Im Herzen von Paris hat das Europäische
Patentamt (EPA) heute den Europäischen Erfinderpreis 2015 verliehen.
Die prestigeträchtige Auszeichnung würdigt herausragende Erfinder,
die mit ihren Arbeiten einen außerordentlichen Beitrag zum
gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt
geleistet haben. 400 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
kamen zur feierlichen Preisverleihung ins Palais Brongniart, dem
symbolträchtigen Gebäude und Sitz der historischen Börse in Paris.
Die international hochkarätig besetzte Fachjury hatte aus mehr als
300 vorgeschlagenen Einzelerfindern und Erfinderteams 15 Finalisten
für den Preis ausgewählt. Heute nun wurden in einer feierlichen
Zeremonie die Gewinner der fünf Kategorien gekürt: Andreas Manz (CH)
für sein Lebenswerk, Franz Amtmann (AT) / Philippe Maugars (FR) in
der Kategorie „Industrie“, Laura van “t Veer (NL) in „Kleine und
mittlere Unternehmen (KMU)“, Ludwik Leibler (FR) in „Forschung“ und
Sumio Iijima / Akira Koshio / Masako Yudasaka (JP) in
„Außereuropäische Staaten“. Zudem hat die Öffentlichkeit den
australischen Immunologen Ian Frazer und seinen verstorbenen
chinesischen Kollegen Jian Zhou per Online-Voting zum Gewinner des
Publikumspreises gekürt.
„Die heute geehrten Erfinder haben bedeutende technologische
Innovationen auf den Weg gebracht. Mit ihren Erfindungen erleichtern
sie den Alltag, retten Leben, sichern wirtschaftlichen Wert und
schaffen Arbeitsplätze. Der Erfindergeist und die Kreativität der
Geehrten unterstreichen Europas Position als führende
Technologieregion für Erfinder aus aller Welt. Der grenzübergreifende
Patentschutz in bis zu 38 Mitgliedstaaten schafft dafür die idealen
Rahmenbedingungen“, sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der
Preisverleihung.
Die Preisträger in den einzelnen Kategorien:
Lebenswerk
Andreas Manz (Schweiz) wurde für die Erfindung der
Chiplabortechnologie ausgezeichnet. Dank seiner Arbeit lassen sich
komplexe medizinische, biologische oder chemische Analysen heute auf
nur wenigen Millimeter großen Mikrochips schnell und effizient
durchführen. Der Pionier auf dem Forschungsgebiet der Mikrofluidik
hat damit den Weg geebnet für eine Point-of-Care-Diagnostik, die
heute weltweit zur Anwendung kommt. Eine bahnbrechende Variante des
Chiplabors von Manz ist dessen Nutzung als DNA-Schnelltest zur
Prävention von Erbkrankheiten. Weitere Informationen finden Sie hier:
(http://ots.de/N37l2)
Industrie
Franz Amtmann (Österreich) und Philippe Maugars (Frankreich) mit
ihren Teams der niederländischen Firma NXP Semiconductors wurden für
ihren Beitrag zur Nahfeldkommunikation (Near Field Communication,
NFC) ausgezeichnet, einer Technologie zur berührungslosen und
sicheren Übertragung von Daten über Mobilgeräte. Die Erfindung
erweitert die Einsatzmöglichkeiten für mobile Endgeräte um ein
Vielfaches: Smartphones lassen sich künftig beispielsweise als
Geldkarte, Steuerung für Smart Homes, Zugangskarte zu gesicherten
Bereichen oder als Tool für Industrie 4.0-Anwendungen nutzen.
Minimale Übertragungsdistanzen und die Datenverschlüsselung erhöhen
die Sicherheit von NFC. Weitere Informationen finden Sie hier:
(http://ots.de/PWotw).
