Aktuelle Forschungsergebnisse zur Rolle der Rentenversicherung in
der Zeit des Nationalsozialismus standen im Mittelpunkt der Sitzung der
Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund heute in
Berlin. Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, und
Professor Dr. Paul Erker von der Ludwig-Maximilians-Universität München
berichteten in der Sitzung über das Thema.
Während die NS-Vergangenheit vieler Behörden in den letzten Jahrzehnten von
Historikerkommissionen untersucht wurde, sei die Rolle der Rentenversicherung
und ihrer Träger lange eher unbelichtet geblieben, so Roßbach. „Und so war und
ist es höchste Zeit, sich dieser historischen Leerstelle zu widmen. Das haben
wir getan.“
Mit Hilfe der Forschungsförderung des Forschungsnetzwerkes Alterssicherung (FNA)
seien Forschungsprojekte entstanden, die die Geschichte der deutschen
Rentenversicherung und ihrer Träger intensiv untersucht haben. Eines der größten
Projekte sei von Professor Erker durchgeführt worden, mit dem Ziel,
herauszufinden, ob und wie sich die Rentenversicherung im
nationalsozialistischen Regime angepasst habe und wie sie letztlich mit dem
Regime zusammen gewirkt hat, so Roßbach.
Laut Erker war die Rentenversicherung in das NS-Unrechtssystem verstrickt: Sie
sei einerseits aktiver Vorreiter bei der Anpassung des Rentenrechts an die
NS-Verfolgungsmaßnahmen gewesen – wie etwa das Ruhen der Renten von sogenannten
Staatsfeinden und die versicherungsrechtliche Diskriminierung von Juden.
„Andererseits sind nationalsozialistische Anforderungen und ideologische
Zumutungen auch immer wieder auf Barrieren bei der Rentenversicherung gestoßen,
etwa in Form von verwaltungsrechtlichen Routinen, bürokratischem Rigorismus und
organisatorischem Beharrungsvermögen“, so Erker.
„Die Rentenversicherung ist also dabei, ihre Rolle in der NS-Zeit intensiv
wissenschaftlich aufzuarbeiten und das werden wir auch fortsetzen. Besonders in
Zeiten wie diesen ist es wichtig, die Fakten und ihre menschenverachtenden
Auswirkungen für alle sichtbar zu machen und auszusprechen“, unterstrich
Roßbach.
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