Hamburg, 26. Oktober 2011: Der Anteil an Informationen, die nicht mehr in gedruckter Form, sondern ausschließlich digital vorhanden sind, wächst rapide an. Wie kann sichergestellt werden, dass dieses digitale Material langfristig verfügbar und unverfälscht zugänglich ist? Wer trägt die Verantwortung dafür? Fragen wie diese wurden beim globalen Gipfeltreffen zur Praxis der digitalen Langzeitarchivierung „Getting ready for Digital Preservation“ – veranstaltet von Goportis, dem Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation – diskutiert.
„Im Jahr 2020 werden 80% aller wissenschaftlichen Veröffentlichungen ausschließlich in digitaler und nicht mehr in gedruckter Form erscheinen.“ So eröffnet Prof. Klaus Tochtermann, Direktor der ZBW, der weltweit größten Spezialbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, den Digital Preservation Summit 2011 in Hamburg.
Bei der digitalen Langzeitarchivierung geht es nicht nur um den Erhalt von wissenschaftlichen Informationen – so hat beispielsweise das Portugese National Archive den gesellschaftlichen Auftrag, die Protokolle aller Gerichtsverhandlungen der vergangenen 40 Jahre aufzubewahren und deren Verfügbarkeit sicherzustellen. Die Library of Congress in den USA hingegen archiviert digital alle öffentlichen Einträge des Kurznachrichtendienstes Twitter seit dessen Bestehen im Jahr 2006. Bei etwa 50 Millionen Tweets pro Tag (!) keine einfache Aufgabe, vor allem keine, die manuell erledigt werden kann.
Für Gedächtnisorganisationen wie Bibliotheken, Archive und Museen bedeuten diese Entwicklungen beträchtliche Herausforderungen, auf die sie reagieren müssen.
Wie konkrete Lösungen dafür aussehen und welche neuen Entwicklungen und Anstrengungen es auf internationaler Ebene gibt, wurde im Rahmen des Digital Preservation Summit 2011 diskutiert.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gipfeltreffen ist im Blick zu behalten, was weltweit im sehr dynamischen Feld der digitalen Langzeitarchivierung passiert. Dafür ist die internationale Zusammenarbeit und der Austausch die Grundlage – ganz nach dem Motto „share what works …and what doesn’t work“.
Es herrscht Aufbruchstimmung im Bereich der digitalen Langzeitarchivierung. So startete Goportis, der Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation ein Projekt, in dessen Rahmen zahlreiche Daten aus den Beständen der drei Deutschen Zentralbibliotheken digital langzeitarchiviert werden. Ziel des Projekts ist es, die digitale Langzeitarchivierung in die vorhandenen Bibliotheksumgebungen als dauerhafte Aufgabe zu integrieren.
Vorraussetzung zur Bewältigung dieser Aufgaben stellt wiederum die internationale Zusammenarbeit und der institutionenübergreifende Austausch dar, denn – ganz im Sinne der Aussage von Michelle Lindlar (Deutsche Zentralbibliothek für Medizin): „Collaboration is the key to success!”
Aktuelle Informationen unter:
www.digitalpreservationsummit2011.de