Hamburg. „Wir sind in der Urologie auf einem guten Weg, unseren Patientinnen und Patienten immer stärker individualisierte Therapien anbieten zu können“, so das Fazit von Kongresspräsidentin Professor Dr. Margit Fisch zum Ende des 7. Nordkongresses Urologie. Rund 800 Teilnehmer hatten die gemeinsame Jahrestagung der Vereinigung Norddeutscher Urologen e.V., der Brandenburgischen Gesellschaft für Urologie e.V. und der Berliner Urologischen Gesellschaft e.V. vom 18. bis 20. April 2013 im Kongresshotel Grand Elysée in der Hansestadt besucht.
Unter dem Motto „Urologie im Wandel zur minimalen Invasivität“ wurden mehr als 100 wissenschaftliche Beiträge präsentiert, die das komplette Spektrum der Urologie abdeckten und internationale Erkenntnisse in die tägliche Versorgung in Klinik und Praxis tragen. „Heute können wir viele Behandlungen zunehmend auf den Einzelfall abstimmen und abhängig vom Alter und Begleiterkrankungen des Patienten eine individuell angemessen Therapie wählen“, so die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Eppendorf weiter.
Auch am letzten Tag des Kongresses wurde dem Kongressmotto folgend in einer hochkarätig besetzten Prostatakarzinom-Sitzung darüber debattiert, welche Diagnostik und welche Therapien den Patienten eventuell erspart bleiben können. So wurde in einer Pro- und Contra-Diskussion diskutiert, ob eine sekundäre Entfernung der Lymphknoten bei einem PSA-Rezidiv den Patienten wirklich zugemutet werden sollte. Bei aller Kontroversität waren sich die Experten jedoch einig, dass die hierzu im Vorfeld häufig veranlasste Bildgebung mittels PET-CT für diese Fragestellung keine oder nur eine unzureichende Aussagekraft besitzt und besser nicht durchgeführt werden sollte.
Berichtet wurde auch über die sich rasch weiterentwickelnden Möglichkeiten der medikamentösen Therapie des metastasierten Prostatakarzinoms. Unter dem Schlagwort „tailored therapies“ wurde der Trend aufgezeigt, dass die Behandlungen in absehbarer Zukunft hoffentlich immer personalisierter und damit effektiver für die Patienten werden könnten, indem nach genetischer Untersuchung des Tumors nur solche Medikamente zum Einsatz kommen, die bei dem individuellen Tumor eines Patienten auch wirklich einen Effekt haben sollten.
Angesichts gut gefüllter Veranstaltungssäle, moderner Vortragsformate in Form von Pro- und Contra-Beiträgen oder Streitgesprächen sowie kurzer Wege zur großzügigen Industrieausstellung herrschte bei Veranstaltern und Teilnehmern gleichermaßen große Zufriedenheit. Außergewöhnlich positiv auch die Integration der Vereinigung urologischer Assistenzärztinnen- und ärzte, der German Society of Residents in Urology (GeSRU) e.V.: „Die Beteiligung junger Kolleginnen und Kollegen an der Moderation unserer wissenschaftlichen Veranstaltungen war ein großer Erfolg und bedeutet optimale Nachwuchsförderung“, sagt Professor Dr. Fisch.
Mit der Vergabe dreier Promotionsstipendien an Judith Saul, Lars Weisbach und Martin Weiss leisteten die norddeutschen Fachgesellschaften weitere Nachwuchsförderung. Wissenschaftliche Preise wurden in Hamburg ebenfalls verliehen an Jonas Ekrutt, Claus Brunken und Lukas Manka. Den Peter-Bischoff-Preis für eine herausragende wissenschaftliche Vortrags- oder Posterpräsentation auf dem Nordkongress vergab die Vereinigung Norddeutscher Urologen e.V. an Thomas Balks und an Alexander Winter.
Traditionell fand im Rahmen des 7. Nordkongresses ein Pflegekongress für medizinische Assistenz- und Pflegeberufe statt, der mit knapp 100 Teilnehmern ebenfalls sehr gut besucht war.
Anspruchsvolle Fortbildung vor Ort bieten die drei regionalen urologischen Fachgesellschaften aus Hamburg, Berlin und Brandenburg auch im nächsten Jahr: Zum 8. Nordkongress Urologie lädt die Brandenburgische Gesellschaft für Urologie e.V. vom 12. bis 14. Juni 2014 nach Cottbus ein.
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