Für die Unternehmen der chemischen
Industrie behält der Standort Deutschland trotz Globalisierung auch
in Zukunft eine hohe strategische Bedeutung. Das zeigt eine aktuelle
Umfrage des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) unter seinen
Mitgliedern. Sowohl mittelständische Betriebe wie auch Großkonzerne
planen, ihre Produktions- und Forschungskapazitäten in Deutschland
auszubauen. „In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen knapp 70
Prozent der befragten Chemieunternehmen hier in neue Anlagen
investieren und sogar 90 Prozent ihre Forschungsaktivitäten
erweitern. Das ist ein klares Bekenntnis der Branche zum Standort
Deutschland“, betonte der Hauptgeschäftsführer des VCI, Dr. Utz
Tillmann, vor der Presse in Frankfurt.
Die Umfrage des Chemieverbandes, die rund 70 Prozent des
Branchenumsatzes in Deutschland repräsentiert, zeigt aber
gleichzeitig, dass vor allem die großen Unternehmen ihre
Globalisierungsstrategie fortsetzen. Während vor zehn bis fünfzehn
Jahren der Schwerpunkt für den Aufbau von neuen oder zusätzlichen
Produktionskapazitäten im Ausland noch in den Industrieländern lag,
gewinnen heute die Schwellenländer Brasilien, Indien und China sowie
Russland zunehmend an Bedeutung. Rund 40 Prozent der befragten
Unternehmen wollen auch dort investieren.
Der Grund: Die Wachstumsperspektiven für die wichtigsten
Chemiemärkte verlagern sich. In den Schwellenländern beflügeln hohes
Wirtschaftswachstum, zunehmende Industrialisierung und steigende
Einkommen der Menschen den Chemieverbrauch. Bis zum Jahr 2020 wird
nach Einschätzung des VCI die Chemieproduktion in China im
Durchschnitt um 10 Prozent pro Jahr zulegen, in Indien um 6,5 und in
Russland um 7,5 Prozent. Dagegen geht der VCI in der gleichen
Zeitspanne in der EU von einer jährlichen Wachstumsrate für die
Produktion chemischer Erzeugnisse von 2 Prozent aus. Für die USA
rechnet der VCI mit 1,5 Prozent, für Japan erwartet der Chemieverband
nur 0,5 Prozent. „Die Schwellenländer bleiben auf Dauer die
Wachstumszentren der Weltwirtschaft. Der Chemiebedarf in diesen
Regionen wird erheblich zunehmen. Darauf stellen sich die deutschen
Unternehmen mit verstärkter Produktion vor Ort ein“, sagte der
Hauptgeschäftsführer des VCI.
Deutschland bleibt klarer Schwerpunkt für Forschung und
Entwicklung
Forschung und Entwicklung stellen eine Kernkompetenz der
Chemieunternehmen in Deutschland dar. Mit F+E-Aufwendungen von rund
9,4 Milliarden Euro zählte die chemisch-pharmazeutische Industrie
2010 nach der Automobilindustrie zu den forschungsintensivsten
Branchen hierzulande. Die Forschungsintensität soll in den nächsten
Jahren aber noch weiter steigen. Nach der Umfrage des VCI wollen über
90 Prozent der befragten Firmen ihre Forschungskapazitäten in
Deutschland in den nächsten fünf Jahren ausweiten. Gleichzeitig
beabsichtigen aber auch 30 Prozent, Forschungsstätten verstärkt in
den Schwellenländern zu etablieren. „Innovationen sind der Schlüssel
für den wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft. Für die Entwicklung
innovativer Produkte hat sich Deutschland als ein hervorragender
Standort in der Chemie etabliert. Diese zentrale Funktion werden die
Unternehmen auch in Zukunft hier erhalten und weiter ausbauen“, so
Tillmann.
Wo die Unternehmen der Schuh drückt
Um eine langfristige Perspektive für den Standort Deutschland zu
entwickeln, braucht die Chemie auch geeignete Rahmenbedingungen. Die
Umfrage des VCI zeigt, dass die Unternehmen die Energiepreise, die
Verfügbarkeit von Fachkräften und Rohstoffen sowie die Steuern- und
Abgabenquote als größte Probleme für ihre internationale
Wettbewerbsfähigkeit einstufen. Weniger stark gewichtet werden die
gesetzlichen Regelungen im Chemikalien- und Umweltrecht oder ein
schärferer Wettbewerb durch neue Anbieter auf dem Weltmarkt, die aus
den Schwellenländern kommen. Als weniger problematisch werden zurzeit
mögliche Hemmnisse bei der Markteinführung neuer Produkte gesehen.
Hinweis:
Grafiken zur Umfrage können im Online-Presseportal des VCI
abgerufen werden: www.vci.de/presse/infografiken
Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund
1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen
ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen
der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für
mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. Die Branche setzte 2010
über 170 Milliarden Euro um und beschäftigte mehr als 413.000
Mitarbeiter.
Pressekontakt:
Manfred Ritz
VCI-Pressestelle
Telefon: 069 2556-1496
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