Expertengruppe „Diabetisches Fußsyndrom“ will Fußnetz Nordrhein deutschlandweit ausrollen

Sie wollen die Versorgungssituation des
Diabetischen Fußsyndroms (DFS) verbessern und die hohe
Amputationsrate senken. Jetzt wird die im November 2010 gegründete
Expertengruppe „Diabetisches Fußsyndrom“ nach dem Vorbild des
Fußnetzes Nordrhein Deutschlands größtes Datenregister zum DFS
aufbauen. Dies haben die Mitglieder der Expertengruppe am Wochenende
in Berlin beschlossen. Zu der Gruppe gehören führende Vertreter der
Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), von diabetes.de, der AG Fuß
der DDG, der Deutschen Diabetes Stiftung, des Forums für
Qualitätssicherung in der Diabetologie (FQSD) sowie Leiter von
Fußnetzen und Diabeteszentren.

„Nach unserer Auffassung sollte das Fußnetz Nordrhein das
Standard-Modell für alle IV-Verträge sein, weil es derzeit über die
strukturierteste Datenerfassung, den größten Datensatz zum
Diabetischen Fußsyndrom, insbesondere aber auch eine externe
Qualitätskontrolle verfügt“, betonte der Sprecher der Gruppe Dr. med.
Alexander Risse, Leiter des Diabeteszentrums am Klinikum Dortmund.
„Da wir ein derartiges Register dringend flächendeckend benötigen, um
die suboptimale Versorgungssituation zu verbessern, werden wir dieses
Modell nun bundesweit ausrollen. Anhand der Daten werden wir erstmals
die von uns erwarteten Qualitätsunterschiede zwischen der
Regelversorgung und der Versorgung durch Fußnetze belegen können.“

In einem nächsten Schritt werden die Experten die in Nordrhein
bestehenden Datensätze um weitere behandlungsrelevante Parameter, wie
etwa die Schuh-Versorgung, ergänzen. Neben den Diabetologen werden
auch Angiologen, Gefäßchirurgen und Dermatologen mitbestimmen, welche
Informationen zum DFS künftig erfasst werden sollen. Berücksichtigt
werden auch die Nationale Versorgungsleitlinie, die
Datensatzbeschreibung der AG Fuß und das Diabetes Register DIVE. Am
Ende soll ein bundesweites Register entstehen, das das Endergebnis
der gesamten Versorgungskette – vom ambulanten Bereich über
Pflegedienste bis zum stationären Sektor – abbilden wird. Die
Experten erhoffen sich davon ähnliche Erfolge wie in
Nordrhein-Westfalen. Dort haben die seit Jahren etablierten
Fußnetzwerke und die daran geknüpften IV-Verträge einen echten
Qualitätssprung bewirkt: Die Majoramputationsraten sind von über zehn
auf unter zwei Prozent zurückgegangen.

„Das Fußnetz Nordrhein ist das Saatkorn, jetzt wollen wir es auf
eine größere Basis stellen, um endlich auch deutschlandweit valide
Daten zur Bewertung der Therapiemaßnahmen zur Verfügung zu haben“,
sagte Prof. Dr. Rüdiger Landgraf, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Diabetesstiftung. Auch Dr. med. Kristina Pralle, Leiterin einer
Diabetes Schwerpunktpraxis in Berlin und Initiatorin des Fußnetzes
Berlin/Brandenburg, begrüßte den Aufbau eines nationalen
DFS-Registers: „Eine externe Kontrolle der Leistungserbringer im
ambulanten Bereich ist längst überfällig. Die Fußnetze in Nordrhein
haben vorbildlich gezeigt, dass integrierte Versorgung mit
eingebauten Kontrollmechanismen eine signifikante Verbesserung der
Versorgungsqualität ermöglicht.“

Für die Krankenkassen dürfte ein bundesweites DFS-Register von
besonderer Bedeutung sein, schließlich geht es auch um Kosten.
Ähnlich wie in Nordrhein sollen nun die Kostenträger in das Vorhaben
eingebunden werden. „Wir haben die Versorgungsmöglichkeiten beim
Diabetischen Fuß gemeinsam mit den Kostenträgern entwickelt“,
berichtete Dr. Dirk Hochlenert, Mitbegründer des Fußnetzes Nordrhein.
„Für das nun gestartete Projekt sind wir bereits mit den größten
gesetzlichen Kassen im Gespräch.“

Die Expertengruppe kooperiert zusätzlich mit Prof. Dr. Ursula
Hübner, Professorin für Krankenhausinformatik und Leiterin der
Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen an der Hochschule
Osnabrück, zur Definition der Schnittstellen für IT-Systeme.

Unterdessen holt die Gruppe um Dr. Risse noch weitere Experten an
Bord: Demnächst sollen auch Vertreter der Kostenträger, Ökonomen,
Juristen und Hygienespezialisten die Gruppe erweitern, um die
Bearbeitung weiterer Handlungsfelder zu ermöglichen. Hierzu zählen
die Prognose gesundheitsökonomischer Auswirkungen einer Änderung des
ordnungspolitischen Handlungsrahmens der Therapie des DFS, die
Beurteilung haftungsrechtlicher Konsequenzen unzureichend abgeklärter
Amputationen und die Bewertung neuer Therapiemethoden.

Pressekontakt:
Beatrice Hamberger
Pressestelle Medical Data Institute
Fon: +49 (0)30 318 022 70
Fax: +49 (0)30 318 022 71
Mobil: +49 (0)173 168 99 57
E-Mail: presse@md-institute.com
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