Am 5. Juni jährt sich zum 30. Mal die erste
wissenschaftliche Erwähnung von HIV/Aids im Mitteilungsblatt der
US-amerikanischen Centers for Disease Control (CDC).
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) zieht nach 30 Jahren eine positive
Bilanz des Engagements gegen die HIV-Epidemie, fordert aber mit
Nachdruck, Prävention und wirksame Medikamente endlich allen Menschen
zugänglich zu machen, die von HIV bedroht beziehungsweise betroffen
sind.
Dazu sagt DAH-Vorstandsmitglied Winfried Holz: „Die Erfolge der
letzten 30 Jahren dürfen niemandem vorenthalten werden. Bei der
Finanzierung der internationalen Maßnahmen gegen HIV gibt es immer
noch große Lücken. Hier stehen reiche Länder wie Deutschland in der
Pflicht. Außerdem verhindern ideologische Scheuklappen in vielen
Ländern wirkungsvolle Prävention. Die Arbeit der Aidshilfen in
Deutschland und ihrer Partner zeigt nachhaltigen Erfolg. Aber auch
hierzulande gibt es noch eine Menge zu tun.“
Seit 1981 wurde viel erreicht. Dank der verfügbaren Medikamente
können Menschen mit HIV heute lange mit dem Virus leben. Die Zahl der
Neuinfektionen liegt in Deutschland seit 2007 stabil bei etwa 3.000
pro Jahr. Das ist ein Ergebnis guter Präventionsarbeit, welche die
besonders stark betroffenen Gruppen nicht stigmatisiert, sondern
einbezieht.
Auch die internationalen Maßnahmen gegen HIV haben Erfolg: Die
Neuinfektionszahlen gehen zurück, die Zahl derjenigen, die
Medikamente erhalten, steigt. HIV-Medikamente retten Menschenleben
und verhindern zugleich, dass HIV sich weiter verbreitet.
Mit anderen Worten: Die Welt verfügt über die Mittel, HIV
wirkungsvoll entgegenzutreten. Dennoch wurde das UN-Millenniumsziel,
bis 2010 universellen Zugang zu Prävention, Therapie und Versorgung
zu schaffen, weit verfehlt. Knapp zwei Drittel der Menschen, die
lebensrettende HIV-Medikamente benötigen, bekommen sie nicht (Quelle:
UNAIDS, Datenstand: 2009).
„Das lässt sich nur als unterlassene Hilfeleistung der reichen
Welt interpretieren“, sagt DAH-Vorstand Winfried Holz.
Hinzu kommt: In vielen Ländern verhindert die Tabuisierung von
Homosexualität und intravenösem Drogenkonsum wirkungsvolle
Prävention. Das ist ein Grund dafür, dass sich HIV in Osteuropa und
Zentralasien rasant ausbreitet.
Bei der UN-Generalversammlung zu HIV/Aids vom 8. bis 10. Juni in
New York müssen wichtige Weichen gestellt werden. Die Deutsche
AIDS-Hilfe wird dort mit einer Delegation vertreten sein.
Aber auch hierzulande gibt es noch Missstände. Menschen mit HIV
erleben noch immer häufig Ausgrenzung, etwa im Berufsleben. In Bayern
führt eine repressive Drogenpolitik ohne wirkungsvolle
Überlebenshilfe zu einer hohen Zahl Drogentoter und zu
HIV-Neuinfektionen; auch in vielen anderen Bundesländern gibt es
keine Drogenkonsumräume, die nachweislich Leben retten. Menschen in
Haft stehen keine sterilen Spritzen und oft keine Möglichkeiten zur
Substitution zur Verfügung. Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus
haben keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung,
teilweise überhaupt keinen.
Nicht zuletzt bürdet die Strafbarkeit der HIV-Übertragung die
Verantwortung einseitig den Menschen mit HIV auf. Sie trägt so zu
einer Tabuisierung des Themas bei, die sich für die Prävention
kontraproduktiv auswirkt.
Die DAH fordert anlässlich des Jahrestages alle Akteure dazu auf,
das Wissen aus 30 Jahren HIV umfassend anzuwenden. Deutschland muss
zugleich noch mehr in die Forschung investieren, damit endlich ein
Heilmittel gefunden wird.
Über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von HIV informieren wir
in einem Online-Dossier auf aidshilfe.de.
Pressekontakt:
Holger Wicht
Pressesprecher
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