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Laura van “t Veer (Niederlande) erhielt den Preis für die
Erfindung eines genbasierten Gewebetests, der eine individuelle
Brustkrebstherapie ermöglicht. Mit Hilfe des Tests erhalten Frauen
mit Brustkrebs im Frühstadium eine verlässliche Prognose, ob eine
Chemotherapie wirklich notwendig ist. Die Technologie hat bereits
über 40.000 Frauen in bei der Krebsbehandlung geholfen und dafür
gesorgt, dass sich 20 bis 30 Prozent weniger Brustkrebspatientinnen
einer Chemotherapie unterziehen müssen. Weitere Informationen finden
Sie hier: (http://ots.de/7qPvQ)
Forschung
Ludwik Leibler (Frankreich) wurde für die Erfindung der Vitrimere
ausgezeichnet: Diese neue Kunststoffklasse hat das Potenzial, die
wachsenden Plastikmüll-Berge einzudämmen – der Werkstoff ist
reparierbar und 100 Prozent recycelbar. In festem Zustand ist der
glasartige Kunststoff stabil, unter Hitze lässt er sich jedoch immer
wieder verformen und zu komplexen Objekten verschweißen. Vitrimere
bilden daher eine leichte und strapazierfähige Alternative zu Glas
oder Metallen, zum Beispiel im Flugzeug- oder Fahrzeugbau sowie in
der Elektronik, Bau- oder Sportindustrie. Weitere Informationen
finden Sie hier: (http://ots.de/QSpA2)
Außereuropäische Länder
Sumio Iijima, Akira Koshio und Masako Yudasaka (Japan) erhielten
den Preis für die bahnbrechende Entdeckung von Kohlenstoffnanoröhren
sowie die Entwicklung eines nachhaltigen Herstellungsprozesses dieser
bis dahin unbekannten Strukturform von Kohlenstoff. Mithilfe von
Kohlenstoffnanoröhren werden Computer schneller, Auto- und
Flugzeugteile stabiler und Solarmodule effizienter. Das von dem
japanischen Forschungsteam entwickelte Herstellungsverfahren macht
das Multitalent Kohlenstoffnanoröhren sogar für Krebstherapien in der
Biomedizin einsetzbar. Weitere Informationen finden Sie hier:
(http://ots.de/Rb2JD)
Publikumspreis
Ian Frazer und sein chinesischer Kollege Jian Zhou erhalten den
Publikumspreis für den ersten Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs.
Die Entwicklung von Gardasil ist ein medizinischer Durchbruch, denn
der Impfstoff schützt Mädchen und Frauen vor dem Humanen
Papillomvirus (HPV). Das sexuell übertragbare Virus führt zur
Infektion von Haut- und Schleimhautgewebe, was im schlimmsten Fall
Gebärmutterhalskrebs hervorrufen kann. Gardasil hat bereits zahllose
Leben gerettet. Das Publikum bestimmt via Online-Votum den Gewinner
des Publikumspreises aus dem Kreis der 15 Finalisten. Das
australisch-chinesische Forscherteam erhielt mehr als 32 Prozent der
47 000 Stimmen. Das Online-Voting ist in diesem Jahr so begehrt wie
nie: es wurden doppelt so viele Stimmen wie im Vorjahr abgegeben.
Weitere Informationen finden Sie hier: (http://ots.de/TvHet)
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist der wichtigste Preis für
Innovation in Europa. Er wird seit 2006 jährlich vom Europäischen
Patentamt (EPA) verliehen. In diesem Jahr hat die insgesamt 10.
Preisverleihung stattgefunden. Mit dem Preis werden einzelne Erfinder
und Teams von Erfindern ausgezeichnet, die mit ihren Entwicklungen
dazu beitragen, technische Antworten auf die wichtigsten
Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Eine internationale
hochkarätig besetzte Jury prüft dabei, inwieweit diese Erfinder mit
ihrer Arbeit zu gesellschaftlichem Fortschritt, zur Schaffung von
Arbeitsplätzen und zum Wohlstand in Europa beigetragen haben. Auch
die Öffentlichkeit ist eingeladen, an der Preisverleihung
mitzuwirken: Sie bestimmt per Online-Voting den Gewinner des
Publikumspreises unter den 15 Finalisten.
Über das EPA
Mit rund 7.000 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA)
eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen
Dienstes. Der Hauptsitz ist in München, Niederlassungen gibt es in
Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die
Zusammenarbeit europäischer Staaten auf dem Gebiet des Patentwesens
zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können
Erfinder Patentschutz in bis zu 38 Mitgliedstaaten erlangen. Das EPA
ist überdies die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen
und Patentinformation.
Pressekontakt:
Rainer Osterwalder
Pressesprecher
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Jana Kotalik
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