Studie von PwC, IW und BDI:
Investitionsvolumen erreicht 2010 Vorkrisen-Niveau / Ausgaben für
Personalentwicklung stehen im Fokus / Anteil der
Auslandsinvestitionen soll bis 2015 deutlich steigen
Die deutschen Industrieunternehmen investieren wieder genau so
stark wie vor Beginn der Wirtschaftskrise. Dabei gewinnen
Investitionen in Personal und Know-how in den kommenden fünf Jahren
gegenüber den klassischen Sachinvestitionen weiter an Bedeutung, wie
eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag
der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und des BDI
zeigt. Zudem soll der Anteil der Auslandsinvestitionen deutlich
steigen, was zumindest in Teilen auf die ungewissen Konsequenzen des
Atomausstiegs für den Industriestandort Deutschland zurückgeführt
werden kann.
„Die deutschen Unternehmen wissen, dass sie ihre führende Position
im globalen Wettbewerb nur mit qualitativem Wachstum auf Grundlage
von Innovationen und Know-how behalten können. Daher investieren sie
mehr in die Forschung und die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.
Die Politik sollte diese Bemühungen stärker unterstützen. Sinnvolle
Elemente zur Stärkung des Industriestandorts wären eine steuerliche
Förderung von Forschungsinvestitionen sowie Erleichterungen für den
Zuzug ausländischer Spezialisten nach Deutschland“, kommentiert Prof.
Dr. Norbert Winkeljohann, Sprecher des Vorstands von PwC.
Das aus den Studienergebnissen hochgerechnete Investitionsvolumen
der Unternehmen in Deutschland stieg im Jahr 2010 um gut 15 Prozent
auf 223 Milliarden Euro und übertraf damit erstmals den Wert des
Vorkrisenjahres 2008. Zu den 223 Milliarden Euro sind etwa 52
Milliarden Euro hinzuzurechnen, die Unternehmen in Forschung und
Entwicklung, Innovationen und Personalentwicklung investierten.
Die Investitionsquote der Industrie- und industrienahen
Dienstleistungsunternehmen legte 2010 deutlich um 0,3 Prozentpunkte
auf 7,7 Prozent der Umsatzerlöse zu. Gut zwei Drittel der Unternehmen
haben 2010 (auch) in den Aufbau neuer Geschäftsfelder investiert,
demgegenüber haben sich nur sieben Prozent mit Investitionen zum
Erhalt der bestehenden Aktivitäten zufrieden gegeben.
Wissensinvestitionen gewinnen an Gewicht
Zwar werden klassische Investitionen in Bauten, Maschinen und
andere Ausrüstungsgegenstände auch künftig dominieren, die Gewichte
dürften sich jedoch zu Gunsten der wissensintensiven Investitionen
verschieben. So rechnen 41 Prozent der befragten Unternehmen mit
steigenden Sachinvestitionen, jedoch 70 Prozent mit höheren Ausgaben
für die Personalentwicklung. Eine wachsende Bedeutung von
Investitionen in Forschung und Entwicklung prognostizieren rund 43
Prozent der Befragten. Die verstärkte Ausrichtung auf
Wissensinvestitionen geht einher mit der zunehmenden Bedeutung
qualitativ orientierter Wachstumsstrategien. So setzen gut 25 Prozent
der Unternehmen auf Wachstum durch Innovationen und die Erschließung
neuer Geschäftsfelder, während nur 15 Prozent in erster Linie über
steigende Produktions- und Absatzmengen wachsen wollen.
Mehr Investitionen im Ausland
Die Betonung qualitativer Wachstumsstrategien schlägt sich auch in
steigenden Auslandsinvestitionen nieder. So halten die befragten
Unternehmen Investitionen im Ausland für „sehr wichtig“ zur
Marktentwicklung und Erschließung neuer Geschäftsfelder, während
diese Aspekte bei Inlandsinvestitionen nur neutral gewichtet werden.
In den kommenden fünf Jahren wird der Anteil der
Auslandsinvestitionen der Befragung zufolge deutlich von rund 11
Prozent auf gut 18 Prozent zulegen. Besonders ausgeprägt ist dieser
Trend bei den Industrieunternehmen, die den Anteil der
Auslandsinvestitionen von derzeit 10 Prozent auf 22 Prozent steigern
wollen.
Wichtigste Zielregion für Auslandsinvestitionen ist Westeuropa mit
einem Anteil von knapp sechs Prozent an allen Investitionen. Die
BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) folgen mit 4,3
Prozent auf dem zweiten Rang, vor Osteuropa (3,7 Prozent) und
Nordamerika (2,2 Prozent).
Energiewende verunsichert
Starken Einfluss auf die Investitionstätigkeit der kommenden Jahre
dürften der Atomunfall in Japan sowie die resultierende Energiewende
in Deutschland haben. Über die Hälfte der befragten Industrie- und
Dienstleistungsunternehmen befürchtet, dass der Atomausstieg in
Deutschland zu steigenden Energiepreisen und Engpässen bei der
Stromversorgung führen wird. Demgegenüber bewertet jedes fünfte
Unternehmen die Energiewende positiv, ein weiteres Fünftel sieht
keine Auswirkungen.
Mit direkten negativen Folgen durch die Katastrophe in Japan und
die zu erwartende Rezession in der ostasiatischen Volkswirtschaft
rechnet nur knapp ein Viertel der Unternehmen. Gravierender könnten
die indirekten Konsequenzen wirken. So ist knapp jedes dritte
befragte Unternehmen der Ansicht, dass die Ereignisse von Fukushima
in der Bevölkerung eine generell skeptischere Haltung gegenüber
modernen Technologien befördern könnten.
Forderung nach Bürokratieabbau
Ungeachtet der künftig steigenden Auslandsinvestitionen bleibt
Deutschland für die meisten Industriebetriebe der wichtigste
Standort, für viele sogar der einzige. Im Jahr 2010 investierten
immerhin zwei Drittel der befragten Betriebe ausschließlich im
Inland. Entsprechend wichtig sind weitere Verbesserungen der
Rahmenbedingungen durch die Politik. Auf die offene Frage nach
notwendigen Veränderungen nannten vier von zehn Unternehmen den
Bürokratieabbau. Mehr Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt wünschten sich
gut 25 Prozent der Befragten, während die Verbesserung der
Energieversorgung mit 25 Prozent der Nennungen auf dem dritten Rang
folgt. Von den Industrieunternehmen sehen hier sogar gut 33 Prozent
Handlungsbedarf – ein weiterer Hinweis auf die Verunsicherung der
Branche durch den beschlossenen Atomausstieg.
An der Studie „Investieren in Deutschland“ beteiligten sich 1.434
Unternehmen aus den Branchen Industrie, Baugewerbe und industrienahen
Dienstleistungen. Die Umfrageergebnisse wurden auf Basis des
Unternehmensregisters umsatzgewichtet hochgerechnet.
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