Die Stadt Frankfurt am Main zählt zu den bedeutendsten Einzelhandelsstandorten in Deutschland und liegt mit einer Spitzenmiete von stabil EUR 320,-/m² auf Platz 3 hinter München (EUR 380,-/m²) und Berlin (EUR 340,-/m²) und reflektiert damit die hohe Nachfrage nationaler und internationaler Filialisten in den Top-Lagen der Mainmetropole.
Dabei belegt Frankfurt im Vergleich der sieben größten deutschen Einzelhandelsstandorte (“Big Seven“) mit einer Kaufkraftkennziffer von 108,4 nur den dritten, bei der Umsatzkennziffer (117,8) den sechsten und bei der Zentralität (108,7) sogar den letzten Platz.
Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich die Metropolen z.T. erheblich bzgl. Einwohnerzahl und urbaner Strukturen bzw. Stadt-Umland-Strukturen unterscheiden. So stehen Frankfurt innerhalb des polyzentrisch strukturierten Rhein-Main-Gebietes mit den Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden sowie den Oberzentren Offenbach und Darmstadt starke Mitbewerber gegenüber, die selbst Kaufkraft binden.
Umso erfreulicher ist, dass sich das in Frankfurt relevante Einzelhandelsumsatzvolumen im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um ca. EUR 140 Mio. bzw. rd. 3% erhöht hat und sich damit aktuell auf rd. EUR 4,92 Mrd. stellt.
Einzelhandelslagen und -preise in Frankfurt
Die Metropole Frankfurt am Main fungiert traditionell als beliebter Standort für nationale und internationale Einzelhändler und kann im Sog dieser Wertschätzung auf ein leistungsstarkes innerstädtisches Einzelhandelsangebot verweisen. Dieses erstreckt sich über mehrere etablierte Einkaufsstraßen unterschiedlicher Ausrichtungen. Dabei bietet die Innenstadt in klar definierten Lagen sowohl Konsum als auch Luxus und erfüllt damit die komplexe Versorgungs- und Oberzentrumsfunktion Frankfurtd. Zudem werden die gewachsenen Strukturen kontinuierlich an neue Marktanforderungen anspruchsvoll angepasst:
• So wird z.B. im Rahmen der stadträumlichen Ausweitung der Luxuszone in die Seitenlagen das sog. „Goethequartier“ entwickelt.
• Die erst 1992 erbaute „Zeilgalerie“ (Zeil 112-114) wird nach nur 25 Jahren abgerissen und bis 2018 durch den Neubau „UpperZeil“ ersetzt. Die oberen sieben Geschosse des geplantes Neubaus mit insgesamt rd. 10.000 m² Mietfläche hat „Galeria Kaufhof“ gemietet, um das benachbarte Kaufhaus zu erweitern. Im Erdgeschoss werden vier Einzelhandelsflächen unmittelbar von der Zeil aus zugänglich sein. Neben dem Textilkonzern „Reserved“ werden hier „Vodafone“ und „Benetton“ jeweils einen Flagship-Store eröffnen.
Folgende Einkaufsstraßen zählen traditionell zu den Top-Lagen in Frankfurt am Main:
• Zeil – klassische Konsumlage
Die Zeil zählt im Abschnitt Hauptwache bis Konstabler Wache mit zahlreichen namhaften Filialisten, Flagshipstores, Warenhäusern zur klassischen Konsumlage. Die bereits hohe Passantenfrequenz hat durch die Verlängerung der Fußgängerzone im Bereich An der Hauptwache und die nun direkte Anbindung an die Biebergasse noch zugenommen. Mit einer Spitzenmiete von stabil EUR 320,-/m² ist dieser Bereich die teuerste Einzelhandelslage der Stadt.
Die Folge ist u.a. ein immer weiter steigender Filialisierungsgrad: So schloss im Februar 2017 mit der seit 1932 ansässigen Parfümerie „Kobberger“ auf der Zeil 123 das letzte inhabergeführte Geschäft der Einkaufsstraße. Die Parfümerie zieht in das nahegelegene rekonstruierte Palais Thurn und Taxis an der Großen Eschenheimer Straße. Damit sind die Filialisten auf der Zeil nun erstmals unter sich.
