Immer mehr Kinder in Deutschland haben Lern- und Entwicklungsstörungen oder zeigen Verhaltensauffälligkeiten. Zum Teil können sie deshalb nicht regelgerecht eingeschult werden. In Frühförderstellen wird diesen Kindern und ihren Eltern geholfen. Einheitliche Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen fehlen jedoch bisher.
Das Thüringer Sozialministerium hat die SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera damit beauftragt, die Situation aller 40 Frühförderstellen im Freistaat in zwei Studien wissenschaftlich zu untersuchen. Die erste Befragung hat bereits begonnen und wird bis Juni dieses Jahres abgeschlossen. Ihre Ergebnisse werden Ende 2011 veröffentlicht. In den Frühförderstellen ist die Motivation zur Unterstützung der Studie hoch, sodass mit einer sehr hohen Beteiligung gerechnet wird. Die SRH Förderstiftung unterstützt das Projekt mit 35.000 Euro.
Hintergrund der Studie ist, dass Struktur und Organisation der Frühförderstellen durch die Umsetzung der „Landesrahmenvereinbarung zur Komplexleistung Frühförderung“ derzeit verändert werden. Flächendeckend sollen Interdisziplinäre Frühförderzentren entstehen, in denen medizinische, pädagogische und therapeutische Leistungen für betroffene Kinder abgestimmt werden.
In der ersten Befragung wird die aktuelle Lage dokumentiert, z. B. Zahl und Qualifikation der Mitarbeiter, sozialer Hintergrund der Kinder sowie Umfang und Dauer der Hilfen. „Aktualisierte Daten sind dringend notwendig, weil die Zahl von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen unklarer Ursache dramatisch wächst, während klassische Behinderungen zurückgehen“, sagt Prof. Dr. Armin Sohns, Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Frühförderung an der SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera. Deshalb sei es wichtig, dass Alltagsabläufe und das familiäre Umfeld in den Frühförderkonzepten berücksichtigt werden.
In der Folgestudie 2012 wird im Vorher-Nachher-Vergleich bewertet, wie erfolgreich die bis dahin etablierten Interdisziplinären Frühförderzentren arbeiten. Daraus werden Vorschläge abgeleitet, wie die Arbeit effektiver und auf Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen kann.
Prof. Sohns leitet die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Anette Hartung, Leiterin des Bachelorstudiengangs Interdisziplinäre Frühförderung. Studierende sind ebenfalls einbezogen und lernen frühzeitig wissenschaftliche Forschungsprozesse kennen. „Unser Ziel ist, dass Kinder und Eltern unmittelbar von den Studienergebnissen profitieren können. Damit erfüllen wir den Anspruch der Hochschule anwendungsorientiert zu forschen“, sagt Prof. Dr. Manfred V. Singer, Präsident der SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera.