige, von denen rund ein Drittel vollstationär in
Pflegeheimen betreut wird – Tendenz steigend. Für das Pflegepersonal
ergibt sich daraus eine besondere Herausforderung: Jede fünfte
Pflegekraft klagt täglich über Rückenprobleme, jede vierte arbeitet
trotz Schmerzen im Nackenbereich weiter.
So funktioniert das mitdenkende Krankenbett
Das intelligente Krankenbett besteht aus einem Bettgestell, einer
Matratze sowie einer besonderen Sensormatte. Mit Hilfe der
Sensormatte können die Druckveränderungen des Körpers genau verfolgt
und die Bereiche, welche dem größten Druck ausgesetzt sind,
identifiziert werden. Über eine spezielle Software werden die
Informationen aus den 400 Sensoren der Matte zehnmal pro Sekunde
ausgelesen, verarbeitet und an sogenannte Aktuatoren des Bettes
gesendet. Diese sorgen dann dafür, dass sich das Bett in die richtige
Position bewegt, um die betroffenen Körperstellen zu entlasten.
Druckstellen und Wundliegen kann so entgegengewirkt werden – sogar
während der Patient schläft. Ein weiterer wichtiger Vorteil des
Bettes: Dank der intuitiven Steuerung kann der Patient die Matratze
in einem vorgegebenen Rahmen auch selbstständig verstellen. Bei
bewussten Gewichtsverlagerungen, zum Beispiel durch Heben des Kopfes
oder Druckausübung der Arme, erkennt die Software mit Hilfe der
Sensormatte, in welche Richtung sich der Patient bewegen möchte und
folgt der Absicht. Zudem kann die Umlagerung des Patienten auch
manuell vom Pflegepersonal gesteuert werden. Darüber hinaus bietet
das besondere Bettgestell mehr individuelle Einstellungsmöglichkeiten
als herkömmliche Krankenbetten.
Klinische Tests und Vermarktung
„Ohne die Unterstützung durch die EU wäre eine Umsetzung des
Projekts nicht möglich gewesen“, erklärt Dr. Erhard Giese,
Geschäftsführer der FOS Messtechnik GmbH. „Für uns als
mittelständisches Unternehmen, bisher spezialisiert auf die
Entwicklung von Sensorik für Verbrennungsmotoren und
Kunststoffverarbeitung, eröffnet sich durch die Mitentwicklung an
EPOSBED ein ganz neues Marktsegment. Durch dieses zusätzliche
Standbein in der Medizintechnik haben wir die Möglichkeit, unser
Produktportfolio langfristig zu erweitern und unsere
Wettbewerbsfähigkeit somit entscheidend auszubauen.“ Bei der
Produktentwicklung des intelligenten Krankenbettes galt es, enorme
technische Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig
wirtschaftliche Anforderungen zu berücksichtigen. Dazu brachte die EU
die FOS Messtechnik GmbH mit neun weiteren Unternehmen aus sechs
europäischen Ländern im EPOSBED-Konsortium zusammen. Aktuelles
Ergebnis der Kooperation ist ein Krankenbett, das mit einem geringen
Energieverbrauch auskommt und zu einem wirtschaftlich erschwinglichen
Preis auf dem europäischen Markt eingeführt wird. Die erste
Demonstration eines Prototyps, der anschließend in Krankenhäusern
getestet wird, steht kurz bevor. Voraussichtlich in etwa einem Jahr
wird das EPOSBED im europäischen Markt erhältlich sein. Kaufen können
es dann nicht nur Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, sondern auch
Privatpersonen. Nach aktuellen Schätzungen wird das intelligente
Krankenbett zwischen 5.000 und 7.000 Euro kosten. Die Sensormatte mit
der dazugehörigen Technik kann darüber hinaus auch als selbstständige
Einheit erworben und beispielsweise in der häuslichen Pflege
eingesetzt werden. Die Einführung der Sensormatte als
Einzelkomponente ist auf dem deutschen Markt bereits in ca. einem
halben Jahr, also im Frühjahr 2014, geplant. Die Kosten hierfür
werden bei ca. 1.000 Euro liegen.
Mit EU-Forschungsförderung zum Erfolg
Das mittelständische Unternehmen FOS Messtechnik GmbH aus
Schleswig-Holstein ist einer von mehr als 3.000 Empfängern von
Fördergeldern in Deutschland, die seit 2007 vom Forschungsetat der EU
profitieren konnten. Insgesamt flossen über 888 Millionen Euro
Fördergelder nach Deutschland. Bis Ende 2013 werden in der gesamten
Europäischen Union mehr als 15.000 kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) mit einem Gesamtbetrag von mehr als fünf Milliarden Euro direkt
unterstützt worden sein.