• Goethestraße – Luxuslage
Die Goethestraße ist die Luxuslage Frankfurts mit einer Spitzenmiete von bis zu EUR 260,-/m² (2015: EUR 255,-/m²). Auf gut 300 Meter Länge sind auf beiden Straßenseiten nahezu alle namhaften Luxusanbieter zu finden. Insgesamt trifft das begrenzte Flächenangebot auf krisenunabhängig stabile Nachfrage.
• „Freßgass“ – Gastronomie und Mode
Die Große Bockenheimer Straße wird aufgrund ihres breiten Angebots an kulinarischen Köstlichkeiten im Volksmund kurzum als „Fressgass“ bezeichnet. Neben einer Vielzahl an gastronomischen Einrichtungen siedeln sich hier seit geraumer Zeit auch immer mehr Einzelhändler (v. a. Modeanbieter) ohne gastronomisches Angebot an. Die hohe Nachfrage nach Einzelhandelsflächen hat das Mietpreisniveau deutlich auf bis zu EUR 220,-/m² steigen lassen.
• Biebergasse – großflächiger Einzelhandel
Die Biebergasse ist als Verlängerung der Zeil Richtung „Fressgass“ zu sehen und zeichnet sich insbesondere durch großflächigen Einzelhandel aus. Durch die verkehrsberuhigte Anbindung an die Zeil hat hier eine Frequenzstärkung stattgefunden. Die Spitzenmiete stellt sich in diesem Bereich auf rd. EUR 180,-/m².
Allerdings fällt das Spitzenmietniveau in den angrenzenden Straßen deutlich ab: So werden in der von der Biebergasse abgehenden und ebenfalls als A-Lage kategorisierten Schillerstraße lediglich Spitzenmieten von bis zu EUR 110,-/m² erreicht.
• Steinweg – trendiges Angebot
Der Steinweg fungiert als Verbindung zwischen der Hauptwache und dem Geotheplatz. Diese 1A-Lage bietet ein eher trendiges Angebot auf kleinem Raum und zeichnet sich durch eine geringe Fluktuation und ein stabiles Mietpreisniveau aus. In der Spitze werden hier Mieten bis zu EUR 170,-/m² aufgerufen (2015: EUR 165,-/m²).
• In City-B-Lagen wie beispielsweise Neue Kräme und zentralen Bereichen der Schweizer Straße im Stadtteil Sachsenhausen bewegen sich die marktüblichen Einzelhandelsmieten standort- und größenabhängig zwischen EUR 30,-/m² und EUR 70,-/m².
Trends der Marktentwicklung
• AENGEVELT-RESEARCH registriert eine anhaltend hohe Nachfrage nach adäquaten Einzelhandels-Flächen in den Top Frankfurter Lagen u.a. seitens internationaler Filialisten.
• Allerdings lässt die Wachstumsdynamik im Spitzenmietsegment in Frankfurt – wie auch in den anderen „Big Seven“-Städten außer Berlin – spürbar nach.
• Grundsätzlich ist die Mieterfluktuation aufgrund der hier anhaltenden Flächenknappheit indessen relativ gering. Und wird doch eine Fläche in guter bzw. sehr guter Geschäftslage frei, wird sie in der Regel zeitnah – häufig „off market“ – noch vor Bekanntwerden des Auszugs neu vermietet, d.h. es gibt – wenn überhaupt – nur geringe bzw. kurze Leerstände.
• Entsprechend prognostiziert AENGEVELT-RESEARCH für das laufende Berichtsjahr aufgrund des weiterhin hohen Ansiedlungsinteresses und des begrenzten Flächenangebotes im Frankfurter City-Bereich ein auf hohem Niveau mindestens stablies Mietpreisniveau.
• Lediglich im nachgeordneten Lagesegment (B- / C-Lagen) ist standort- und objektabhängig mit vorübergehenden, teils auch längeren Vermarktungs- bzw. auch Leerstandszeiten zu rechnen.