Der bei einer Entschärfung oftmals festgelegte Sprengradius von 1.000 Metern sei ein konservativer Ansatz. „Mit Simulation kann es möglich sein, durch Berechnungen von Druckwelle und Splitterflug aus den Fragmenten der Stahlhülle je nach Ergebnissen auch einen stärker begrenzten Bereich einzuhalten“, sagt Trometer. Die Effekte können mit Hilfe zeitgemäßer Simulations-Technologie dargestellt werden, dadurch lasse sich im Falle einer Evakuierung der gesamte Organisations- und Kostenaufwand reduzieren.
Die ARD berichtet in ihrer Sendereihe „Wissen“ 45 Minuten lang über Aufgaben, Vorgehen und Risiken bei der Kampfmittelräumung. „Ziel ist es, dass ich basierend auf physikalischer Simulation realistischere Ergebnisse erhalte, die Situation schneller einschätzen und den daraus resultierenden Aufwand verringern kann“, so Trometer im Vorfeld der Ausstrahlung. Bezogen auf die Kampfmittelräumung sprach er von einem Mentalitätswandel. „Viele tun sich noch schwer, sich bei ihren Schritten von einem IT-System unterstützen zu lassen.“ Die Simulation erleichtere es Fachleuten jedoch, mögliche Folgen besser abzuschätzen und Entscheidungen leichter treffen zu können.
Die Virtual City Systems GmbH (VCS) gehört zur CADFEM Group, einem der weltweit führenden Spezialisten für die Nutzung von Simulationstechnologie. Bei ihren Berechnungen arbeiten die Experten von VCS mit einer Simulations-Software, die in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Kurzzeitdynamik (Ernst-Mach-Institut EMI) entwickelt wurde.
Auch Hochwasser- und Klimaschutz mit Hilfe von Simulation
Notfall-Planungen auf Basis von Ergebnissen computerbasierter Simulationen gibt es seit längerer Zeit auch im Hochwasserschutz. So stellen viele aktuelle Hochwasserwarnkarten verschiedener Bundesländer Simulationen zur Verfügung, die nun auch in 3D-Karten anschaulich visualisiert werden können. Stefan Trometer: „Frühere Stadtklima-Analysen konnten nicht immer für eine aktuelle Städtebauplanung herangezogen werden, die zugrunde liegenden Daten und Modelle waren einfach veraltet.“ Durch Simulation lassen sich Modelle der Stadtentwicklung heute viel schneller umsetzen, so dass auch komplexe aktuelle Klima-Verhältnisse wie die Durchlüftung (Wind) der Innenstädte oder der Wasserverlauf im Fall von Hochwasser oder Starkregen schon in früher Planungsphasen berücksichtigt werden können.
Das Ziel ist es, mit Hilfe von Simulation schneller und für alle Beteiligten und Betroffenen verständlich informieren zu können. Beteiligte sind zum Beispiel Kommunalpolitik, Vermessungsverwaltung wie Landesvermessungsämter, Stadtplanung und Bauplanung, Umwelt- und Klimaschutz, aber auch Katastrophenschutz. „Unser Ziel ist ein digitales System, das verschiedene Akteure und Systeme miteinander verknüpft, um Gefahren besser einschätzen und ihnen gemeinsam begegnen zu können“, betont Trometer.
So hat VCS unter anderem für das 1.700-Einwohner-Dorf Etteln in Ostwestfalen einen Digitalen Zwilling in 3D gebaut, der zum Beispiel für die Planung von neuer Bebauung unter Berücksichtigung von Klimaeinflüssen dienen kann. Etteln war Ende des vergangenen Jahres als weltweit beste „Smart City“ ausgezeichnet worden – noch vor Hightech-Metropolen wie Hongkong.