Kapitäne von Großschiffen kennen das Problem ebenso gut wie Skipper auf privaten Booten: allzu gerne setzen sich blinde Passagiere in Gestalt von Algen, Seepocken oder Muscheln am Schiffsrumpf fest. Der unerwünschte Bewuchs erhöht den Fahrtwiderstand im Wasser, den Treibstoffverbrauch und letztlich den Schadstoffausstoß immens. Gifthaltige Schiffsfarben helfen zwar, belasten aber wiederum das Meerwasser mit den darin lebenden Organismen. Umweltfreundliche Lösungen werden seit Jahren gesucht. Für den Sportbootbereich, wo noch mit der Hand gepinselt wird, hat das Bionik-Innovations-Centrum (B-I-C) der Hochschule Bremen bereits ein giftfreie Farbvariante entwickelt, deren Wirkung auf den Prinzipien der Haihaut beruht. Nun startet an der Hochschule Bremen ein neues Kooperationsprojekt, um den Anstrich für die Verwendung auf kommerziellen Schiffen zu optimieren.
„Hier werden Lackbeschichtungen großflächig aufgesprüht. Mit dem Pinsel kommt man nicht weit“, erläutert Prof. Dr. Antonia Kesel, die Leiterin des B-I-C. „Wir werden die bestehende Beschichtung, auch bekannt als ‚Künstliche Haihaut‘, nach bionischen Gesichtspunkten weiter optimieren und den Anforderungen in der maritimen Wirtschaft anpassen.“ Als Entwicklungspartner konnte die Firma Wilckens Farben (Glückstadt an der Elbe) gewonnen werden, die jahrzehntelanges Knowhow bei der Entwicklung von Lacken und Anstrichen im großtechnischen Maßstab mitbringt. Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde sagt, dass diese wissenschaftlich-unternehmerische Kooperation eine hervorragende Voraussetzung bilde, um einer umweltverträglichen Lösung für Schiffsanstriche näher zu kommen.