BHS-Sonthofen ist am 16. Februar 2017 gemeinsam mit den MSW Mineralstoffwerken Südwest mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis 2016 der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie ausgezeichnet worden. Die Unternehmen erhielten den Preis für die Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung des Combimix-Verfahrens, das vermeintlich verloren geglaubtes Material aus Steinbrüchen wieder zu einem wertvollen Baustoff macht.
BHS hat das Combimix-Verfahren auf Basis seiner Doppelwellen-Chargenmischer entwickelt und gemeinsam mit MSW als erstem deutschen Anwender im Schotterwerk Mönsheim umgesetzt. Die Rohstoffeffizienz stieg von bisher 65 bis 70 Prozent auf etwa 93 Prozent.
In Steinbrüchen und Kiesgruben macht Combimix lehmbehaftetes Gestein, das bisher rückverfüllt oder auf Deponien eingelagert werden musste, zu vermarktbarem Material. Darüber hinaus können Millionen Tonnen bereits deponierten – verloren geglaubten – Materials „reaktiviert“ werden.
Mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis 2016 zeichnet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie herausragende Beispiele rohstoff- und materialeffizienter Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen sowie anwendungsorientierte Forschungsergebnisse aus. Eine 14-köpfige Jury wählte aus über 40 eingereichten Bewerbungen vier Preisträger in der Kategorie „Unternehmen“ und einen Preisträger in der Kategorie „Forschungseinrichtungen“ aus.
Andre Däschlein, der Vertriebsleiter International für die Misch- und Zerkleinerungstechnik bei BHS, und Benedikt Fahrland, der Geschäftsführer der MSW Mineralstoffwerke Südwest GmbH & Co. KG, nahmen die Auszeichnung aus der Hand von Uwe Beckmeyer, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, im Rahmen der Fachkonferenz „Rohstoffe effizient nutzen – erfolgreich am Markt“ in Empfang.
Für Däschlein ein sehr erfreuliches Ereignis: „Der Preis zeigt einmal mehr, dass gerade bei mittelständischen Unternehmen die Kombination von tiefem Know-how und enger Zusammenarbeit mit den Kunden immer wieder innovative Verfahren und Lösungen zur Effizienzsteigerung hervorbringt.“
Aus der Laudatio von Staatssekretär Beckmeyer: „Ein schonender und gleichzeitig effizienter Umgang mit natürlichen Ressourcen ist eine der Schlüsselkompetenzen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Gesellschaft. Die ausgezeichneten Praxisbeispiele haben Leuchtturmcharakter und stehen für eine innovative und wettbewerbsfähige Industrie in Deutschland. Sie zeigen, wie wir unsere Abhängigkeit von Rohstoffimporten reduzieren können.“
MSW setzt das Verfahren im Schotterwerk Mönsheim seit Sommer 2016 ein. Mit ihm erhöht das Unternehmen die Ausbeute seiner Lagerstätte um 25 Prozent: Für die gleiche produzierte Menge mussten vorher pro Jahr etwa 620.000 t Kalkstein abgebaut werden, heute sind es rund 188.000 t weniger, die relative Entlastung beträgt circa 30 Prozent. Die Rohstoffeffizienz stieg von bisher 65 bis 70 Prozent auf etwa 93 Prozent.
Dennis Kemmann, der Geschäftsführer der BHS-Sonthofen GmbH, denkt schon weiter: „Unser Combimix-Verfahren hat vor allem international und zudem auch in anderen Branchen ein hohes Potenzial, Ressourcen effizient zu nutzen. Bei der Sanierung kontaminierter Böden kann Combimix Öl und andere umweltschädliche Stoffe entfernen, sodass nur noch ein geringer Teil des Aufgabematerials als Sondermüll deponiert werden muss. Auch in der Zementindustrie kann Combimix für die Aufbereitung von Kalkstein verwendet werden, der den Brennprozess im Drehofen positiv beeinflusst und Energieressourcen schont.“
Hintergrund-Information:
Die Technik im Detail: Das Combimix-Verfahren
Combimix wurde durch eine einzigartige Eigenschaft der Doppelwellen-Durchlaufmischer vom Typ DKX-C von BHS möglich: Sie erlauben es erstmals, die Verweilzeit des Aufgabematerials im Mischer in weiten Grenzen materialabhängig zu regeln. So hat der Kalk ausreichend Zeit, sich intensiv mit dem Lehm zu vermischen, zu trocknen und chemisch so zu reagieren, dass er im nachfolgenden Aufbereitungsprozess zuverlässig vom Gestein getrennt wird.