Zu Beginn des laufenden EU-Forschungsrahmenprogramms gab die
Europäische Union die Zielvorgabe aus, dass 15 Prozent der zur
Verfügung stehenden Förderungen für grenzübergreifende
Kooperationsforschungsprojekte KMUs bereitgestellt werden sollen. Die
letzte Auswertung im Oktober ergab eine durchschnittliche Quote von
17,5 Prozent, wobei die prozentualen Förderleistungen in den
einzelnen Ländern von 12 Prozent in Finnland bis zu 36 Prozent in
Ungarn und der Slowakei reichten.
Für das nächste EU-Forschungsprogramm mit dem Namen „Horizon
2020″, das im Januar anläuft, wird das Ziel noch etwas höher
angesetzt: 20 Prozent des Etats, der für die Forschung hinsichtlich
gesellschaftlicher Herausforderungen und Spitzentechnologien zur
Verfügung gestellt wird, soll für kleine Unternehmen erhältlich sein.
Damit werden über einen Zeitraum von sieben Jahren Zuschüsse in der
Höhe von fast neun Milliarden Euro bereitgestellt. Von diesem Betrag
werden drei Milliarden Euro über ein spezielles „KMU-Instrument“ zur
Förderung von Machbarkeitsstudien und Demonstrationsprojekten
verteilt werden, die dabei helfen sollen, Ideen schneller auf den
Markt bringen zu können. Ein Teil des EU-Forschungsetats wird auch
zur Absicherung von Krediten verwendet, die KMUs von öffentlichen und
privaten Kreditgebern gewährt werden.
Michael Jennings, der Sprecher der EU-Kommissarin für Forschung,
Innovation und Wissenschaft Máire Geoghegan-Quinn, erläuterte: „Die
neun Milliarden Euro sollten als Mindestbetrag angesehen werden. KMUs
stellen das Rückgrat der europäischen Wirtschaft dar und sind für
zwei Drittel der Beschäftigung verantwortlich. Wir möchten, dass so
viele KMUs wie möglich von den Forschungs- und Innovationsförderungen
der EU profitieren, um neue Produkte, Dienstleistungen und
Arbeitsplätze schaffen zu können. Alle Details dazu, wie sie daran
teilhaben können, werden im Dezember bekanntgegeben, wenn wir mit
unseren ersten Ausschreibungen beginnen.“
Hier können Sie EPOSBED in Aktion sehen: http://ots.de/bHYJb
Über das EPOSBED Forschungs-Konsortium
Das EPOSBED (Easy POSitioning of in-BED patients with reduced
mobility) Konsortium besteht aus zehn kleinen und mittleren
Unternehmen (KMUs) aus sieben europäischen Ländern, unter der
Koordination von Spaldin Industrias Tobia S.A. (Spanien). Die
Dienstleistungsunternehmen Technologias Avanzadas Inspiralia
(Spanien) und QinetiQ Limited (Vereinigtes Königreich) übernahmen die
Führung der Vorentwicklungsphase von EPOSBED. Das deutsche
Unternehmen FOS Messtechnik GmbH (Deutschland) entwickelte die
Sensormatte, Spaldin (Spanien) war für die Entwicklung des neuen
Bettgestells mit zusätzlichen Bewegungsfunktionen über elektrische
Antriebe verantwortlich. Das Unternehmen für Softwareentwicklung und
Elektronik Lincis solucoes integradas para sistemas de informacao
(Portugal) sorgte für die Verknüpfung der Daten aus der Sensormatte
mit den Aktuatoren des Bettes. Außerdem sind die KMUs Proteo S.P.A.
(Italien), Dynamic Motion S.A. (Schweiz), BP Techem S.A. (Polen),
Fundacion Rioja Salud (Spanien) und Vivisol Srl. (Italien) an dem
Projekt beteiligt.
Weitere Informationen zu FOS Messtechnik GmbH erhalten Sie unter:
http://www.fos-messtechnik.de/
Europäische Finanzierung von Forschung und Innovation
Die Europäische Union wird 2014 unter der Bezeichnung „Horizont
2020″ ein neues, siebenjähriges Förderprogramm für Forschung und
Innovation einführen. Seit 2007 wurden seitens der EU bereits fast 50
Milliarden Euro in Forschungs- und Innovationsprojekte investiert, um
die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken und den
Horizont des menschlichen Wissens zu erweitern. Das Forschungsbudget
der EU entspricht ca. zwölf Prozent der von den 28 EU-Mitgliedstaaten
für Forschung aufgewendeten öffentlichen Gesamtausgaben und ist
hauptsächlich auf Bereiche wie Gesundheit, Umwelt, Transportwesen,
Lebensmittel und Energie ausgerichtet. Außerdem wurden mit der
Pharma-, Luft- und Raumfahrt- sowie mit der Fahrzeug- und
Elektroindustrie Forschungspartnerschaften gegründet, um
Investitionen des privaten Sektors anzuregen, die das zukünftige
Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen mit hohen
Qualifikationsanforderungen unterstützen. „Horizont 2020“ wird sich
in noch größerem Maße dafür einsetzen, ausgezeichnete Ideen in
marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zu verwandeln.
Aktuelle Informationen zu Forschung und Innovation in Europa erhalten
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