CeBIT: Big Data-Analyse des HPI für bessere Herzschwäche-Behandlung und Patienten-Versorgung (FOTO)

Welche Vorteile für den Gesundheitsbereich die blitzschnelle und
flexible Auswertung riesiger Datenmengen hat, werden Wissenschaftler
des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) auf der CeBIT demonstrieren. Sie
präsentieren in Halle 6, Stand D18, zwei aktuelle E-Health-Projekte:
Eines untersucht permanent anfallende Daten aus der
Patientenversorgung mit neusten wissenschaftlichen Methoden, ein
anderes erfasst alle Risikofaktoren für Herzschwäche und hilft bei
deren ganzheitlicher Bewertung.

„Schon heute werden im Gesundheitswesen viele Informationen
erfasst, aber nur unzureichend genutzt, um die Patientenversorgung zu
erforschen und zu verbessern“, erklärt Institutsdirektor Prof.
Christoph Meinel. Mit der hochsicheren Web-Plattform „SAHRA“ (Smart
Analysis – Health Research Access) zeigen die Potsdamer
Informatikwissenschaftler nun, wie Behandlungs-, Abrechnungs-,
Studien- und Registerdaten, die zum Schutz der Privatsphäre
anonymisiert sind, miteinander verknüpft und für die
Versorgungsforschung genutzt werden können.

„Bislang kamen Experten an Informationsteile nur in einzelnen
Fällen und über ausgewählte Studien“, unterstreicht Meinel. „Strikte
Einhaltung sowie technische, juristische und organisatorische
Umsetzung des Datenschutzes stehen bei SAHRA im Vordergrund“, betont
Projektleiter Dr. Matthieu-P. Schapranow. Er bezieht die am HPI
erforschte In-Memory-Datenbanktechnologie ein, um die Analyse der
Daten erstmals in Echtzeit zu ermöglichen.

Schapranow und sein SAHRA-Team verbinden eine repräsentative
Stichprobe umfangreicher Leistungsdaten aus der Versorgungspraxis
über eine hochsichere Analyseplattform im Internet mit weiteren
Datenquellen des Gesundheitswesens. Die Auswertungen werden künftig
von der nationalen bis zur kommunalen Ebene möglich sein:
Entsprechend der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung können
dadurch zum Beispiel bedarfsgerechte Planungen für Krankenhäuser,
Pflege- oder soziale Einrichtungen eingeleitet werden. Zudem sind die
Versorgungsdaten mit anderen Quellen verknüpfbar, wie zum Beispiel
Regionaldaten. Das kann künftig dabei helfen, den Einfluss von
Umweltfaktoren auf die Gesundheit der Bevölkerung regional zu messen
und zu bewerten.

Interessant ist die sofortige Auswertung solcher Zeitreihen von
Daten insbesondere für Behörden und kleine und mittelständische
Unternehmen im Gesundheitswesen, um passende
Versorgungsentscheidungen rechtzeitig treffen zu können. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das
SAHRA-Projekt, in dem das HPI mit mehreren Partnern kooperiert, bis
2018 im Rahmen seines Programms „Smart Data – Innovationen aus
Daten“.

Starke Daten helfen schwachen Herzen

Das andere auf der CeBIT präsentierte E-Health-Projekt zeigt, wie
die Echtzeit-Analyse starker Daten schwachen Herzen helfen kann. „Bei
Herzversagen wirken häufig verschiedene Ursachen zusammen – zum
Beispiel Überlastung, erbliche Faktoren, Umwelteinflüsse oder
Störungen im Hormonhaushalt und Immunsystem“, weiß
HPI-Informatikwissenschaftler Schapranow. Mit einem neuen IT-System
helfen er und sein Team Medizinern jetzt dabei, die Risikofaktoren
für chronische Herzinsuffizienz zu erfassen und erstmals eine
ganzheitliche Bewertung zu ermöglichen. Wie die CeBIT-Besucher mit
einem Demonstrator gezeigt bekommen, führt die Integration und
interaktive Auswertung entsprechender Daten in einer
Internet-Plattform dazu, dass Klinik-Ärzte gemeinsam mit Forschern
und Experten verschiedener Fachrichtungen individuelle
Behandlungsentscheidungen auf einer breiten Wissensbasis schneller
treffen können.

„Die beteiligten Projektpartner können künftig Herzversagen als
chronische Krankheit aus verschiedenen Blickwinkeln bewerten und
standortübergreifend zusammenarbeiten“, sagt Schapranow. Das vom
Bundesforschungsministerium in seinem Programm „e:Med – Sys Med“
geförderte Projekt SMART zielt darauf, für den einzelnen Patienten
individuell zugeschnittene Vorbeugungs- und Behandlungs-Strategien zu
entwickeln. Auch geht es um Früherkennung und das Verstehen der
komplexen Ursachen für Herzinsuffizienz, um Prävention und Versorgung
zu verbessern.

„Dazu werden unter anderem mathematische Modelle genutzt und
miteinander verknüpft, um Vorhersagen über mögliche
Krankheitsverläufe und Therapieerfolge treffen zu können“, sagt
HPI-Wissenschaftler Schapranow. Hier ermöglicht die
In-Memory-Datenbanktechnologie die blitzschnelle Auswertung nach
freiwählbaren Kriterien der medizinischen Experten. Erstmals können
sie interaktiv und ohne langwierige Wartezeiten analysiert werden.

Dank einer anpassungsfähigen Cloud-Lösung haben die Projektpartner
des HPI einen gesicherten, ortsunabhängigen Sofort-Zugang zu den
Ergebnissen, die durch automatisierte Verarbeitung und interaktive
Bewertung der erhobenen Daten für ein breites Patientenspektrum
ermittelt werden. Das hilft dabei, jeden Patienten anhand
persönlicher Merkmale zu klassifizieren und die erforderliche
individuelle pharmakologische oder chirurgische Behandlung
abzuleiten.

Mitbeteiligt sind neben dem HPI u.a. das Deutsche Herzzentrum
Berlin, das Max-Delbrück-Centrum und die Charité Universitätsmedizin.
Integriert sind Experten aus mehr als acht Arbeitsfeldern, zum
Beispiel Kardiologen, Chirurgen, Molekularbiologen und
Bioinformatiker. Alle Daten müssen für die Experten jeweils im
richtigen Format vorliegen, gewissermaßen also immer „übersetzt“
werden und visuell auswertbar sein

Hinweis für Redaktionen: Sämtliches Material (Texte/Fotos/Videos)
zu allen CeBIT-Themen des HPI sind unter www.hpi.de/cebit zu finden.

Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH
(https://hpi.de) in Potsdam ist Deutschlands universitäres
Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als einziges
Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und
Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“ an – ein besonders
praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das
von derzeit 480 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design
Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem
Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein
Zusatzstudium an. Insgesamt zwölf HPI-Professoren und über 50 weitere
Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig.
Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen elf
IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden
mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing.
Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und
Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu
kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen
für alle Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings
stets auf Spitzenplätze. Seit 2012 betreibt das HPI die interaktive
Bildungsplattform openHPI, deren kostenlose Onlinekurse zur
Informationstechnologie jedem offenstehen.

HPI-Pressestelle:
presse@hpi.de, Felicia Flemming, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel.: +49 (0)331 55 09-274,
Mobil : +49 176 68373447

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