Das Rätsel um die fehlenden Sterne im All scheint gelöst

Im All müsste es eigentlich viel mehr Sterne geben,
als wir tatsächlich sehen. Physiker der Universität Bonn und der
schottischen University of St. Andrews haben nun möglicherweise eine
Erklärung dafür gefunden. Ihre Studie ist unter
http://arxiv.org/abs/1011.3814 abrufbar.

Im Universum entstehen ständig neue Sterne – mal mehr, mal
weniger. Aus der Geburtenrate in der Vergangenheit lässt sich
berechnen, wie bevölkert das All augenblicklich sein müsste. Das
Problem: „Eigentlich müsste es viel mehr Sterne geben, als wir
tatsächlich sehen“, sagt Dr. Jan Pflamm-Altenburg von der Uni Bonn.

Seit Jahren suchen Astronomen dafür nach einer plausiblen
Erklärung. Pflamm-Altenburg und Dr. Carsten Weidner von der St.
Andrews University scheinen sie nun gefunden zu haben: Vermutlich hat
man die Geburtenrate bislang einfach zu hoch eingeschätzt. Das
Erstaunliche dabei: Der Schätzfehler schlägt nur in Zeiten besonders
hoher Sternenproduktion durch.

Bei weit entfernten Galaxien kann man neu geborene Sterne nur
zählen, wenn sie eine gewisse Größe überschreiten. Anhand von
Beobachtungen meinten die Astronomen jedoch bislang zu wissen, dass
auf ein großes Sternenkind stets rund 300 kleine kommen. Man konnte
also die Menge der großen Jungsterne mit 300 multiplizieren und so
die Gesamtzahl der Geburten berechnen.

Es gibt dabei aber einen Effekt, der bislang nicht berücksichtigt
wurde: Je höher nämlich die Geburtenrate, desto größer das Gedränge
in den Kreißsälen des Universums. Bei besonders großer Enge können
die entstehenden Sterne verschmelzen. Es bilden sich also mehr große
und weniger kleine Sterne – die Quote liegt nicht mehr bei 1:300,
sondern beispielsweise bei 1:50. Die klassische Berechnungsmethode
ergibt daher eine viel zu hohe Geburtenrate.

Die Forscher aus Bonn und St. Andrews haben die Geburtenraten nun
nach den Vorhersagen dieser neuen Theorie korrigiert. Sie kamen
dadurch tatsächlich auf die Sternenzahl, die wir heute sehen.

Pressekontakt:
Dr. Jan Pflamm-Altenburg
0228/73-5656
jpflamm@astro.uni-bonn.de

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