Die Zusammenarbeit von Unternehmen und
Hochschulen verläuft weitgehend reibungslos. Dennoch nehmen die
Kooperationen ab. Unternehmen forschen lieber im Ausland. Das sind
die Ergebnisse eines Faktenchecks des Stifterverbandes zur
Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Die aktuelle Debatte
wird danach unter völlig falschen Vorzeichen geführt.
Für deutsche Hochschulen spielt die deutsche Wirtschaft bei der
Drittmitteleinwerbung eine immer geringere Rolle. Im Jahr 2005 lag
der Anteil der Drittmittel aus der Wirtschaft bei gut 28 Prozent.
Seitdem geht er kontinuierlich zurück. Im Jahr 2012 ist er mit knapp
20 Prozent auf ein historisches Tief gefallen. Ähnlich ist der Trend
bei den Stiftungsprofessuren: Während es 2009 noch 563 von
Unternehmen eingerichtete Lehrstühle gab, waren es 2012 nur noch 514.
Insgesamt liegt der Anteil der Wirtschaft an der Gesamtfinanzierung
der Hochschulen seit Jahrzehnten stabil unter 5 Prozent, aktuell sind
es 4,4 Prozent.
„Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Engagement der
Wirtschaft für die Wissenschaft“, sagte Andreas Schlüter, der
Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft
bei der Vorstellung des Faktenchecks: „Es sollte konsensfähig sein,
dass unser Forschungs- und Innovationssystem ohne den Beitrag der
Wirtschaft viel weniger leistungsfähig wäre. Die meisten Unternehmen
wissen, wie wichtig die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre für
sie ist und deshalb rütteln sie daran auch nicht.“
In einer aktuellen Befragung des Stifterverbandes bescheinigen die
Hochschulleiter den Unternehmen überwiegend einen fairen und den
wissenschaftlichen Regeln entsprechenden Umgang bei Kooperationen.
Versuche, wissenschaftliche Veröffentlichungen zu steuern oder
Forschungsergebnisse zu beeinflussen, sind die klare Ausnahme. 94
Prozent der Hochschulleiter berichten, dass es keine unangemessene
Einflussnahme an ihrer Hochschule gab.
Über 90 Prozent der Hochschulleitungen wollen in Zukunft mehr
Forschungskooperationen, hat die Befragung ergeben. Dafür wäre aber
eine Trendumkehr erforderlich, denn führende Unternehmen lassen
zunehmend im Ausland forschen. Nur noch 14 Prozent der von der
Wirtschaft vergebenen Auftragsforschung findet in der deutschen
Wissenschaft statt, das ist der niedrigste Wert seit Beginn der
Statistik im Jahr 1991. Besonders deutsche Kernbranchen haben in den
vergangenen Jahren ihre Forschung und Entwicklung im Ausland kräftig
ausgebaut, etwa die Automobilindustrie (+28 Prozent jährlich) und der
Maschinenbau (+25 Prozent jährlich).
Ausführliche Informationen zur Zusammenarbeit von Wirtschaft und
Wissenschaft bietet der Faktencheck des Stifterverbandes unter
www.stifterverband.de/faktencheck
Pressekontakt:
Moritz Kralemann, Pressesprecher, Tel. 0201-8401-158, E-Mail:
moritz.kralemann@stifterverband.de