Wird Prostatakrebs rechtzeitig erkannt, bieten
Brachytherapie, Operation und äußere Bestrahlung gleiche
Heilungschancen. Da ein direkter Vergleich der Verfahren anhand
randomisierter Studien bislang ausblieb, wurde die Operation trotz
erheblicher Nebenwirkungen lange Zeit als Therapie der Wahl
favorisiert. Eine aktuelle Metastudie(1), die jüngst im British
Journal of Urology International (BJUI) publiziert wurde, belegt nun
erstmals, dass die Brachytherapie (innere Bestrahlung), alleine oder
in Kombination mit einer ergänzenden Strahlen- oder Hormontherapie,
in allen Krankheitsstadien des lokalisierten Prostatakarzinoms im
Vergleich zu einer Radikal-OP mindestens gleichwertig oder sogar
besser ist.
Etwa 60.000 Männer werden in Deutschland jedes Jahr mit der
Diagnose Prostatakrebs konfrontiert und stehen vor der schwierigen
Aufgabe die „richtige“ Behandlung zu wählen. Ist der Tumor auf die
Prostata beschränkt (lokalisiertes Prostatakarzinom) stehen dem
Betroffenen mit der Brachytherapie, äußeren Bestrahlung, Operation
oder der aktiven Überwachung (Active Surveillance) verschiedene
Behandlungsoptionen zur Verfügung. In der jüngst publizierten
Metastudie(1) wurden nun erstmals in einer umfangreichen Analyse
Behandlungsergebnisse der unterschiedlichen Therapien miteinander
verglichen – und zwar von allen Studien, die im Zeitraum von 2000 bis
2010 veröffentlicht wurden. Dabei galt als Maß für die Wirksamkeit
der Therapie die sogenannte biochemische Rezidivfreiheit, die dann
gegeben ist, wenn der PSA-Wert im Blut nach Behandlung nicht wieder
ansteigt.
Brachytherapie erzielt höchste biochemische Rezidivfreiheit
Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache:
Strahlentherapeutische Verfahren sind, was ihre Wirksamkeit betrifft,
im Vergleich zur operativen Entfernung der Prostata mindestes als
gleichwertige oder sogar überlegene Therapieoption zu bewerten. Auch
wenn der Beweis für die „beste Therapie“ beim lokalisierten
Prostatakarzinom statistisch gesehen nicht erbracht werden kann,
weist die Brachytherapie, alleine oder in Kombination mit der äußeren
Bestrahlung und Hormontherapie, die höchste biochemische
Rezidivfreiheit auf. Das gilt sowohl für die frühen als auch für die
fortgeschrittenen Krankheitsstadien. Die alleinige äußere Bestrahlung
zeigt hinsichtlich der biochemischen Rezidivfreiheit im Vergleich zur
Radikal-OP gleiche Ergebnisse.
„Höchste Zeit umzudenken“, fordern Dr. Neubauer und seine Kollegen
vom Westdeutschen Prostatazentrum in Köln. „Die Operation als einzige
Therapiemöglichkeit bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom
in Betracht zu ziehen ist längst überholt, mitunter sogar falsch.
Zumal – neben dem jetzt eindeutigen Nachweis, dass keinerlei Vorteil
im Bezug auf die Heilung nachweisbar ist – gravierende Nebenwirkungen
wie Inkontinenz und Impotenz nach Radikal-OP deutlich höher liegen
als nach Brachytherapie.“ Auch die moderne roboter-assistierte
Operation, die als „schonende“ Behandlungsoption für den Patienten
gilt, weist mehr Nebenwirkungen auf, als bislang propagiert(2). Doch
genauso wie bei allen Behandlungstechniken ist auch bei der
Brachytherapie die Erfahrung maßgeblich für den Therapieerfolg:
„Patienten sollten daher immer auch auf die Spezialisierung und
Erfahrung der behandelnden Ärzte achten“, resümiert Neubauer.
Literatur:
(1)Grimm P, Ignace Billiet I, Bostwick D et al.: Comparative
analysis of prostate-specific antigen free survival outcomes for
patients with low, intermediate and high risk prostate cancer
treatment by radical therapy. Results from the Prostate Cancer
Results Study Group. BJUI 109, Suppl. 1, 22-29, 2012
(2)Jim C. Hu et al.: Comparative Effectiveness of Minimally
Invasive vs Open Radical Prostatectomy; JAMA. 2009;302(14):1557-1564.
Pressekontakt:
Andrea Hertlein
Westdeutsches Prostatazentrum
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E-Mail: a.hertlein@wpz-koeln.de
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