Jede zehnte Frau in Deutschland, die an
Brustkrebs erkrankt, ist noch keine 45 Jahre alt. Experten vermuten,
dass viele der jungen Betroffenen erblich vorbelastet sind: Sie sind
Trägerinnen eines oder mehrerer schädlich veränderter Gene, die den
Tumor entstehen lassen. Die bereits bekannten Hochrisikogene wie etwa
BRCA1 oder BRCA2 sind allerdings nur für höchstens ein Viertel der
Fälle bei jungen Frauen verantwortlich. Ein Hamburger Forscherteam
macht sich nun auf die Suche nach bisher noch nicht identifizierten
Brustkrebsgenen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das Projekt mit
rund 209.000 Euro.
Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 71.900 Frauen die Diagnose
Brustkrebs. Damit ist diese Krebsart mit Abstand die häufigste
Krebserkrankung der Frau. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der
Betroffenen lässt sich das Entstehen eines Brusttumors auf eine
angeborene genetische Veranlagung zurückführen. Ursache dafür sind
schädliche Veränderungen in den sogenannten Risikogenen wie
beispielsweise BRCA1 oder BRCA2. Frauen, die die veränderten Gene
tragen, haben ein stark erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens an
Brustkrebs zu erkranken.
Unbekannte Risikogene ausfindig machen
„Die bereits identifizierten Gene wie BRCA1 oder BRCA2 tragen aber
nur bei einem geringen Teil der Patientinnen dazu bei, dass
familiärer Brustkrebs speziell schon in sehr jungen Jahren auftreten
kann“, erläutert Dr. Kerstin Borgmann von der Klinik für
Strahlentherapie und Onkologie des Universitätsklinikums
Hamburg-Eppendorf. Mit ihrem Team ist die Biologin auf der Suche nach
bisher unbekannten Genen, die bei Patientinnen unter 45 Jahren die
Krankheit auslösen. „Die betroffenen Frauen können dann engmaschiger
auf Veränderungen in der Brust kontrolliert und bei Bedarf behandelt
werden. Je früher ein Tumor diagnostiziert wird, desto erfolgreicher
und schonender ist die Therapie.“
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe,
betont: „Durch wissenschaftliche Erkenntnisse und medizinische
Fortschritte in den letzten Jahren sind die Heilungs- und
Überlebenschancen von Patientinnen mit einem Mammakarzinom deutlich
gestiegen. Die Deutsche Krebshilfe fördert auch in Zukunft innovative
Forschung auf diesem Gebiet, um die Situation der Betroffenen weiter
zu verbessern.“
Rat und Hilfe bei familiärem Brustkrebs
Für Frauen mit einer erblichen Belastung für Brustkrebs ist ein
spezielles und engmaschigeres Früherkennungsprogramm über das
Mammographie-Screening hinaus sinnvoll. Beim Deutschen Konsortium
Familiärer Brust- und Eierstockkrebs finden Ratsuchende und
Patientinnen entsprechende Unterstützung. Das deutschlandweite
Verbundprojekt – welches von der Deutschen Krebshilfe auf den Weg
gebracht wurde – umfasst 18 universitäre Zentren und bietet ein
umfassendes Versorgungskonzept für Betroffene an:
https://www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de/
Kompetenten Rat in schriftlicher Form stellt die Broschüre
„Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ der Deutschen Krebshilfe
bereit. Weitere Informationsmaterialien zur Früherkennung, Therapie
und Nachsorge von Brustkrebs können Betroffene und Interessierte
kostenlos unter der Telefonnummer 0228 / 7 29 90-0 bei der Deutschen
Krebshilfe bestellen oder unter
www.krebshilfe.de/infomaterial-fuer-betroffene herunterladen. Eine
persönliche Beratung bieten darüber hinaus die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Informations- und Beratungsdienstes der Deutschen
Krebshilfe INFONETZ KREBS unter der kostenlosen Rufnummer 0800 /
80708877.
Hintergrundinformation: Familiärer Brust-und Eierstockkrebs
Verantwortlich für familiär auftretenden Brustkrebs sind in vielen
Fällen Veränderungen (Mutationen) in den beiden bekanntesten
sogenannten Brustkrebsgenen mit den Abkürzungen BRCA1 und BRCA2 (aus
dem Englischen für Breast Cancer = Brustkrebs). Sowohl Vater als auch
Mutter können Träger des Gen-Defekts sein und ihn von Generation zu
Generation an die Nachkommen weitervererben. Frauen mit einer
Mutation im BRCA-Gen erkranken auch häufiger an Eierstockkrebs. In
den betroffenen Familien kommt erblicher Brust- und Eierstockkrebs
gehäuft vor und kann bereits in jungen Jahren auftreten (vor dem 50.
Lebensjahr). Wenn Brustkrebs beidseitig auftritt oder auch männliche
Familienmitglieder erkrankt sind, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf
genetisch bedingte Ursachen sein.
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