So schont das neue Verfahren die Ressource „Kalkstein“ – Steinbrüche können länger genutzt werden. Da weniger Material als nicht vermarktbar eingestuft wird, schafft Combimix auch Platz in Deponien und Verfüllungen. Darüber hinaus können Millionen Tonnen bereits deponierten – verloren geglaubten – Materials „reaktiviert“ werden. Da etwa 25 % des Materials nicht mehr verfüllt werden müssen, spart das BHS-Verfahren auch Platz in der Aushubdeponie, der für die Einlagerung anderer Stoffe genutzt werden kann.
Räumlich begrenzte oder bisher als „unwirtschaftlich“ eingestufte Kalksteinvorkommen werden mit der Technik ohne wesentlichen Zusatzaufwand effizient nutzbar. So macht das Verfahren den Betrieb von Steinbrüchen weiterhin wirtschaftlich, deren Betreiber sich mit dem Gedanken tragen, das Werk wegen des hohen Lehmanteils ihres Gesteins oder fehlender Verfüllkapazität zu schließen.
Ein weiterer Beitrag zur Rohstoffsicherung ist, dass große Mengen bereits deponierten Materials „reaktiviert“ werden können, das in den vergangenen Jahrzehnten als nicht vermarktbar eingestuft werden musste. Mehrere Millionen Tonnen Material können jetzt zusätzlich verarbeitet und verkauft werden.
Neu ist auch, dass den Betreibern jetzt ein trockenes Verfahren zur Verfügung steht: In vielen Steinbrüchen ist Wasser für die Nassaufbereitung in einer Schwertwäsche nicht in ausreichender Menge verfügbar, außerdem sind die zwingend vorgeschriebene Wasseraufbereitung und das Entsorgen des Schlamms sehr kostenintensiv.
BHS ist der einzige Hersteller von Mischern, der einen verweilzeit-gesteuerten und kontinuierlich arbeitenden Doppelwellenmischer für diese Anwendung anbietet.
Das Beispiel MSW
Der Muschelkalk, der im Schotterwerk Mönsheim der MSW Mineralstoffwerke Südwest abgebaut wird, enthält einen hohen Anteil Lehm und Schluff, der das Wertgestein verunreinigt. Deshalb konnten im Durchschnitt 30 bis 35 Prozent des im Steinbruch abgebauten Materials nicht vermarktet werden – der lehmhaltige Siebschutt musste als Erdaushub wieder im Steinbruch verfüllt werden.
Im Sommer 2016 hat MSW eine Combimix-Anlage mit einem kundenspezifischen Doppelwellen-Chargenmischer in Betrieb genommen, der den lehmbehafteten Siebschutt mit etwa 1 % Weißfeinkalk versetzt.
Der Mischer bereitet das Material so auf, dass sich der Lehm im nachgeschalteten Prozess sauber vom Gestein trennt. Auf diese Weise sinkt der Rohstoffeinsatz, normiert auf eine Jahresproduktion von 365.000 t, um rund 130.000 t, also um etwa 25 % – die Rohstoffeffizienz erhöht sich damit von zuvor etwa 65 bis 70 % auf etwa 93 %.
Und „ganz nebenbei“ reduziert das Combimix-Verfahren den Energiebedarf für die Aufbereitung: Er sinkt durch das Verfahren pro Jahr um rund 235.000 kWh elektrischen Strom und 100.000 Liter Diesel. In der Summe ergibt sich eine Reduzierung des Energieaufwandes von 17 %.
Während bei MSW vorher maximal 280 t pro Stunde verkaufbares Material erzeugt wurden, ist die Lieferkapazität auf jetzt 430 bis 460 t pro Stunde gestiegen – bei geringerem Rohstoffeinsatz.