Nach 18 Jahren bauen Wissenschafter im
Nagra-Felslabor Grimsel einen Versuchsbehälter aus dem Stollen aus.
Damit endet das bisher längste 1:1-Demonstrationsexperiment, das in
der Tiefenlagerforschung durchgeführt worden ist. Bei der Ausgrabung
gehen die Wissenschafter wie Archäologen vor: Schicht für Schicht
arbeiten sie sich durch den Versuchsaufbau vor, und nehmen nach einem
genau definierten Raster Proben. Die Arbeiten dauern bis Ende Juli.
1997 wurde das FEBEX-Experiment «Full-Scale Engineered Barriers
Experiment» unter der Leitung der spanischen Entsorgerorganisation
ENRESA im Felslabor Grimsel eingebaut. Es handelt sich um ein
Demonstrationsexperiment im Massstab 1:1 eines Lagerstollens für
hochaktive Abfälle. Da im Felslabor Grimsel nicht mit radioaktiven
Abfällen gearbeitet werden darf, wurde die Wärmeabgabe der
hochaktiven Abfälle durch Heizelemente simuliert. Nach 18 Jahren wird
das Experiment nun ausgebaut. «Das FEBEX-Experiment ist das bisher
einzige Experiment dieser Art, das über einen so langen Zeitraum
durchgeführt wurde», erklärt Nagra-Projektleiter Dr. Florian Kober,
der den Ausbau leitet. Ziel des Experimentes war zu untersuchen, wie
sich die Wärme der Abfälle auf das Verfüllmaterial, den Bentonit, und
auf das umgebende Gestein auswirkt. «Ausserdem lernen wir mit
1:1-Experimenten immer auch etwas über Einlagerungsprozesse», fügt
Kober hinzu.
Einen ersten Einblick in das Experiment erhielten die
Wissenschafter, als 2002 der erste der beiden eingelagerten Behälter
ausgegraben wurde. Damals habe man gesehen, dass von den über 500
eingebauten Messinstrumenten noch rund 70 % funktionstüchtig waren,
erklärt Kober. «Das ist nicht selbstverständlich, denn im Stollen
drin herrschen raue Bedingungen, wie Temperaturen von 80-100 °C, hohe
Drücke und Feuchtigkeit.» Man habe beschlossen, das Experiment nur
teilweise auszubauen. «So können wir die neuen Daten nach weiteren 13
Jahren Experimentdauer mit den Ergebnissen von 2002 vergleichen»,
sagt Kober.
Im Felslabor Grimsel wird internationale Forschung zur Entsorgung
von radioaktiven Abfällen betrieben. 21 Organisationen aus 12
Nationen (einschliesslich der EU) beteiligen sich an den
Forschungsprojekten. Der Ausbau des FEBEX-Experiments ist mit 10
Partnerorganisationen offensichtlich besonders interessant. Einige
der Partner, wie zum Beispiel Schweden und Finnland, werden ihre
Tiefenlager in Granit bauen. Die Nagra fokussiert bei dem Wirtgestein
auf das Tongestein Opalinuston. Trotzdem sind die Ergebnisse des
FEBEX-Experiments auch für das Schweizer Forschungsprogramm wichtig.
«Wir gewinnen hier wichtige Daten über das mechanische, physikalische
und chemische Verhalten des Verfüllmaterials Bentonit», erklärt
Kober. Die Daten werden genutzt, um die Aussagen aus Computermodellen
zu prüfen. «Die Modelle nutzen wir, um möglichst genaue Vorhersagen
für neue Experimente – auch im Opalinuston – und schliesslich für ein
späteres Tiefenlager zu machen.»
Pressekontakt:
Jutta Lang, Ressortleiterin Medienstelle,
Tel: 076 341 37 00, E-Mail: jutta.lang@nagra.ch