Studieren ist gut – für einen selbst und unsere Gesellschaft. Letzteres belegen die Projekte von BOKU-Studierenden am Technopolstandort Tulln, die alljährlich mit dem Innovation Award ausgezeichnet werden. Der von tecnet equity und accent Gründerservice gestiftete Award prämiert wirtschaftsnahe Forschungsarbeiten von angehenden WissenschafterInnen der BOKU. Diese Arbeiten sind dabei ein wichtiger Teil der erfolgreichen Vernetzungen von Unternehmen und Wissenschafts-intensiven Hochschulen am Technopol Tulln. Prämiert werden dieses Jahr zwei Projekte, die sich mit präzisen Nachweisen schädlicher Inhaltsstoffe befassen und eines, das die Holzfaserplatten-Produktion optimiert. Damit können wichtige Beiträge etwa zur Lebensmittelsicherheit und zur ressourceneffizienten Produktion von Industriegütern geleistet werden.
Natürlich ist gesund! – Schön, wenn es nur wirklich so wäre. Tatsächlich sind viele natürliche Stoffe durchaus gesundheitsschädlich. Von zahlreichen weiß man das und kontrolliert dahingehend; doch andere sind noch gänzlich unbekannt. Das zu ändern ist Ziel mehrerer Forschungsprojekte der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) am Standort Tulln – in denen Studierende kräftig mitwirken.
Drei Studierenden-Teams an der BOKU am Standort Tulln gelang es nun, den begehrten Innovation Award 2012 der tecnet equity NÖ Technologiebeteiligungs-Invest GmbH und der accent Gründerservice GmbH zu gewinnen. Überreicht wurden die diesjährigen Preise von Dr. Petra Bohuslav, der Technologielandesrätin von Niederösterreich. Diese meinte zu den Erfolgen der Studierenden und der Kooperation von tecnet, accent und BOKU: „Die Projekte der Studierenden zeigen, wie die Zusammenarbeit der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Partner am Standort Tulln die Verwertung von Forschungsleistungen in Niederösterreich beschleunigen kann. Die Erfahrung der Kollegen und Kolleginnen der tecnet und des accent trägt dabei maßgeblich zu einer hohen Effizienz und Professionalität bei.“
Die Geschäftsführerin der tecnet equity, Dr. Doris Agneter, ergänzt: „Ziel unseres Awards ist die Anregung zur Auseinandersetzung mit dem wirtschaftlichen Potenzial der eigenen wissenschaftlichen Arbeit. Damit möchten wir einen Beitrag zur engeren Kooperation von Wissenschafts-Projekten an den Hochschulen und wirtschaftlichen Partnern in Niederösterreich leisten.“
Unbekannt. Doch erkannt!
Die Grundlage für eine neue Kooperation legte nun das Team um Christoph Büschl, Bernhard Kluger und Nora Neumann vom Analytikzentrum des IFA Tulln – was mit dem 1. Platz des Innovation Awards honoriert wurde. Büschl und seine KollegInnen beschrieben eine neue, hochsensitive Nachweismethode, die es ermöglicht, selbst unbekannte Chemikalien in biologischen Proben nachzuweisen. Wichtig ist eine solche Methode in der Agrarbranche oder Medizin. Hier finden Pflanzenschutzmittel oder Medikamente Anwendung, die durch Stoffwechselprozesse abgebaut werden. Dabei entstehen auch unbekannte, bisher nicht nachweisbare – Abbauprodukte. Ganz im Sinne des Awards befasste sich das Team auch mit konkreten Überlegungen, wie und wo diese smarte Technologie als Dienstleistung angeboten werden könnte.
Bei der erfolgreichen Umsetzung solcher Geschäftsideen können die WissenschafterInnen der BOKU am Standort Tulln seit langen Jahren auf die Expertise der tecnet bauen. Dazu meint der Vizerektor für Forschung der BOKU, Prof. Josef Glößl: „Seit dem Jahr 2007 arbeiten wir in Tulln mit der tecnet zusammen. Deren Expertinnen und Experten helfen uns, wissenschaftliche Ergebnisse patentrechtlich zu schützen und wirtschaftlich zur Anwendung zu bringen. Das ist für die Gesellschaft besonders wichtig, denn Ergebnisse aus der Grundlagenforschung mit Anwendungspotenzial wecken intensives Interesse der Industrie und fördern damit die wirtschaftliche Innovation.“
Hormon-Getreide
Diesem Interesse dürfen sich auch Maria Paula Kovalsky Paris und ihre Kollegen unter der Anleitung von Prof. Adam vom Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT) sicher sein. Deren Arbeit zur molekulargenetischen Herstellung einer Referenzsubstanz erlaubt den Nachweis von Stoffwechselprodukten einer hormonähnlichen Wirksubstanz (ZON), die in verschimmeltem Getreide produziert wird. Gelangt der Stoff in die Nahrungskette, kann er – auf Grund seiner Wirkähnlichkeit mit Östrogen – zu Störungen der Fruchtbarkeit bei Nutztieren und beim Menschen beitragen. Zwar kann ZON selbst schon seit längerem nachgewiesen werden – nicht aber seine Stoffwechselprodukte. Genau dies erlauben die Ergebnisse des mit dem 2. Platz honorierten Projekts, das damit zur Lösung eines auch von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erkannten Problems in der Lebensmittelsicherheit beitragen kann.
Der 3. Platz des Innovation Awards ging an Martin Riegler aus der Arbeitsgruppe von Ulrich Müller vom Kompetenzzentrum „Wood K plus“ und dem Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der BOKU. Dieser ermittelte mit komplexen statistischen Methoden den optimalen Ressourceneinsatz bei der Produktion von Holzfaserplatten – unter Beibehaltung bestimmter statischer Belastungsgrößen der Produkte.
1. Platz des Innovation Awards 2012:
A new analytical service enables to quickly and reliably find unknown biotransformation products of Xenobiotics.
Christoph Bueschl, Bernhard Kluger und Nora K.N. Neumann
2. Platz des Innovation Awards 2012:
Z2G: Die biotechnologische Produktion einer neuen Substanz zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit.
Maria Paula Kovalsky Paris, Wolfgang Schweiger, Sanghyun Shin, Gary Muehlbauer, Christian Hametner, Rudolf Krska, Franz Berthiller und Gerhard Adam
3. Platz des Innovation Awards 2012:
Ressourceneffizienz durch multivariate statistische Prozessadaptierung am Beispiel einer Holzfaserplattenfertigung.
Martin Riegler, Bernhard Spangl, Martin Weigl und Ulrich Müller