Erneuerbar statt endlich: Übergang zu nachhaltiger Energiewirtschaft wird analysiert

Es scheint paradox: Obwohl fossile Brennstoffe die globale Erwärmung befeuern UND immer knapper werden, steigt ihr Konsum durch den Menschen weiter und weiter. Mit allen unbekannten Konsequenzen. Dabei scheint die Lösung einfach: alternative und erneuerbare Energien. Deren Nutzung ist unbegrenzt möglich und sie verursachen keine zusätzlichen Treibhausgase. Doch die ökonomischen Voraussetzungen und Hindernisse, die einen Übergang zu ihrer umfassenden Nutzung herbeiführen könnten, sind in vielen Details noch nicht bekannt bzw. werden ignoriert. Nun leistet ein Team des Instituts für Betriebswirtschaftslehre der Universität Wien einen umfassenden Beitrag, das zu ändern.

„Forschungsenergie“
Dabei setzt Prof. Franz Wirl, Projektleiter und Inhaber des Lehrstuhls für Industrie, Energie und Umwelt, auf eine ganze Reihe von unterschiedlichen Methoden: „Wir werden in den nächsten drei Jahren mit diversen Ansätzen Fragestellungen zu den ökonomischen Rahmenbedingungen des Übergangs zu erneuerbaren Energien angehen. Zu diesen Ansätzen zählen Gleichgewichtsmodelle, dynamische Optimierungen und deterministische sowie stochastische und dynamische Spiele. Dabei sind trotz der theoretischen Ausrichtung des Projekts durchaus auch angewandte und empirische Arbeiten geplant.“

Ein ganz wesentlicher Aspekt dieser Arbeit ist der sogenannte „Oil Peak“ – also der Zeitpunkt maximaler Ölproduktion. Dieser wird maßgeblich von den vorhandenen Reserven und der Förderrate bestimmt. Insbesondere für Russland – der zweitgrößten Öl-Exportnation weltweit – analysieren Prof. Wirl und sein Team nun die Auswirkungen des „Oil Peaks“.

Des Weiteren stehen unterschiedliche politische Regulierungsmechanismen und deren Limits im Fokus des Projekts. Diese schaffen Anreize zur Nutzung erneuerbarer Energie – oder Hürden für die Verbrennung fossiler Rohstoffe – und damit für die Marktpenetration alternativer Energieträger. Tatsächlich sind deren Konsequenzen und Limits bisher wenig bekannt – obwohl selbst in der öffentlichen Debatte klar ist, dass die externen Effekte unserer heutigen Energienutzung einer Regulierung oder öffentlichen Intervention bedürfen.

Weniger ist mehr
Ein drastisches Szenario, das dies vor Augen führt, wird als „Green Paradoxon“ bezeichnet: Eine Reduktion des fossilen Energieverbrauchs in den Industrieländern senkt die Preise für Gas, Kohle und Öl, was deren Verbrauch vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern wiederum anheizen würde. Ein anderer oft ignorierter Punkt in diesem Zusammenhang, der nun näher untersucht wird, ist die Tatsache, dass Regierungen sich nur bedingt langfristig verpflichten können – wie die griechische Verschuldungskrise aktuell bestätigt. Das aber bedeutet wiederum, dass InvestorInnen – egal ob groß oder klein – auf „versprochene“ Rahmenbedingungen nicht vertrauen können.

Doch noch weitere Markt- und Naturkräfte stellen sich der Nutzung alternativer Energien in den Weg – und werden nun in diesem FWF-Projekt näher analysiert. Dazu zählt die Konkurrenz der Biomasseproduktion mit der Nahrungsmittelproduktion um Landflächen. Aber auch die „launische“ Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenenergie sowie deren Einfluss auf das Landschaftsbild werden analysiert. So leistet das Team um Prof. Wirl einen grundlegenden Beitrag zum besseren Verständnis einer – hoffentlich – unvermeidlichen Dynamik unserer Energieversorgung und unserer Möglichkeiten, mit ihr umzugehen.

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